eine Frau, die mit ihrem Gesichte andre Herzen gewinnen kann als lakirte auf der Karte und die den Männern einen andern Kopf nehmen kann als den auf Metalle gedrückten, thut übel, wenn sie sich mit dem Kleinern begnügt, sie müste denn mit den schönsten Fingern tailliren und koupiren kön¬ nen, die ich noch in weiblichen Handschuhen und Ringen gesehen. Vor dem funfzigsten Jahre sollte keine spielen und nach ihm nur die, die der Mann und die Tochter verspielen sollte. -- Hingegen der poetische Gladiator, H. v. Oefel diente unter der Armee, die in jeder Winternacht 12000 Mann stark ist in den vordern deutschen Reichskreisen -- nämlich mit und gegen L'Homber-Spieler. Die Residentin war eine brillante Sonne, der immer Beata als Abendstern nachzog. Sanfter holder Hesperus am Himmel! du wirfst deine Strahlen- Silberflitter auf unsre Erden-Laub und schließest leise unser Herz für Reize auf, die so sanft wie deine sind! Alle Sommerabende, die mein Auge in Träumen und Erinnerungen auf deinen über mich erhöhten Unschulds-Auen verlebte, belohn' ich dir, versilberter gröster Thautropfen in der blauen Aether-Glockenblume des Himmels, indem
eine Frau, die mit ihrem Geſichte andre Herzen gewinnen kann als lakirte auf der Karte und die den Maͤnnern einen andern Kopf nehmen kann als den auf Metalle gedruͤckten, thut uͤbel, wenn ſie ſich mit dem Kleinern begnuͤgt, ſie muͤſte denn mit den ſchoͤnſten Fingern tailliren und koupiren koͤn¬ nen, die ich noch in weiblichen Handſchuhen und Ringen geſehen. Vor dem funfzigſten Jahre ſollte keine ſpielen und nach ihm nur die, die der Mann und die Tochter verſpielen ſollte. — Hingegen der poetiſche Gladiator, H. v. Oefel diente unter der Armee, die in jeder Winternacht 12000 Mann ſtark iſt in den vordern deutſchen Reichskreiſen — naͤmlich mit und gegen L'Homber-Spieler. Die Reſidentin war eine brillante Sonne, der immer Beata als Abendſtern nachzog. Sanfter holder Heſperus am Himmel! du wirfſt deine Strahlen- Silberflitter auf unſre Erden-Laub und ſchließeſt leiſe unſer Herz fuͤr Reize auf, die ſo ſanft wie deine ſind! Alle Sommerabende, die mein Auge in Traͤumen und Erinnerungen auf deinen uͤber mich erhoͤhten Unſchulds-Auen verlebte, belohn' ich dir, verſilberter groͤſter Thautropfen in der blauen Aether-Glockenblume des Himmels, indem
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eine Frau, die mit ihrem Geſichte andre Herzen
gewinnen kann als lakirte auf der Karte und die
den Maͤnnern einen andern Kopf nehmen kann als
den auf Metalle gedruͤckten, thut uͤbel, wenn ſie
ſich mit dem Kleinern begnuͤgt, ſie muͤſte denn mit
den ſchoͤnſten Fingern tailliren und koupiren koͤn¬
nen, die ich noch in weiblichen Handſchuhen und
Ringen geſehen. Vor dem funfzigſten Jahre ſollte
keine ſpielen und nach ihm nur die, die der Mann
und die Tochter verſpielen ſollte. — Hingegen der
poetiſche Gladiator, H. v. Oefel diente unter der
Armee, die in jeder Winternacht 12000 Mann
ſtark iſt in den vordern deutſchen Reichskreiſen —
naͤmlich mit und gegen L'Homber-Spieler. Die
Reſidentin war eine brillante Sonne, der immer
Beata als Abendſtern nachzog. Sanfter holder
Heſperus am Himmel! du wirfſt deine Strahlen-
Silberflitter auf unſre Erden-Laub und ſchließeſt
leiſe unſer Herz fuͤr Reize auf, die ſo ſanft wie
deine ſind! Alle Sommerabende, die mein Auge
in Traͤumen und Erinnerungen auf deinen uͤber
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/69>, abgerufen am 22.11.2024.
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