Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

gute Rabette gewesen, Das zu sehen und zu den¬
ken war reiner Schmerz. --

Kaum hörbar war Gruß und Dank; stumm
giengen sie auf und ab, nicht neben-sondern
wider einander. Albano suchte seinen Zorn in
die Gewalt zu bekommen, um Nichts als die
Worte zu sagen: gehe von mir und lasse mich
Deiner vergessen. Er wollte Lianen im Bruder
schonen, der ihn das Opfermesser derselben ge¬
scholten; ungerechte Vorwürfe erhalten uns in
der nächsten Zukunft besser, weil wir sie zu kei¬
nen gerechten wollen werden lassen. -- "Offen
"bin ich, siehst Du -- (fieng Roquairol gemäs¬
"sigt an, weil seine Wallungen halb vertropft
"und verschrieben waren) -- sey es auch und
"antworte dem Brief." -- "Ich war Dein
Freund -- nun nicht mehr" sagte Albano er¬
stickt. -- "Dir hab' ich doch Nichts gethan"
versetzte jener.

"Himmel! Laß mich nicht Viel reden (sagte
"Albano). Meine elende Schwester -- Meine
"Unschuld an der Gräfin Kommen -- Meine
"elende, verworfne Schwester -- -- O Gott!

gute Rabette geweſen, Das zu ſehen und zu den¬
ken war reiner Schmerz. —

Kaum hörbar war Gruß und Dank; ſtumm
giengen ſie auf und ab, nicht neben-ſondern
wider einander. Albano ſuchte ſeinen Zorn in
die Gewalt zu bekommen, um Nichts als die
Worte zu ſagen: gehe von mir und laſſe mich
Deiner vergeſſen. Er wollte Lianen im Bruder
ſchonen, der ihn das Opfermeſſer derſelben ge¬
ſcholten; ungerechte Vorwürfe erhalten uns in
der nächſten Zukunft beſſer, weil wir ſie zu kei¬
nen gerechten wollen werden laſſen. — „Offen
„bin ich, ſiehſt Du — (fieng Roquairol gemäs¬
„ſigt an, weil ſeine Wallungen halb vertropft
„und verſchrieben waren) — ſey es auch und
„antworte dem Brief.“ — „Ich war Dein
Freund — nun nicht mehr“ ſagte Albano er¬
ſtickt. — „Dir hab' ich doch Nichts gethan“
verſetzte jener.

„Himmel! Laß mich nicht Viel reden (ſagte
„Albano). Meine elende Schweſter — Meine
„Unſchuld an der Gräfin Kommen — Meine
„elende, verworfne Schweſter — — O Gott!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0305" n="293"/>
gute Rabette gewe&#x017F;en, Das zu &#x017F;ehen und zu den¬<lb/>
ken war reiner Schmerz. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Kaum hörbar war Gruß und Dank; &#x017F;tumm<lb/>
giengen &#x017F;ie auf und ab, nicht neben-&#x017F;ondern<lb/>
wider einander. Albano &#x017F;uchte &#x017F;einen Zorn in<lb/>
die Gewalt zu bekommen, um Nichts als die<lb/>
Worte zu &#x017F;agen: gehe von mir und la&#x017F;&#x017F;e mich<lb/>
Deiner verge&#x017F;&#x017F;en. Er wollte Lianen im Bruder<lb/>
&#x017F;chonen, der ihn das Opferme&#x017F;&#x017F;er der&#x017F;elben ge¬<lb/>
&#x017F;cholten; ungerechte Vorwürfe erhalten uns in<lb/>
der näch&#x017F;ten Zukunft be&#x017F;&#x017F;er, weil wir &#x017F;ie zu kei¬<lb/>
nen gerechten wollen werden la&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; &#x201E;Offen<lb/>
&#x201E;bin ich, &#x017F;ieh&#x017F;t Du &#x2014; (fieng Roquairol gemäs¬<lb/>
&#x201E;&#x017F;igt an, weil &#x017F;eine Wallungen halb vertropft<lb/>
&#x201E;und ver&#x017F;chrieben waren) &#x2014; &#x017F;ey es auch und<lb/>
&#x201E;antworte dem Brief.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ich war Dein<lb/>
Freund &#x2014; nun nicht mehr&#x201C; &#x017F;agte Albano er¬<lb/>
&#x017F;tickt. &#x2014; &#x201E;Dir hab' ich doch Nichts gethan&#x201C;<lb/>
ver&#x017F;etzte jener.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Himmel! Laß mich nicht Viel reden (&#x017F;agte<lb/>
&#x201E;Albano). Meine elende Schwe&#x017F;ter &#x2014; Meine<lb/>
&#x201E;Un&#x017F;chuld an der Gräfin Kommen &#x2014; Meine<lb/>
&#x201E;elende, verworfne Schwe&#x017F;ter &#x2014; &#x2014; O Gott!<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0305] gute Rabette geweſen, Das zu ſehen und zu den¬ ken war reiner Schmerz. — Kaum hörbar war Gruß und Dank; ſtumm giengen ſie auf und ab, nicht neben-ſondern wider einander. Albano ſuchte ſeinen Zorn in die Gewalt zu bekommen, um Nichts als die Worte zu ſagen: gehe von mir und laſſe mich Deiner vergeſſen. Er wollte Lianen im Bruder ſchonen, der ihn das Opfermeſſer derſelben ge¬ ſcholten; ungerechte Vorwürfe erhalten uns in der nächſten Zukunft beſſer, weil wir ſie zu kei¬ nen gerechten wollen werden laſſen. — „Offen „bin ich, ſiehſt Du — (fieng Roquairol gemäs¬ „ſigt an, weil ſeine Wallungen halb vertropft „und verſchrieben waren) — ſey es auch und „antworte dem Brief.“ — „Ich war Dein Freund — nun nicht mehr“ ſagte Albano er¬ ſtickt. — „Dir hab' ich doch Nichts gethan“ verſetzte jener. „Himmel! Laß mich nicht Viel reden (ſagte „Albano). Meine elende Schweſter — Meine „Unſchuld an der Gräfin Kommen — Meine „elende, verworfne Schweſter — — O Gott!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/305
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/305>, abgerufen am 13.06.2024.