Menschen waren das! Kaum erfahren wir es gelegentlich im Plinius oder Zizero, daß einer von ihnen dort ein Landhaus hat, oder daß es ein schönes Neapel giebt, -- mitten aus dem Freudenmeer der Natur wachsen und tragen ihre Lorbeer so gut wie aus dem Eis¬ meere Deutschlands und Englands, oder aus Ara¬ biens Sand -- in Wüsten und in Paradiesen schlu¬ gen ihre starken Herzen gleich fort und für diese Weltseelen gab es keine Wohnung, außer die Welt. Nur bei solchen Seelen sind Em¬ pfindungen fast mehr werth als Thaten, ein Römer konnte hier groß vor Freude weinen! Dian, sage, was kann der neuere Mensch dafür, daß er so spät lebt hinter ihren Ruinen?"" --
Jugend und Ruinen, einstürzende Vergan¬ genheit und ewige Lebensfülle bedeckten das misenische Gestade und die ganze unabsehliche Küste -- an die zerbrochnen Aschenkrüge todter Götter, an die zerstückten Tempel Merkurs, Dianens, spielte die fröhliche leichte Welle und die ewige Sonne -- alte einsame Brückenpfei¬ ler im Meer, einsame Tempelsäulen und Bo¬ gen sprachen im üppigen Lebensglanze das
Menſchen waren das! Kaum erfahren wir es gelegentlich im Plinius oder Zizero, daß einer von ihnen dort ein Landhaus hat, oder daß es ein ſchönes Neapel giebt, — mitten aus dem Freudenmeer der Natur wachſen und tragen ihre Lorbeer ſo gut wie aus dem Eis¬ meere Deutſchlands und Englands, oder aus Ara¬ biens Sand — in Wüſten und in Paradieſen ſchlu¬ gen ihre ſtarken Herzen gleich fort und für dieſe Weltſeelen gab es keine Wohnung, außer die Welt. Nur bei ſolchen Seelen ſind Em¬ pfindungen faſt mehr werth als Thaten, ein Römer konnte hier groß vor Freude weinen! Dian, ſage, was kann der neuere Menſch dafür, daß er ſo ſpät lebt hinter ihren Ruinen?““ —
Jugend und Ruinen, einſtürzende Vergan¬ genheit und ewige Lebensfülle bedeckten das miſeniſche Geſtade und die ganze unabſehliche Küſte — an die zerbrochnen Aſchenkrüge todter Götter, an die zerſtückten Tempel Merkurs, Dianens, ſpielte die fröhliche leichte Welle und die ewige Sonne — alte einſame Brückenpfei¬ ler im Meer, einſame Tempelſäulen und Bo¬ gen ſprachen im üppigen Lebensglanze das
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Menſchen waren das! Kaum erfahren wir
es gelegentlich im Plinius oder Zizero, daß
einer von ihnen dort ein Landhaus hat, oder
daß es ein ſchönes Neapel giebt, — mitten
aus dem Freudenmeer der Natur wachſen und
tragen ihre Lorbeer ſo gut wie aus dem Eis¬
meere Deutſchlands und Englands, oder aus Ara¬
biens Sand — in Wüſten und in Paradieſen ſchlu¬
gen ihre ſtarken Herzen gleich fort und für
dieſe Weltſeelen gab es keine Wohnung, außer
die Welt. Nur bei ſolchen Seelen ſind Em¬
pfindungen faſt mehr werth als Thaten, ein
Römer konnte hier groß vor Freude weinen!
Dian, ſage, was kann der neuere Menſch dafür,
daß er ſo ſpät lebt hinter ihren Ruinen?““ —
Jugend und Ruinen, einſtürzende Vergan¬
genheit und ewige Lebensfülle bedeckten das
miſeniſche Geſtade und die ganze unabſehliche
Küſte — an die zerbrochnen Aſchenkrüge todter
Götter, an die zerſtückten Tempel Merkurs,
Dianens, ſpielte die fröhliche leichte Welle und
die ewige Sonne — alte einſame Brückenpfei¬
ler im Meer, einſame Tempelſäulen und Bo¬
gen ſprachen im üppigen Lebensglanze das
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/131>, abgerufen am 18.12.2024.
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