von der Landschaft dabei kriegen, wie er sagt. Dein Schoppe ist auf ein paar Monate ver¬ reiset mit Zurücklassung eines Briefs an Dich, den er dem Vater anvertrauet. Er hielt sich letztlich bei uns auf in Deiner Stube und be¬ suchte fleißig die Gräfinn Romeiro. Es ist Schade für ihn, denn er meints gut, aber der Magister Wehmeier und wir alle im Orte sind überzeugt, daß er in Kurzen toll wird und er glaubts auch und sagt, er bestelle deshalb schon sein Haus. Was die Gräfinn Romeiro anlangt, so ist sie mit der Prinzeß *) abgerei¬ set, kein Mensch weiß aber wohin, man sagt, der Fürst hab' ihr zu deutliche attentions be¬ wiesen und sie sey lieber fort nach Spanien. Andere reden von Griechenland, aber mich ver¬ sichert der Gewisse, sie sey nach Rom zu ihrem Vormund, das wirst Du nun besser wissen als ich. Der Gewisse unternahm alles Menschmög¬ liche, sie zu gewinnen, theils durch Briefe, theils selber, umsonst, keinen guten Blick konnt' er er¬ langen, so oft er sie auch bei cour anredete.
*) Julienne.
von der Landſchaft dabei kriegen, wie er ſagt. Dein Schoppe iſt auf ein paar Monate ver¬ reiſet mit Zurücklaſſung eines Briefs an Dich, den er dem Vater anvertrauet. Er hielt ſich letztlich bei uns auf in Deiner Stube und be¬ ſuchte fleißig die Gräfinn Romeiro. Es iſt Schade für ihn, denn er meints gut, aber der Magiſter Wehmeier und wir alle im Orte ſind überzeugt, daß er in Kurzen toll wird und er glaubts auch und ſagt, er beſtelle deshalb ſchon ſein Haus. Was die Gräfinn Romeiro anlangt, ſo iſt ſie mit der Prinzeß *) abgerei¬ ſet, kein Menſch weiß aber wohin, man ſagt, der Fürſt hab' ihr zu deutliche attentions be¬ wieſen und ſie ſey lieber fort nach Spanien. Andere reden von Griechenland, aber mich ver¬ ſichert der Gewiſſe, ſie ſey nach Rom zu ihrem Vormund, das wirſt Du nun beſſer wiſſen als ich. Der Gewiſſe unternahm alles Menſchmög¬ liche, ſie zu gewinnen, theils durch Briefe, theils ſelber, umſonſt, keinen guten Blick konnt' er er¬ langen, ſo oft er ſie auch bei cour anredete.
*) Julienne.
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von der Landſchaft dabei kriegen, wie er ſagt.
Dein Schoppe iſt auf ein paar Monate ver¬
reiſet mit Zurücklaſſung eines Briefs an Dich,
den er dem Vater anvertrauet. Er hielt ſich
letztlich bei uns auf in Deiner Stube und be¬
ſuchte fleißig die Gräfinn Romeiro. Es iſt
Schade für ihn, denn er meints gut, aber der
Magiſter Wehmeier und wir alle im Orte ſind
überzeugt, daß er in Kurzen toll wird und er
glaubts auch und ſagt, er beſtelle deshalb
ſchon ſein Haus. Was die Gräfinn Romeiro
anlangt, ſo iſt ſie mit der Prinzeß *) abgerei¬
ſet, kein Menſch weiß aber wohin, man ſagt,
der Fürſt hab' ihr zu deutliche attentions be¬
wieſen und ſie ſey lieber fort nach Spanien.
Andere reden von Griechenland, aber mich ver¬
ſichert der Gewiſſe, ſie ſey nach Rom zu ihrem
Vormund, das wirſt Du nun beſſer wiſſen als
ich. Der Gewiſſe unternahm alles Menſchmög¬
liche, ſie zu gewinnen, theils durch Briefe, theils
ſelber, umſonſt, keinen guten Blick konnt' er er¬
langen, ſo oft er ſie auch bei cour anredete.
*)
Julienne.
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/110>, abgerufen am 05.12.2024.
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