Menschen nennt, kaum wirbeln sieht -- und die kouleurten Gold-Insekten, womit das Gewächsreich musivisch besteckt ist, machen einen gleichgültiger gegen die Hof-Insekten, womit man einen Thron fourniert. -- Gegenwärtiger Verfasser stattete alle¬ mal dem großen Erd- und Himmelzirkel eine Visi¬ te vor und eine nach der Visite ab, die er ei¬ nem kleinern Cercle machte, damit der große die Eindrücke des kleinen verhütete und verlöschte.
Ich werde roth, wenn ich mir denke, wie unbehülflich sich mein Gustav durch zwei Vorzim¬ mer in einen Salon mag haben führen lassen, wo wenigstens schon an sieben Spieltischen Streiter sa¬ ßen. Feinheit der Denkungsart ist Anlage, Fein¬ heit des Ausdrucks ist eine Frucht, wozu nicht gerade Hofgärtner nöthig sind; aber Feinheit des äußern Anstands ist nirgends zu holen als da, wo sie alles gilt -- in der großen Welt voll Mikro¬ kosmen. Sollt' ich von letzterer Feinheit mehr aufzuweisen haben als man gewöhnlich bei meinem Advozier-Stand sucht; so bin ich nie so eitel, sie aus etwas anderem abzuleiten als aus meinem Le¬ ben am Scheerauer Hof. -- Die Residentin (Bea¬ ta ohnehin nicht) spielte selten, und mit Recht:
Menſchen nennt, kaum wirbeln ſieht — und die kouleurten Gold-Inſekten, womit das Gewaͤchsreich muſiviſch beſteckt iſt, machen einen gleichguͤltiger gegen die Hof-Inſekten, womit man einen Thron fourniert. — Gegenwaͤrtiger Verfaſſer ſtattete alle¬ mal dem großen Erd- und Himmelzirkel eine Viſi¬ te vor und eine nach der Viſite ab, die er ei¬ nem kleinern Cercle machte, damit der große die Eindruͤcke des kleinen verhuͤtete und verloͤſchte.
Ich werde roth, wenn ich mir denke, wie unbehuͤlflich ſich mein Guſtav durch zwei Vorzim¬ mer in einen Salon mag haben fuͤhren laſſen, wo wenigſtens ſchon an ſieben Spieltiſchen Streiter ſa¬ ßen. Feinheit der Denkungsart iſt Anlage, Fein¬ heit des Ausdrucks iſt eine Frucht, wozu nicht gerade Hofgaͤrtner noͤthig ſind; aber Feinheit des aͤußern Anſtands iſt nirgends zu holen als da, wo ſie alles gilt — in der großen Welt voll Mikro¬ koſmen. Sollt' ich von letzterer Feinheit mehr aufzuweiſen haben als man gewoͤhnlich bei meinem Advozier-Stand ſucht; ſo bin ich nie ſo eitel, ſie aus etwas anderem abzuleiten als aus meinem Le¬ ben am Scheerauer Hof. — Die Reſidentin (Bea¬ ta ohnehin nicht) ſpielte ſelten, und mit Recht:
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Menſchen nennt, kaum wirbeln ſieht — und die
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muſiviſch beſteckt iſt, machen einen gleichguͤltiger
gegen die Hof-Inſekten, womit man einen Thron
fourniert. — Gegenwaͤrtiger Verfaſſer ſtattete alle¬
mal dem großen Erd- und Himmelzirkel eine Viſi¬
te vor und eine nach der Viſite ab, die er ei¬
nem kleinern Cercle machte, damit der große die
Eindruͤcke des kleinen verhuͤtete und verloͤſchte.
Ich werde roth, wenn ich mir denke, wie
unbehuͤlflich ſich mein Guſtav durch zwei Vorzim¬
mer in einen Salon mag haben fuͤhren laſſen, wo
wenigſtens ſchon an ſieben Spieltiſchen Streiter ſa¬
ßen. Feinheit der Denkungsart iſt Anlage, Fein¬
heit des Ausdrucks iſt eine Frucht, wozu nicht
gerade Hofgaͤrtner noͤthig ſind; aber Feinheit des
aͤußern Anſtands iſt nirgends zu holen als da, wo
ſie alles gilt — in der großen Welt voll Mikro¬
koſmen. Sollt' ich von letzterer Feinheit mehr
aufzuweiſen haben als man gewoͤhnlich bei meinem
Advozier-Stand ſucht; ſo bin ich nie ſo eitel, ſie
aus etwas anderem abzuleiten als aus meinem Le¬
ben am Scheerauer Hof. — Die Reſidentin (Bea¬
ta ohnehin nicht) ſpielte ſelten, und mit Recht:
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/68>, abgerufen am 24.11.2024.
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