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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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offnes treues deutsches und sah ihn nur an,
um ihn zu lieben.

Aus dem Flötenthal kam der Rest der Ge¬
sellschaft, der Lektor u. a.; Julienne nöthigte
die Liebenden zur Scheidung, und sagte: "hier
ist kein Ischia; ohne mich könnt ihr euch hier
im Schloß gar nicht sehen; ich werde Dirs
durch Deinen Vater allzeit sagen lassen, wenn
ich da bin."

Als er allein stand in Lilar, mit dem schwe¬
ren Gedanken an Schoppe und Linda, und er
die anmuthigen Gegenden und Stellen schöner
Stunden übersah: so kam ihm auf einmal vor
als verziehe sich in der Dämmerung das Ely¬
sium wie ein reizendes Gesicht zu einem Hohn
über ihn und über das Leben -- kleine bos¬
hafte Feen sitzen an den kleinen Kinder-Tisch¬
chen als wären sie sanfte Kinder und sähen sehr
gern Menschen und Menschenlust -- sie fahren
auf als wilde Jägerinnen und rennen durch die
Blüthen -- tausend Hände wenden den Garten
mit Blüthenbäumen um und richten sein schwar¬
zes finsteres Wurzeln-Dickigt wie Gipfel im
Himmel auf -- aus den Zweigen blicken Gor¬

offnes treues deutſches und ſah ihn nur an,
um ihn zu lieben.

Aus dem Flötenthal kam der Reſt der Ge¬
ſellſchaft, der Lektor u. a.; Julienne nöthigte
die Liebenden zur Scheidung, und ſagte: „hier
iſt kein Iſchia; ohne mich könnt ihr euch hier
im Schloß gar nicht ſehen; ich werde Dirs
durch Deinen Vater allzeit ſagen laſſen, wenn
ich da bin.“

Als er allein ſtand in Lilar, mit dem ſchwe¬
ren Gedanken an Schoppe und Linda, und er
die anmuthigen Gegenden und Stellen ſchöner
Stunden überſah: ſo kam ihm auf einmal vor
als verziehe ſich in der Dämmerung das Ely¬
ſium wie ein reizendes Geſicht zu einem Hohn
über ihn und über das Leben — kleine bos¬
hafte Feen ſitzen an den kleinen Kinder-Tiſch¬
chen als wären ſie ſanfte Kinder und ſähen ſehr
gern Menſchen und Menſchenluſt — ſie fahren
auf als wilde Jägerinnen und rennen durch die
Blüthen — tauſend Hände wenden den Garten
mit Blüthenbäumen um und richten ſein ſchwar¬
zes finſteres Wurzeln-Dickigt wie Gipfel im
Himmel auf — aus den Zweigen blicken Gor¬

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[312/0324] offnes treues deutſches und ſah ihn nur an, um ihn zu lieben. Aus dem Flötenthal kam der Reſt der Ge¬ ſellſchaft, der Lektor u. a.; Julienne nöthigte die Liebenden zur Scheidung, und ſagte: „hier iſt kein Iſchia; ohne mich könnt ihr euch hier im Schloß gar nicht ſehen; ich werde Dirs durch Deinen Vater allzeit ſagen laſſen, wenn ich da bin.“ Als er allein ſtand in Lilar, mit dem ſchwe¬ ren Gedanken an Schoppe und Linda, und er die anmuthigen Gegenden und Stellen ſchöner Stunden überſah: ſo kam ihm auf einmal vor als verziehe ſich in der Dämmerung das Ely¬ ſium wie ein reizendes Geſicht zu einem Hohn über ihn und über das Leben — kleine bos¬ hafte Feen ſitzen an den kleinen Kinder-Tiſch¬ chen als wären ſie ſanfte Kinder und ſähen ſehr gern Menſchen und Menſchenluſt — ſie fahren auf als wilde Jägerinnen und rennen durch die Blüthen — tauſend Hände wenden den Garten mit Blüthenbäumen um und richten ſein ſchwar¬ zes finſteres Wurzeln-Dickigt wie Gipfel im Himmel auf — aus den Zweigen blicken Gor¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/324>, abgerufen am 17.05.2024.