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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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nahm eine kleine mit einer Doppellorgnette
versehene einen kurzen Abschied und gieng mit
einem ansehnlichen Gefolge fort. Die rothge¬
kleidete zog einen weißen Schleier über das
Gesicht und gieng, von zwei Jungfrauen be¬
gleitet, ernst und einer Fürstinn ähnlich, der
Stelle zu, wo Albano und die Töne waren.

Albano stand nahe an ihr, zwei große
schwarze Augen mit Feuer gefüllt und mit in¬
nigem Ernst auf dem Leben ruhend strahlten
durch den Schleier, der die stolze gerade Stirn
und Nase verrieth. In der ganzen Erscheinung
war für ihn etwas Bekanntes und doch Gros¬
ses, sie kam ihm als eine Feenköniginn vor, die
vorlängst sich mit einem himmlischen Angesicht
über seine Wiege lächelnd und begabend her¬
eingebückt und die nun der Geist mit alter Lie¬
be wieder erkennt. Er dachte wohl an einen
Nahmen, den ihm Geister genannt, aber diese
Gegenwart schien hier nicht möglich. Sie hef¬
tete ihr Auge mit Wohlgefallen und Aufmerk¬
samkeit auf das Spiel zweier Jungfrauen,
welche niedlich in Seide gekleidet, mit Gold
besetzten seidnen Schürzen zur Tamburine ei¬

nahm eine kleine mit einer Doppellorgnette
verſehene einen kurzen Abſchied und gieng mit
einem anſehnlichen Gefolge fort. Die rothge¬
kleidete zog einen weißen Schleier über das
Geſicht und gieng, von zwei Jungfrauen be¬
gleitet, ernſt und einer Fürſtinn ähnlich, der
Stelle zu, wo Albano und die Töne waren.

Albano ſtand nahe an ihr, zwei große
ſchwarze Augen mit Feuer gefüllt und mit in¬
nigem Ernſt auf dem Leben ruhend ſtrahlten
durch den Schleier, der die ſtolze gerade Stirn
und Naſe verrieth. In der ganzen Erſcheinung
war für ihn etwas Bekanntes und doch Gros¬
ſes, ſie kam ihm als eine Feenköniginn vor, die
vorlängſt ſich mit einem himmliſchen Angeſicht
über ſeine Wiege lächelnd und begabend her¬
eingebückt und die nun der Geiſt mit alter Lie¬
be wieder erkennt. Er dachte wohl an einen
Nahmen, den ihm Geiſter genannt, aber dieſe
Gegenwart ſchien hier nicht möglich. Sie hef¬
tete ihr Auge mit Wohlgefallen und Aufmerk¬
ſamkeit auf das Spiel zweier Jungfrauen,
welche niedlich in Seide gekleidet, mit Gold
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[127/0139] nahm eine kleine mit einer Doppellorgnette verſehene einen kurzen Abſchied und gieng mit einem anſehnlichen Gefolge fort. Die rothge¬ kleidete zog einen weißen Schleier über das Geſicht und gieng, von zwei Jungfrauen be¬ gleitet, ernſt und einer Fürſtinn ähnlich, der Stelle zu, wo Albano und die Töne waren. Albano ſtand nahe an ihr, zwei große ſchwarze Augen mit Feuer gefüllt und mit in¬ nigem Ernſt auf dem Leben ruhend ſtrahlten durch den Schleier, der die ſtolze gerade Stirn und Naſe verrieth. In der ganzen Erſcheinung war für ihn etwas Bekanntes und doch Gros¬ ſes, ſie kam ihm als eine Feenköniginn vor, die vorlängſt ſich mit einem himmliſchen Angeſicht über ſeine Wiege lächelnd und begabend her¬ eingebückt und die nun der Geiſt mit alter Lie¬ be wieder erkennt. Er dachte wohl an einen Nahmen, den ihm Geiſter genannt, aber dieſe Gegenwart ſchien hier nicht möglich. Sie hef¬ tete ihr Auge mit Wohlgefallen und Aufmerk¬ ſamkeit auf das Spiel zweier Jungfrauen, welche niedlich in Seide gekleidet, mit Gold beſetzten ſeidnen Schürzen zur Tamburine ei¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/139>, abgerufen am 02.05.2024.