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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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nen Alter, vor dem Hause des Amtmanns vor¬
über, worin die Ministerinn wohnte und jetzt,
zu Juliennens Furcht, ihr Sohn war -- in die
helle schmucklose Kirche. Bald kamen ihr der
Pfarrer und Amtmann, für welche das Vor¬
übergehen ein Wink gewesen, in die Kirche
nach und holten von ihr Aufträge; beide wa¬
ren junge schöne Männer mit offner Stirn und
ein wenig Jugendstolz. -- Als man aus der
Kirche war, sagte sie: durch diese jungen Män¬
ner regiere sie über den Ort und sie selber len¬
ke sie sanft; nur junge seyen mit Haß und
Muth gegen den Schlendrian und mit Enthu¬
siasmus und Glauben ausgerüstet. Sie setzte
scherzhaft dazu, nichts beherrsche sie als eine
Schule von Mädchen, an der ihr mehr gele¬
gen sey als an der andern, weil Erziehung An¬
gewöhnung sey und diese ein Mädchen mehr
als ein Knabe brauche, dem die Welt doch
keine lasse; und sie habe einigen Hang eine
la Bonne zu seyn, weil sie es schon als
Mädchen oft bei ihren Schwestern habe seyn
müssen.

Sie führte beide darauf in mehrere Häus¬

nen Alter, vor dem Hauſe des Amtmanns vor¬
über, worin die Miniſterinn wohnte und jetzt,
zu Juliennens Furcht, ihr Sohn war — in die
helle ſchmuckloſe Kirche. Bald kamen ihr der
Pfarrer und Amtmann, für welche das Vor¬
übergehen ein Wink geweſen, in die Kirche
nach und holten von ihr Aufträge; beide wa¬
ren junge ſchöne Männer mit offner Stirn und
ein wenig Jugendſtolz. — Als man aus der
Kirche war, ſagte ſie: durch dieſe jungen Män¬
ner regiere ſie über den Ort und ſie ſelber len¬
ke ſie ſanft; nur junge ſeyen mit Haß und
Muth gegen den Schlendrian und mit Enthu¬
ſiasmus und Glauben ausgerüſtet. Sie ſetzte
ſcherzhaft dazu, nichts beherrſche ſie als eine
Schule von Mädchen, an der ihr mehr gele¬
gen ſey als an der andern, weil Erziehung An¬
gewöhnung ſey und dieſe ein Mädchen mehr
als ein Knabe brauche, dem die Welt doch
keine laſſe; und ſie habe einigen Hang eine
la Bonne zu ſeyn, weil ſie es ſchon als
Mädchen oft bei ihren Schweſtern habe ſeyn
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[328/0340] nen Alter, vor dem Hauſe des Amtmanns vor¬ über, worin die Miniſterinn wohnte und jetzt, zu Juliennens Furcht, ihr Sohn war — in die helle ſchmuckloſe Kirche. Bald kamen ihr der Pfarrer und Amtmann, für welche das Vor¬ übergehen ein Wink geweſen, in die Kirche nach und holten von ihr Aufträge; beide wa¬ ren junge ſchöne Männer mit offner Stirn und ein wenig Jugendſtolz. — Als man aus der Kirche war, ſagte ſie: durch dieſe jungen Män¬ ner regiere ſie über den Ort und ſie ſelber len¬ ke ſie ſanft; nur junge ſeyen mit Haß und Muth gegen den Schlendrian und mit Enthu¬ ſiasmus und Glauben ausgerüſtet. Sie ſetzte ſcherzhaft dazu, nichts beherrſche ſie als eine Schule von Mädchen, an der ihr mehr gele¬ gen ſey als an der andern, weil Erziehung An¬ gewöhnung ſey und dieſe ein Mädchen mehr als ein Knabe brauche, dem die Welt doch keine laſſe; und ſie habe einigen Hang eine la Bonne zu ſeyn, weil ſie es ſchon als Mädchen oft bei ihren Schweſtern habe ſeyn müſſen. Sie führte beide darauf in mehrere Häus¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/340>, abgerufen am 22.11.2024.