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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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ihnen brannten tausend Lampen auf dem kö¬
niglichen Pallaste der nahen Insel Prozita.

Indem er über das Meer hinblickte, dessen
Küsten in die Nacht versunken waren und das
unermeßlich und finster als eine zweite Nacht
dahin lag: so sah er zuweilen einen zerfließen¬
den Glanz darüber schweifen, der immer brei¬
ter und heller floß. Auch zeigte sich eine ferne
Fackel in der Luft, deren Lodern lange Feuer-
Furchen durch die flimmernden Wellen zog. Es
kam eine Barke näher mit eingezognem Segel,
weil der Wind vom Lande gieng. Weibliche
Gestalten erschienen auf ihr, worunter eine nach
dem Vesuv gewandte von königlichem Wuchs,
an deren rothem Seidenkleide der Fackelschein
lang herunterfloß, das Auge fest hielt. Wie
sie näher schifften und das helle Meer unter
den schlagenden Rudern auf beiden Seiten
aufbrannte: so schien eine Göttinn zu kommen,
um welche das Meer mit entzückten Flammen
schwimmt und die es nicht weiß. Alle stiegen
ln einiger Ferne ans Land, wo bestellte Die¬
ner, wie es schien, dazu gewartet hatten, um
alles zu erleichtern. Von der langen Gestalt

ihnen brannten tauſend Lampen auf dem kö¬
niglichen Pallaſte der nahen Inſel Prozita.

Indem er über das Meer hinblickte, deſſen
Küſten in die Nacht verſunken waren und das
unermeßlich und finſter als eine zweite Nacht
dahin lag: ſo ſah er zuweilen einen zerfließen¬
den Glanz darüber ſchweifen, der immer brei¬
ter und heller floß. Auch zeigte ſich eine ferne
Fackel in der Luft, deren Lodern lange Feuer-
Furchen durch die flimmernden Wellen zog. Es
kam eine Barke näher mit eingezognem Segel,
weil der Wind vom Lande gieng. Weibliche
Geſtalten erſchienen auf ihr, worunter eine nach
dem Veſuv gewandte von königlichem Wuchs,
an deren rothem Seidenkleide der Fackelſchein
lang herunterfloß, das Auge feſt hielt. Wie
ſie näher ſchifften und das helle Meer unter
den ſchlagenden Rudern auf beiden Seiten
aufbrannte: ſo ſchien eine Göttinn zu kommen,
um welche das Meer mit entzückten Flammen
ſchwimmt und die es nicht weiß. Alle ſtiegen
ln einiger Ferne ans Land, wo beſtellte Die¬
ner, wie es ſchien, dazu gewartet hatten, um
alles zu erleichtern. Von der langen Geſtalt

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[126/0138] ihnen brannten tauſend Lampen auf dem kö¬ niglichen Pallaſte der nahen Inſel Prozita. Indem er über das Meer hinblickte, deſſen Küſten in die Nacht verſunken waren und das unermeßlich und finſter als eine zweite Nacht dahin lag: ſo ſah er zuweilen einen zerfließen¬ den Glanz darüber ſchweifen, der immer brei¬ ter und heller floß. Auch zeigte ſich eine ferne Fackel in der Luft, deren Lodern lange Feuer- Furchen durch die flimmernden Wellen zog. Es kam eine Barke näher mit eingezognem Segel, weil der Wind vom Lande gieng. Weibliche Geſtalten erſchienen auf ihr, worunter eine nach dem Veſuv gewandte von königlichem Wuchs, an deren rothem Seidenkleide der Fackelſchein lang herunterfloß, das Auge feſt hielt. Wie ſie näher ſchifften und das helle Meer unter den ſchlagenden Rudern auf beiden Seiten aufbrannte: ſo ſchien eine Göttinn zu kommen, um welche das Meer mit entzückten Flammen ſchwimmt und die es nicht weiß. Alle ſtiegen ln einiger Ferne ans Land, wo beſtellte Die¬ ner, wie es ſchien, dazu gewartet hatten, um alles zu erleichtern. Von der langen Geſtalt

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/138>, abgerufen am 02.05.2024.