Hier zogen ihn Nachtigallen zuerst mit Tö¬ nen in die Welt herein. Er fand den Namen Ischia wieder, und sah nun, daß das Schloß auf dem Felsen und die lange Dächer-Gasse der Ufer-Stadt voll brennender Lampen stand. -- Er gieng auf die erleuchtete von Menschen umlagerte Stelle der Töne zu, und fand eine ganz in Freudenfeuern stehende Kapelle. Einer Madonna und ihrem Kinde in der Nische wurde unter dem geschwätzigen Rausche der Freude und Andacht eine Nachtmusik vorgespielt. Hier fand er seine Wirthsleute wieder, die ihn alle im Jubel ganz vergessen hatten, und Dian sagte: "ich hätt' Euch schon geweckt, die Nacht und die Lust währt noch lange."
"Hört und seht doch dort den göttlichen Vesuvio, der das Fest so recht gut mitfeiert," rief Dian, der sich so tief in die Wellen der Freude eintauchte, als irgend ein Ischianer. Albano sah hinüber nach der hoch im Ster¬ nenhimmel webenden Flamme, die wie ein Gott den großen Donner unter sich hatte, und die Nacht hatte das misenische Vorgebürg wie eine Wolke neben dem Vulkan aufgerichtet. Neben
Hier zogen ihn Nachtigallen zuerſt mit Tö¬ nen in die Welt herein. Er fand den Namen Iſchia wieder, und ſah nun, daß das Schloß auf dem Felſen und die lange Dächer-Gaſſe der Ufer-Stadt voll brennender Lampen ſtand. — Er gieng auf die erleuchtete von Menſchen umlagerte Stelle der Töne zu, und fand eine ganz in Freudenfeuern ſtehende Kapelle. Einer Madonna und ihrem Kinde in der Niſche wurde unter dem geſchwätzigen Rauſche der Freude und Andacht eine Nachtmuſik vorgeſpielt. Hier fand er ſeine Wirthsleute wieder, die ihn alle im Jubel ganz vergeſſen hatten, und Dian ſagte: „ich hätt' Euch ſchon geweckt, die Nacht und die Luſt währt noch lange.“
„Hört und ſeht doch dort den göttlichen Vesuvio, der das Feſt ſo recht gut mitfeiert,“ rief Dian, der ſich ſo tief in die Wellen der Freude eintauchte, als irgend ein Iſchianer. Albano ſah hinüber nach der hoch im Ster¬ nenhimmel webenden Flamme, die wie ein Gott den großen Donner unter ſich hatte, und die Nacht hatte das miſeniſche Vorgebürg wie eine Wolke neben dem Vulkan aufgerichtet. Neben
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0137"n="125"/><p>Hier zogen ihn Nachtigallen zuerſt mit Tö¬<lb/>
nen in die Welt herein. Er fand den Namen<lb/><hirendition="#aq">Iſchia</hi> wieder, und ſah nun, daß das Schloß<lb/>
auf dem Felſen und die lange Dächer-Gaſſe<lb/>
der Ufer-Stadt voll brennender Lampen ſtand.<lb/>— Er gieng auf die erleuchtete von Menſchen<lb/>
umlagerte Stelle der Töne zu, und fand eine<lb/>
ganz in Freudenfeuern ſtehende Kapelle. Einer<lb/>
Madonna und ihrem Kinde in der Niſche wurde<lb/>
unter dem geſchwätzigen Rauſche der Freude und<lb/>
Andacht eine Nachtmuſik vorgeſpielt. Hier fand<lb/>
er ſeine Wirthsleute wieder, die ihn alle im<lb/>
Jubel ganz vergeſſen hatten, und Dian ſagte:<lb/>„ich hätt' Euch ſchon geweckt, die Nacht und<lb/>
die Luſt währt noch lange.“</p><lb/><p>„Hört und ſeht doch dort den göttlichen<lb/><hirendition="#aq">Vesuvio</hi>, der das Feſt ſo recht gut mitfeiert,“<lb/>
rief Dian, der ſich ſo tief in die Wellen der<lb/>
Freude eintauchte, als irgend ein Iſchianer.<lb/>
Albano ſah hinüber nach der hoch im Ster¬<lb/>
nenhimmel webenden Flamme, die wie ein Gott<lb/>
den großen Donner unter ſich hatte, und die<lb/>
Nacht hatte das miſeniſche Vorgebürg wie eine<lb/>
Wolke neben dem Vulkan aufgerichtet. Neben<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[125/0137]
Hier zogen ihn Nachtigallen zuerſt mit Tö¬
nen in die Welt herein. Er fand den Namen
Iſchia wieder, und ſah nun, daß das Schloß
auf dem Felſen und die lange Dächer-Gaſſe
der Ufer-Stadt voll brennender Lampen ſtand.
— Er gieng auf die erleuchtete von Menſchen
umlagerte Stelle der Töne zu, und fand eine
ganz in Freudenfeuern ſtehende Kapelle. Einer
Madonna und ihrem Kinde in der Niſche wurde
unter dem geſchwätzigen Rauſche der Freude und
Andacht eine Nachtmuſik vorgeſpielt. Hier fand
er ſeine Wirthsleute wieder, die ihn alle im
Jubel ganz vergeſſen hatten, und Dian ſagte:
„ich hätt' Euch ſchon geweckt, die Nacht und
die Luſt währt noch lange.“
„Hört und ſeht doch dort den göttlichen
Vesuvio, der das Feſt ſo recht gut mitfeiert,“
rief Dian, der ſich ſo tief in die Wellen der
Freude eintauchte, als irgend ein Iſchianer.
Albano ſah hinüber nach der hoch im Ster¬
nenhimmel webenden Flamme, die wie ein Gott
den großen Donner unter ſich hatte, und die
Nacht hatte das miſeniſche Vorgebürg wie eine
Wolke neben dem Vulkan aufgerichtet. Neben
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/137>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.