Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.schluckte Sottise wird man eben so roth wie über ei¬ Daher schreib ich hier für Kinder, die noch "Ich will Ihnen nur zeigen warum" sagte sie ſchluckte Sottiſe wird man eben ſo roth wie uͤber ei¬ Daher ſchreib ich hier fuͤr Kinder, die noch „Ich will Ihnen nur zeigen warum“ ſagte ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="28"/> ſchluckte Sottiſe wird man eben ſo roth wie uͤber ei¬<lb/> ne herausgeſtoßene — du ſchoͤner rothgluͤhender<lb/> Guſtav!</p><lb/> <p>Daher ſchreib ich hier fuͤr Kinder, die noch<lb/> nicht kommunizierten, dieſen Titel aus der Kleider¬<lb/> ordnung heraus: Leuten, die euch eine Erklaͤ¬<lb/> rung geben wollen, eine in den Mund zu legen,<lb/> iſt eben ſo unhoͤflich als mißlich.</p><lb/> <p>„Ich will Ihnen nur zeigen warum“ ſagte ſie<lb/> und gieng mit ihrer Hand den halben Weg zu ſei¬<lb/> ner und wieder zuruͤck und nahm ihn mit durch ihr<lb/> Leſekabinet, durch ihr Buͤcherzimmer in ihr Bil¬<lb/> derkabinet. Wenn ſie gieng: konnte man ſelber<lb/> kaum gehen; weil man ſtehen wollte, um ihr nach¬<lb/> zuſehen. Bilder waren neben ihr noch ſchwerer an¬<lb/> zuſchauen. Sie wies ihm im Kabinet eine bunte<lb/> Kette Portraits, die die beruͤhmteſten Maler vom<lb/> eignen Geſichte und mit eigner Hand gemalet hat¬<lb/> ten und die die Reſidentin aus der Gallerie zu Flo¬<lb/> renz kopiren laſſen. „Sehen Sie, wenn Sie ein<lb/> „beruͤhmter Maler wuͤrden — und das muͤſſen Sie<lb/> „werden — ſo haͤtt' ich Ihr Portrait noch nicht in<lb/> „meiner Sammlung.“ Auf dem Fenſter lag das<lb/> vertikale weibliche Paraſol, ein gruͤner Spatzier¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0038]
ſchluckte Sottiſe wird man eben ſo roth wie uͤber ei¬
ne herausgeſtoßene — du ſchoͤner rothgluͤhender
Guſtav!
Daher ſchreib ich hier fuͤr Kinder, die noch
nicht kommunizierten, dieſen Titel aus der Kleider¬
ordnung heraus: Leuten, die euch eine Erklaͤ¬
rung geben wollen, eine in den Mund zu legen,
iſt eben ſo unhoͤflich als mißlich.
„Ich will Ihnen nur zeigen warum“ ſagte ſie
und gieng mit ihrer Hand den halben Weg zu ſei¬
ner und wieder zuruͤck und nahm ihn mit durch ihr
Leſekabinet, durch ihr Buͤcherzimmer in ihr Bil¬
derkabinet. Wenn ſie gieng: konnte man ſelber
kaum gehen; weil man ſtehen wollte, um ihr nach¬
zuſehen. Bilder waren neben ihr noch ſchwerer an¬
zuſchauen. Sie wies ihm im Kabinet eine bunte
Kette Portraits, die die beruͤhmteſten Maler vom
eignen Geſichte und mit eigner Hand gemalet hat¬
ten und die die Reſidentin aus der Gallerie zu Flo¬
renz kopiren laſſen. „Sehen Sie, wenn Sie ein
„beruͤhmter Maler wuͤrden — und das muͤſſen Sie
„werden — ſo haͤtt' ich Ihr Portrait noch nicht in
„meiner Sammlung.“ Auf dem Fenſter lag das
vertikale weibliche Paraſol, ein gruͤner Spatzier¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/38>, abgerufen am 27.07.2024. |