Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.den und er ihrer -- er hat noch kein schönes Portrait den und er ihrer — er hat noch kein ſchoͤnes Portrait <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0037" n="27"/> den und er ihrer — er hat noch kein ſchoͤnes Portrait<lb/> gemahlt und noch keine ſchlechte Landſchaft — ſie<lb/> machen einen ſchoͤnern Fehler und geben dem Bewoh¬<lb/> ner, was ſie der Landſchaft nehmen — in ihrer Zeich¬<lb/> nung ſind die Statuen ſchoͤner als der Garten — —<lb/> behalten ſie ihren Fehler und verſchoͤnern ſie Men¬<lb/> ſchen“ und ſah ihn an. Meines geringen artiſtiſchen<lb/> Erachtens — denn man ließ noch keines aller meiner<lb/> Stuͤcke als Akzeſſiſt in eine Bildergallerie, auch ſuch'<lb/> ich mit mehr Ehre ſolche Ausſtellungen lieber oͤffent¬<lb/> lich zu rezenſiren als zu bereichern — iſt gerade das<lb/> Gegentheil wahr und mein Held macht (gleich ſei¬<lb/> nem Biographen) weit beſſere Landſchaften als Por¬<lb/> traits. — „Verſuchen ſie's mit einem lebendigen<lb/> Original“ — er ſchien verlegen uͤber die Abſicht ih¬<lb/> res Raths — „nehmen ſie eines, das ihnen ſo lan¬<lb/> ge ſitzt als der Mahler ſelber ſitzt“ — Oefels Eitel¬<lb/> keit mit Guſtavs Voreiligkeit haͤtten hier eine dum¬<lb/> me Hoͤflichkeit zuſammen bringen koͤnnen — „hier!<lb/> das darin mein' ich“ — und ſie wieß auf einen Spie¬<lb/> gel; jezt wollt' er doch mit der palingeneſirten Hoͤf¬<lb/> lichkeit herausfahren, ihre Geſtallt waͤre uͤber ſeinem<lb/> Pinſel: als ſie zum Gluͤck dazu fuͤgte: „mahlen ſie<lb/> ſich und zeigen ſie mirs.“ — Ueber eine zufaͤllig ver¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0037]
den und er ihrer — er hat noch kein ſchoͤnes Portrait
gemahlt und noch keine ſchlechte Landſchaft — ſie
machen einen ſchoͤnern Fehler und geben dem Bewoh¬
ner, was ſie der Landſchaft nehmen — in ihrer Zeich¬
nung ſind die Statuen ſchoͤner als der Garten — —
behalten ſie ihren Fehler und verſchoͤnern ſie Men¬
ſchen“ und ſah ihn an. Meines geringen artiſtiſchen
Erachtens — denn man ließ noch keines aller meiner
Stuͤcke als Akzeſſiſt in eine Bildergallerie, auch ſuch'
ich mit mehr Ehre ſolche Ausſtellungen lieber oͤffent¬
lich zu rezenſiren als zu bereichern — iſt gerade das
Gegentheil wahr und mein Held macht (gleich ſei¬
nem Biographen) weit beſſere Landſchaften als Por¬
traits. — „Verſuchen ſie's mit einem lebendigen
Original“ — er ſchien verlegen uͤber die Abſicht ih¬
res Raths — „nehmen ſie eines, das ihnen ſo lan¬
ge ſitzt als der Mahler ſelber ſitzt“ — Oefels Eitel¬
keit mit Guſtavs Voreiligkeit haͤtten hier eine dum¬
me Hoͤflichkeit zuſammen bringen koͤnnen — „hier!
das darin mein' ich“ — und ſie wieß auf einen Spie¬
gel; jezt wollt' er doch mit der palingeneſirten Hoͤf¬
lichkeit herausfahren, ihre Geſtallt waͤre uͤber ſeinem
Pinſel: als ſie zum Gluͤck dazu fuͤgte: „mahlen ſie
ſich und zeigen ſie mirs.“ — Ueber eine zufaͤllig ver¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/37>, abgerufen am 23.07.2024. |