Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.nenbild in seine Seele. Aber nachher -- Vorher Gustav suchte längst Gelegenheit, Beaten andre nenbild in ſeine Seele. Aber nachher — Vorher Guſtav ſuchte laͤngſt Gelegenheit, Beaten andre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="61"/> nenbild in ſeine Seele. Aber nachher — Vorher<lb/> lagen naͤmlich beide mit der Reſidentin unter dem<lb/> Fenſterbogen, die ironiſch Guſtaven vor Beaten ent¬<lb/> ſchuldigte, daß er heute nicht mit dem Pinſel ge¬<lb/> kommen — eine Menge zufaͤlliger Zwiſchenredner zu<lb/> geſchweigen. Die Reſidentin wurde ihnen entriſſen;<lb/> die nahe und einſame Stellung noͤthigte beide zum<lb/> Sprechen und Beaten zum Bleiben. Guſtav, der<lb/> ſchon vor der Aſſemblee im Kopfe hatte was er ſa¬<lb/> gen wollte, ſagte nichts. Aber Beata endigte das<lb/> vorige Geſpraͤch uͤber das Portraitiren und ſagte:<lb/> „wenn Sie mich nicht ſchon entſchuldigt haben, ſo<lb/> kann ich mich nicht entſchuldigen.“ Ein andrer von<lb/> mehr <hi rendition="#aq">tournure</hi> haͤtte geradezu Nein geſagt und ſo im<lb/> Scherze, der keine Verlegenheit zuließ, die Faͤden<lb/> der Vogelſpinne um das arme Kolibri herumgewun¬<lb/> den. — Guſtav hatte zu ſtarke Gefuͤhle, um hier<lb/> zu ſcherzen. An einer Menge ſchwerer Materien,<lb/> wovon euch alle Handhaben abbrechen, haͤlt bloß die<lb/> des Scherzes und ihr koͤnnt ſie damit regieren: be¬<lb/> ſonders wenn ihr mit Maͤdchen unter Fenſterboͤgen<lb/> ſprecht.</p><lb/> <p>Guſtav ſuchte laͤngſt Gelegenheit, Beaten andre<lb/> Theile ſeiner Seele zu zeigen als damals in der Korn¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0071]
nenbild in ſeine Seele. Aber nachher — Vorher
lagen naͤmlich beide mit der Reſidentin unter dem
Fenſterbogen, die ironiſch Guſtaven vor Beaten ent¬
ſchuldigte, daß er heute nicht mit dem Pinſel ge¬
kommen — eine Menge zufaͤlliger Zwiſchenredner zu
geſchweigen. Die Reſidentin wurde ihnen entriſſen;
die nahe und einſame Stellung noͤthigte beide zum
Sprechen und Beaten zum Bleiben. Guſtav, der
ſchon vor der Aſſemblee im Kopfe hatte was er ſa¬
gen wollte, ſagte nichts. Aber Beata endigte das
vorige Geſpraͤch uͤber das Portraitiren und ſagte:
„wenn Sie mich nicht ſchon entſchuldigt haben, ſo
kann ich mich nicht entſchuldigen.“ Ein andrer von
mehr tournure haͤtte geradezu Nein geſagt und ſo im
Scherze, der keine Verlegenheit zuließ, die Faͤden
der Vogelſpinne um das arme Kolibri herumgewun¬
den. — Guſtav hatte zu ſtarke Gefuͤhle, um hier
zu ſcherzen. An einer Menge ſchwerer Materien,
wovon euch alle Handhaben abbrechen, haͤlt bloß die
des Scherzes und ihr koͤnnt ſie damit regieren: be¬
ſonders wenn ihr mit Maͤdchen unter Fenſterboͤgen
ſprecht.
Guſtav ſuchte laͤngſt Gelegenheit, Beaten andre
Theile ſeiner Seele zu zeigen als damals in der Korn¬
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