Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.halten ganz vernünftig ein -- ich stell' mir ein halten ganz vernuͤnftig ein — ich ſtell' mir ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0417" n="407"/> halten ganz vernuͤnftig ein — ich ſtell' mir ein<lb/> Saugſchweingen ein auf die heiligen Feiertage, es<lb/> fallen ſo viel Kartoffeln- und Ruͤben-Schaalen ab,<lb/> daß man's mit <choice><sic>Fett</sic><corr type="corrigenda"><choice><orig>fet</orig><reg>fett</reg></choice></corr></choice> bringt, man weiß kaum wie<lb/> — und auf den Winter muß mir der Schwiegerva¬<lb/> ter ein Fuͤderchen Buͤſchel (Reisholz) einfahren und<lb/> die Stubenthuͤr muß total gefuͤttert und gepolſtert<lb/> werden — denn, Mutter! unſereins hat ſeine paͤ¬<lb/> dagogiſchen Arbeiten im Winter und es haͤlt da<lb/> keine Kaͤlte aus.“ — Am 29ſten Mai war noch<lb/> dazu nach dieſen Geſpraͤchen eine Kindtaufe — es<lb/> war ſeine erſte — ſie war ſeine erſte Revenuͤe und<lb/> ein großes Sportularium hatte er ſich ſchon auf<lb/> dem Alumneum dazu geheftet — er beſah und zaͤhl¬<lb/> te die Paar Groſchen zwanzig mal als waͤren ſie<lb/> andere — am Taufſtein ſtand er in ganzer Paruͤre<lb/> und die Zuſchauer ſtanden auf der Empor und in<lb/> der herrſchaftlichen Loge im Alltags-Schmutz —<lb/> „es iſt mein ſaurer Schweiß“ ſagt' er eine halbe<lb/> Stunde nach dem Aktus und trank vom Gelde zur unge¬<lb/> woͤhnlichen Stunde ein Noͤßel Bier. — Ich er¬<lb/> warte von ſeinem kuͤnftigen <choice><sic>Biograyhen</sic><corr>Biographen</corr></choice> ein Paar<lb/> pragmatiſche Fingerzeige‚ warum Wuz blos ein<lb/> Einnahme- und kein Ausgabe-Buch ſich naͤhte und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [407/0417]
halten ganz vernuͤnftig ein — ich ſtell' mir ein
Saugſchweingen ein auf die heiligen Feiertage, es
fallen ſo viel Kartoffeln- und Ruͤben-Schaalen ab,
daß man's mit fet bringt, man weiß kaum wie
— und auf den Winter muß mir der Schwiegerva¬
ter ein Fuͤderchen Buͤſchel (Reisholz) einfahren und
die Stubenthuͤr muß total gefuͤttert und gepolſtert
werden — denn, Mutter! unſereins hat ſeine paͤ¬
dagogiſchen Arbeiten im Winter und es haͤlt da
keine Kaͤlte aus.“ — Am 29ſten Mai war noch
dazu nach dieſen Geſpraͤchen eine Kindtaufe — es
war ſeine erſte — ſie war ſeine erſte Revenuͤe und
ein großes Sportularium hatte er ſich ſchon auf
dem Alumneum dazu geheftet — er beſah und zaͤhl¬
te die Paar Groſchen zwanzig mal als waͤren ſie
andere — am Taufſtein ſtand er in ganzer Paruͤre
und die Zuſchauer ſtanden auf der Empor und in
der herrſchaftlichen Loge im Alltags-Schmutz —
„es iſt mein ſaurer Schweiß“ ſagt' er eine halbe
Stunde nach dem Aktus und trank vom Gelde zur unge¬
woͤhnlichen Stunde ein Noͤßel Bier. — Ich er¬
warte von ſeinem kuͤnftigen Biographen ein Paar
pragmatiſche Fingerzeige‚ warum Wuz blos ein
Einnahme- und kein Ausgabe-Buch ſich naͤhte und
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/417>, abgerufen am 23.07.2024. |