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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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Heuchler hielt und Liane für einen sehr guten
Menschen. Sie ergriff jedes Wort mit einem
weit ofnen Herzen. Als Bouverot den weissa¬
genden Joseph mahlte, zugleich als kindlich,
unbefangen, still und felsenfest und glühend
und drohend: so stand das Urbild an ihrer
Seite.

Dem deutschen Herrn entfuhr weiter viel
Gedachtes über da Vinci's Christus-Knaben
im Tempel, über die herrlich vollführte Ver¬
brüderung und Einkindschaft des Knaben und
Jünglings in Einem Gesicht. -- -- Liane hat¬
te die Kopie auch kopirt, allein sie und die
Mutter verschwiegen es bescheiden. --

Aber endlich störte Franziskus Albani mit
seiner "Ruhe auf der Flucht" die bisherige
Ruhe. Indem er den Traumdeuter dieser ma¬
lerischen Träume machte und Rabette scharf
auf dem mit dem ofnen Buche neben Marie
sitzenden h. Joseph dieses Bildes haftete: sag¬
te Liane unglücklicher Weise: ein schöner Al¬
bani
! -- "Ich dächte nicht, (sagte Rabette
"leise,) der Bruder ist viel schöner als dieser
"betende Joseph!" -- Sie hatte Albani mit

Heuchler hielt und Liane für einen ſehr guten
Menſchen. Sie ergriff jedes Wort mit einem
weit ofnen Herzen. Als Bouverot den weiſſa¬
genden Joſeph mahlte, zugleich als kindlich,
unbefangen, ſtill und felſenfeſt und glühend
und drohend: ſo ſtand das Urbild an ihrer
Seite.

Dem deutſchen Herrn entfuhr weiter viel
Gedachtes über da Vinci's Chriſtus-Knaben
im Tempel, über die herrlich vollführte Ver¬
brüderung und Einkindſchaft des Knaben und
Jünglings in Einem Geſicht. — — Liane hat¬
te die Kopie auch kopirt, allein ſie und die
Mutter verſchwiegen es beſcheiden. —

Aber endlich ſtörte Franziſkus Albani mit
ſeiner „Ruhe auf der Flucht“ die bisherige
Ruhe. Indem er den Traumdeuter dieſer ma¬
leriſchen Träume machte und Rabette ſcharf
auf dem mit dem ofnen Buche neben Marie
ſitzenden h. Joſeph dieſes Bildes haftete: ſag¬
te Liane unglücklicher Weiſe: ein ſchöner Al¬
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! — „Ich dächte nicht, (ſagte Rabette
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[140/0148] Heuchler hielt und Liane für einen ſehr guten Menſchen. Sie ergriff jedes Wort mit einem weit ofnen Herzen. Als Bouverot den weiſſa¬ genden Joſeph mahlte, zugleich als kindlich, unbefangen, ſtill und felſenfeſt und glühend und drohend: ſo ſtand das Urbild an ihrer Seite. Dem deutſchen Herrn entfuhr weiter viel Gedachtes über da Vinci's Chriſtus-Knaben im Tempel, über die herrlich vollführte Ver¬ brüderung und Einkindſchaft des Knaben und Jünglings in Einem Geſicht. — — Liane hat¬ te die Kopie auch kopirt, allein ſie und die Mutter verſchwiegen es beſcheiden. — Aber endlich ſtörte Franziſkus Albani mit ſeiner „Ruhe auf der Flucht“ die bisherige Ruhe. Indem er den Traumdeuter dieſer ma¬ leriſchen Träume machte und Rabette ſcharf auf dem mit dem ofnen Buche neben Marie ſitzenden h. Joſeph dieſes Bildes haftete: ſag¬ te Liane unglücklicher Weiſe: ein ſchöner Al¬ bani! — „Ich dächte nicht, (ſagte Rabette „leiſe,) der Bruder iſt viel ſchöner als dieſer „betende Joſeph!“ — Sie hatte Albani mit

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/148>, abgerufen am 21.11.2024.