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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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er nachher, wie ich erzählen werde, nach der
April-Sitte seines musikalischen Gelichters, aus
dem Pianissimo in ein zu wildes Fortissimo
hinaufsprang. Der vom Vater relegirte Bru¬
der konnte wenigstens im Wasserhäuschen die
theuere Schwester sehen und trösten und ihr
seine Liebe und seine Reue zeigen; wiewohl
seine stürmische Reue eine zweite nöthig macht
und am Ende nur eine frömmere Wiederho¬
lung seines Fehlers war.

Obgleich die Phantasie Albanos eine Re¬
tina des Universums war, worauf jede Welt
sich scharf abmalte, und sein Herz der Gang¬
boden jeder Sphärenmusik, worin eine umlief:
so konnten doch weder der Abend noch das
Larghetto mit ihren Stralen und Klängen
durch die hohen Wellen hindurch, die in ihm
sowohl die Erwartung als die Sorge (beide
verdunkeln die Natur und die Kunst) aufwarf.
Das Ufer der Fontainen umflocht ein grüner
Ring von Orangen, deren Blüthe im Morgen¬
lande nach der Selam-Chiffre Hoffnungen
ansagt; aber wahrhaftig eine nach der andern
wurde flüchtig, wenn er an die kalte helle

er nachher, wie ich erzählen werde, nach der
April-Sitte ſeines muſikaliſchen Gelichters, aus
dem Pianiſſimo in ein zu wildes Fortiſſimo
hinaufſprang. Der vom Vater relegirte Bru¬
der konnte wenigſtens im Waſſerhäuschen die
theuere Schweſter ſehen und tröſten und ihr
ſeine Liebe und ſeine Reue zeigen; wiewohl
ſeine ſtürmiſche Reue eine zweite nöthig macht
und am Ende nur eine frömmere Wiederho¬
lung ſeines Fehlers war.

Obgleich die Phantaſie Albanos eine Re¬
tina des Univerſums war, worauf jede Welt
ſich ſcharf abmalte, und ſein Herz der Gang¬
boden jeder Sphärenmuſik, worin eine umlief:
ſo konnten doch weder der Abend noch das
Larghetto mit ihren Stralen und Klängen
durch die hohen Wellen hindurch, die in ihm
ſowohl die Erwartung als die Sorge (beide
verdunkeln die Natur und die Kunſt) aufwarf.
Das Ufer der Fontainen umflocht ein grüner
Ring von Orangen, deren Blüthe im Morgen¬
lande nach der Selam-Chiffre Hoffnungen
anſagt; aber wahrhaftig eine nach der andern
wurde flüchtig, wenn er an die kalte helle

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[350/0370] er nachher, wie ich erzählen werde, nach der April-Sitte ſeines muſikaliſchen Gelichters, aus dem Pianiſſimo in ein zu wildes Fortiſſimo hinaufſprang. Der vom Vater relegirte Bru¬ der konnte wenigſtens im Waſſerhäuschen die theuere Schweſter ſehen und tröſten und ihr ſeine Liebe und ſeine Reue zeigen; wiewohl ſeine ſtürmiſche Reue eine zweite nöthig macht und am Ende nur eine frömmere Wiederho¬ lung ſeines Fehlers war. Obgleich die Phantaſie Albanos eine Re¬ tina des Univerſums war, worauf jede Welt ſich ſcharf abmalte, und ſein Herz der Gang¬ boden jeder Sphärenmuſik, worin eine umlief: ſo konnten doch weder der Abend noch das Larghetto mit ihren Stralen und Klängen durch die hohen Wellen hindurch, die in ihm ſowohl die Erwartung als die Sorge (beide verdunkeln die Natur und die Kunſt) aufwarf. Das Ufer der Fontainen umflocht ein grüner Ring von Orangen, deren Blüthe im Morgen¬ lande nach der Selam-Chiffre Hoffnungen anſagt; aber wahrhaftig eine nach der andern wurde flüchtig, wenn er an die kalte helle

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/370>, abgerufen am 25.11.2024.