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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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mit verschämt das Kunstwerk zu bedecken.
Man kann leicht denken, daß unserm Alban
im Bilderkabinet das mütterliche*) einfiel
und daß er gern an jedem Nagel gerücket
hätte, wäre niemand da gewesen.

Aber die Prinzessinn Julienne war da,
die er (und wir alle) noch recht gut von Blu¬
menbühl her kannte, wie sie ihn. Sie war
zwar voll junger Reize, aber man fand diese
doch nicht eher als bis man ein Paar Tage
vorher sehr in sie verliebt gewesen war -- das
machte sie darauf jede Minute hübscher, wie
denn überhaupt Amor mehr der Vater als der
Sohn der Huldgöttinn ist, und sein Köcher das
beste Schmuckkästchen und die reichste Toilet¬
tenschachtel, und seine Binde das beste mou¬
choir de Venus
und Schminkläppchen, das
ich kenne.

Sie zeichnete gerade den Gypsabguß eines
schönen alten Kopfs, der dem Grafen gleich¬
sam aus dem Antikenkabinet seiner Erinne¬

*) In dessen Wand, die Frau mit dem Souve¬
nir ist.

mit verſchämt das Kunſtwerk zu bedecken.
Man kann leicht denken, daß unſerm Alban
im Bilderkabinet das mütterliche*) einfiel
und daß er gern an jedem Nagel gerücket
hätte, wäre niemand da geweſen.

Aber die Prinzeſſinn Julienne war da,
die er (und wir alle) noch recht gut von Blu¬
menbühl her kannte, wie ſie ihn. Sie war
zwar voll junger Reize, aber man fand dieſe
doch nicht eher als bis man ein Paar Tage
vorher ſehr in ſie verliebt geweſen war — das
machte ſie darauf jede Minute hübſcher, wie
denn überhaupt Amor mehr der Vater als der
Sohn der Huldgöttinn iſt, und ſein Köcher das
beſte Schmuckkäſtchen und die reichſte Toilet¬
tenſchachtel, und ſeine Binde das beſte mou¬
choir de Venus
und Schminkläppchen, das
ich kenne.

Sie zeichnete gerade den Gypsabguß eines
ſchönen alten Kopfs, der dem Grafen gleich¬
ſam aus dem Antikenkabinet ſeiner Erinne¬

*) In deſſen Wand, die Frau mit dem Souve¬
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[286/0306] mit verſchämt das Kunſtwerk zu bedecken. Man kann leicht denken, daß unſerm Alban im Bilderkabinet das mütterliche *) einfiel und daß er gern an jedem Nagel gerücket hätte, wäre niemand da geweſen. Aber die Prinzeſſinn Julienne war da, die er (und wir alle) noch recht gut von Blu¬ menbühl her kannte, wie ſie ihn. Sie war zwar voll junger Reize, aber man fand dieſe doch nicht eher als bis man ein Paar Tage vorher ſehr in ſie verliebt geweſen war — das machte ſie darauf jede Minute hübſcher, wie denn überhaupt Amor mehr der Vater als der Sohn der Huldgöttinn iſt, und ſein Köcher das beſte Schmuckkäſtchen und die reichſte Toilet¬ tenſchachtel, und ſeine Binde das beſte mou¬ choir de Venus und Schminkläppchen, das ich kenne. Sie zeichnete gerade den Gypsabguß eines ſchönen alten Kopfs, der dem Grafen gleich¬ ſam aus dem Antikenkabinet ſeiner Erinne¬ *) In deſſen Wand, die Frau mit dem Souve¬ nir iſt.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/306>, abgerufen am 21.11.2024.