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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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da gab ihm Momus einen Lorbeerzweig von
Virgils Grabe *) und sagte: das ist deine
Daphne. Jetzt erzürnte sich seine große Schwe¬
ster Diana, sie gab Daphnen ihre Gestalt und
Kleidung, als komme sie aus den Wäldern der
Pyrenäen herüber; aber er erkannte die Ge¬
liebte und gieng mit ihr in den Olympus zu¬
rück." -- Als Dian das sang und die Lieder
mit den Saitentönen fliegen ließ, so standen
hoch drüben im Himmel die ewigen Glanz-Ge¬
bürge aus Eis, von den Bergen flatterten Quel¬
len und Schatten in den hellen See und der
Abend bewegte sich entzündet und entzückt. Da
ergriff der stille Albano die Saiten, senkte das
Auge in den Blitz der Gebürge ein und fieng
erröthend an: "verweile, o Sänger, bei den ho¬
hen Geistern, die auf das Schlachtfeld zogen,
tödtend, sterbend -- und die aufbaueten die
ewigen Tempel der Menschheit -- verweile bei
den reinen Demanten, die glänzend und fest
unter dem Hammer des Schicksals blieben --
verweile bei der alten Zeit, bei dem Meere

*) Dian liebte den Virgil nicht.

da gab ihm Momus einen Lorbeerzweig von
Virgils Grabe *) und ſagte: das iſt deine
Daphne. Jetzt erzürnte ſich ſeine große Schwe¬
ſter Diana, ſie gab Daphnen ihre Geſtalt und
Kleidung, als komme ſie aus den Wäldern der
Pyrenäen herüber; aber er erkannte die Ge¬
liebte und gieng mit ihr in den Olympus zu¬
rück.“ — Als Dian das ſang und die Lieder
mit den Saitentönen fliegen ließ, ſo ſtanden
hoch drüben im Himmel die ewigen Glanz-Ge¬
bürge aus Eis, von den Bergen flatterten Quel¬
len und Schatten in den hellen See und der
Abend bewegte ſich entzündet und entzückt. Da
ergriff der ſtille Albano die Saiten, ſenkte das
Auge in den Blitz der Gebürge ein und fieng
erröthend an: „verweile, o Sänger, bei den ho¬
hen Geiſtern, die auf das Schlachtfeld zogen,
tödtend, ſterbend — und die aufbaueten die
ewigen Tempel der Menſchheit — verweile bei
den reinen Demanten, die glänzend und feſt
unter dem Hammer des Schickſals blieben —
verweile bei der alten Zeit, bei dem Meere

*) Dian liebte den Virgil nicht.
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[245/0257] da gab ihm Momus einen Lorbeerzweig von Virgils Grabe *) und ſagte: das iſt deine Daphne. Jetzt erzürnte ſich ſeine große Schwe¬ ſter Diana, ſie gab Daphnen ihre Geſtalt und Kleidung, als komme ſie aus den Wäldern der Pyrenäen herüber; aber er erkannte die Ge¬ liebte und gieng mit ihr in den Olympus zu¬ rück.“ — Als Dian das ſang und die Lieder mit den Saitentönen fliegen ließ, ſo ſtanden hoch drüben im Himmel die ewigen Glanz-Ge¬ bürge aus Eis, von den Bergen flatterten Quel¬ len und Schatten in den hellen See und der Abend bewegte ſich entzündet und entzückt. Da ergriff der ſtille Albano die Saiten, ſenkte das Auge in den Blitz der Gebürge ein und fieng erröthend an: „verweile, o Sänger, bei den ho¬ hen Geiſtern, die auf das Schlachtfeld zogen, tödtend, ſterbend — und die aufbaueten die ewigen Tempel der Menſchheit — verweile bei den reinen Demanten, die glänzend und feſt unter dem Hammer des Schickſals blieben — verweile bei der alten Zeit, bei dem Meere *) Dian liebte den Virgil nicht.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/257>, abgerufen am 22.11.2024.