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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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hielt er sich die Unmöglichkeit einer Verwandt¬
schaft vor und die Leichtigkeit, daß Schop¬
pe die angebliche Schwester mit der wahren,
mit Juliennen, verwechs'le; noch diesen Abend
wollt' er den Vater fragen.

Er gab ihr das Ja desselben zu ihrem Bun¬
de mit großer Freude, aber nicht mit der grö߬
ten, weil Schoppe's Brief nachtönte. Julienne
nahm es wahr, daß nur eine Kaskatella statt der
Kaskade heute aus ihm komme und sucht' ihn
lustig-listig auszuholen, indem sie ihn leicht
durch das ganze wichtige Personale seiner und
ihrer Bekanntschaft durchantworten ließ. Sie
hatte einige Neigung, am Theatervorhang zu
weben und zu mahlen oder auch ein Soufleur¬
loch in ihn zu stechen. Sie fieng die Fragen
von Idoine an, -- welche kurz nach seiner An¬
kunft ihren Rückweg aus der Stadt genommen
-- und hörte mit ihnen bei Schoppen auf, --
nach dessen Reise-Ziele sie forschte --; aber
Albano hatte jene nicht gesehen, dieser, sagt'
er, hab' es ihm allein vertraut. Eine schöne,
unbiegsame Marmorader der Festigkeit lief durch
sein Wesen. Linda's schwarzes Auge war ein

hielt er ſich die Unmöglichkeit einer Verwandt¬
ſchaft vor und die Leichtigkeit, daß Schop¬
pe die angebliche Schweſter mit der wahren,
mit Juliennen, verwechſ'le; noch dieſen Abend
wollt' er den Vater fragen.

Er gab ihr das Ja deſſelben zu ihrem Bun¬
de mit großer Freude, aber nicht mit der grö߬
ten, weil Schoppe's Brief nachtönte. Julienne
nahm es wahr, daß nur eine Kaskatella ſtatt der
Kaskade heute aus ihm komme und ſucht' ihn
luſtig-liſtig auszuholen, indem ſie ihn leicht
durch das ganze wichtige Perſonale ſeiner und
ihrer Bekanntſchaft durchantworten ließ. Sie
hatte einige Neigung, am Theatervorhang zu
weben und zu mahlen oder auch ein Soufleur¬
loch in ihn zu ſtechen. Sie fieng die Fragen
von Idoine an, — welche kurz nach ſeiner An¬
kunft ihren Rückweg aus der Stadt genommen
— und hörte mit ihnen bei Schoppen auf, —
nach deſſen Reiſe-Ziele ſie forſchte —; aber
Albano hatte jene nicht geſehen, dieſer, ſagt'
er, hab' es ihm allein vertraut. Eine ſchöne,
unbiegſame Marmorader der Feſtigkeit lief durch
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[311/0323] hielt er ſich die Unmöglichkeit einer Verwandt¬ ſchaft vor und die Leichtigkeit, daß Schop¬ pe die angebliche Schweſter mit der wahren, mit Juliennen, verwechſ'le; noch dieſen Abend wollt' er den Vater fragen. Er gab ihr das Ja deſſelben zu ihrem Bun¬ de mit großer Freude, aber nicht mit der grö߬ ten, weil Schoppe's Brief nachtönte. Julienne nahm es wahr, daß nur eine Kaskatella ſtatt der Kaskade heute aus ihm komme und ſucht' ihn luſtig-liſtig auszuholen, indem ſie ihn leicht durch das ganze wichtige Perſonale ſeiner und ihrer Bekanntſchaft durchantworten ließ. Sie hatte einige Neigung, am Theatervorhang zu weben und zu mahlen oder auch ein Soufleur¬ loch in ihn zu ſtechen. Sie fieng die Fragen von Idoine an, — welche kurz nach ſeiner An¬ kunft ihren Rückweg aus der Stadt genommen — und hörte mit ihnen bei Schoppen auf, — nach deſſen Reiſe-Ziele ſie forſchte —; aber Albano hatte jene nicht geſehen, dieſer, ſagt' er, hab' es ihm allein vertraut. Eine ſchöne, unbiegſame Marmorader der Feſtigkeit lief durch ſein Weſen. Linda's ſchwarzes Auge war ein

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/323>, abgerufen am 17.05.2024.