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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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wachsen und mit allen Vollkommenheiten, und
können sich leicht liebhaben, wenn andere Schwe¬
stern erst viele Jahre die Fehler des heranwach¬
senden Bruders zu verwinden haben."

Jetzt kamen sie auf die Gallerie zwischen
Limonien-Blüthen, wo Gaspard seinem Sohne
so viele Schleier und Masken um die Zukunft
hängend hatte sehen lassen; da sagte Albano
mit Unwillen: "hier mußt' ich mir viele Räth¬
sel ankündigen lassen -- und dort (er meinte
die Stelle im Meer, wo ihm zuerst Linda's Bild
auf den Wellen erschien,) wurde sogar diese
theuere Gestalt nachgeäfft." -- "Mein Gott,
(sagte Linda heftig,) warum es noch gar aus¬
sprechen? o es war so schlecht, es zu thun!" --
"Eingebüßet aber hat doch niemand viel da¬
bei, (sagte scherzend Julienne,) ausgenommen
ein Paar die Herzen und ich die Anonimität!"
"Könnten wir beide nicht antworten, Albano?"
sagte Linda leise und hob die Augen auf. "Bei
Gott!" sagte er stark, denn ohne jene Vor¬
spiele hätten sie sich früher gesucht und ge¬
funden.

Unter diesen Blicken in eine seltsame mit

wachſen und mit allen Vollkommenheiten, und
können ſich leicht liebhaben, wenn andere Schwe¬
ſtern erſt viele Jahre die Fehler des heranwach¬
ſenden Bruders zu verwinden haben.“

Jetzt kamen ſie auf die Gallerie zwiſchen
Limonien-Blüthen, wo Gaſpard ſeinem Sohne
ſo viele Schleier und Masken um die Zukunft
hängend hatte ſehen laſſen; da ſagte Albano
mit Unwillen: „hier mußt' ich mir viele Räth¬
ſel ankündigen laſſen — und dort (er meinte
die Stelle im Meer, wo ihm zuerſt Linda's Bild
auf den Wellen erſchien,) wurde ſogar dieſe
theuere Geſtalt nachgeäfft.“ — „Mein Gott,
(ſagte Linda heftig,) warum es noch gar aus¬
ſprechen? o es war ſo ſchlecht, es zu thun!“ —
„Eingebüßet aber hat doch niemand viel da¬
bei, (ſagte ſcherzend Julienne,) ausgenommen
ein Paar die Herzen und ich die Anonimität!“
„Könnten wir beide nicht antworten, Albano?“
ſagte Linda leiſe und hob die Augen auf. „Bei
Gott!“ ſagte er ſtark, denn ohne jene Vor¬
ſpiele hätten ſie ſich früher geſucht und ge¬
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Unter dieſen Blicken in eine ſeltſame mit

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[232/0244] wachſen und mit allen Vollkommenheiten, und können ſich leicht liebhaben, wenn andere Schwe¬ ſtern erſt viele Jahre die Fehler des heranwach¬ ſenden Bruders zu verwinden haben.“ Jetzt kamen ſie auf die Gallerie zwiſchen Limonien-Blüthen, wo Gaſpard ſeinem Sohne ſo viele Schleier und Masken um die Zukunft hängend hatte ſehen laſſen; da ſagte Albano mit Unwillen: „hier mußt' ich mir viele Räth¬ ſel ankündigen laſſen — und dort (er meinte die Stelle im Meer, wo ihm zuerſt Linda's Bild auf den Wellen erſchien,) wurde ſogar dieſe theuere Geſtalt nachgeäfft.“ — „Mein Gott, (ſagte Linda heftig,) warum es noch gar aus¬ ſprechen? o es war ſo ſchlecht, es zu thun!“ — „Eingebüßet aber hat doch niemand viel da¬ bei, (ſagte ſcherzend Julienne,) ausgenommen ein Paar die Herzen und ich die Anonimität!“ „Könnten wir beide nicht antworten, Albano?“ ſagte Linda leiſe und hob die Augen auf. „Bei Gott!“ ſagte er ſtark, denn ohne jene Vor¬ ſpiele hätten ſie ſich früher geſucht und ge¬ funden. Unter dieſen Blicken in eine ſeltſame mit

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/244>, abgerufen am 02.05.2024.