fällt! Verweile auch nicht so lange, bis unsere Ju¬ gend-Auen abgemähet und eingeschneiet sind, bis das Herz steifer und der Jahre und Leiden zu viele geworden sind. -- -- -- Es wird auf einmal mei¬ nem Innern so wehe, so bitter . . . . Bist du viel¬ leicht schon gestorben, Theurer? -- Ach das betäubt mein Herz -- wende dein Auge, wenn du selig bist, von der verwaiseten Schwester und erblick' ihre Schmerzen nicht -- ach ich frage mich schwer im blutenden Innern: was hab' ich noch das mich liebt? und ich antworte nicht". . . .
Die Leser haben den Muth, daraus mehr zu Gustavs Vortheil zu errathen als er selber. Ihm als Helden diesen Buchs muß dieses Blatt willkom¬ men seyn; aber ich als sein bloßer Historiograph hab' nichts davon als ein Paar schwere Szenen mehr, die ich jedoch aus wahrer Liebe gegen den Leser gern verfertige -- Billionen wollt' ich deren ihm zu Ge¬ fallen komponiren. Nur thut es meiner ganzen Biographie schaden, daß die Personen, die ich hier in Aktion setze, zugleich mich in Aktion setzen und daß der Geschicht- oder Protokollschreiber selber unter die Helden und Partheien gehört. Ich
faͤllt! Verweile auch nicht ſo lange, bis unſere Ju¬ gend-Auen abgemaͤhet und eingeſchneiet ſind, bis das Herz ſteifer und der Jahre und Leiden zu viele geworden ſind. — — — Es wird auf einmal mei¬ nem Innern ſo wehe, ſo bitter . . . . Biſt du viel¬ leicht ſchon geſtorben, Theurer? — Ach das betaͤubt mein Herz — wende dein Auge, wenn du ſelig biſt, von der verwaiſeten Schweſter und erblick' ihre Schmerzen nicht — ach ich frage mich ſchwer im blutenden Innern: was hab' ich noch das mich liebt? und ich antworte nicht“. . . .
Die Leſer haben den Muth, daraus mehr zu Guſtavs Vortheil zu errathen als er ſelber. Ihm als Helden dieſen Buchs muß dieſes Blatt willkom¬ men ſeyn; aber ich als ſein bloßer Hiſtoriograph hab' nichts davon als ein Paar ſchwere Szenen mehr, die ich jedoch aus wahrer Liebe gegen den Leſer gern verfertige — Billionen wollt' ich deren ihm zu Ge¬ fallen komponiren. Nur thut es meiner ganzen Biographie ſchaden, daß die Perſonen, die ich hier in Aktion ſetze, zugleich mich in Aktion ſetzen und daß der Geſchicht- oder Protokollſchreiber ſelber unter die Helden und Partheien gehoͤrt. Ich
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faͤllt! Verweile auch nicht ſo lange, bis unſere Ju¬
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das Herz ſteifer und der Jahre und Leiden zu viele
geworden ſind. — — — Es wird auf einmal mei¬
nem Innern ſo wehe, ſo bitter . . . . Biſt du viel¬
leicht ſchon geſtorben, Theurer? — Ach das betaͤubt
mein Herz — wende dein Auge, wenn du ſelig biſt,
von der verwaiſeten Schweſter und erblick' ihre
Schmerzen nicht — ach ich frage mich ſchwer im
blutenden Innern: was hab' ich noch das mich
liebt? und ich antworte nicht“. . . .
Die Leſer haben den Muth, daraus mehr zu
Guſtavs Vortheil zu errathen als er ſelber. Ihm
als Helden dieſen Buchs muß dieſes Blatt willkom¬
men ſeyn; aber ich als ſein bloßer Hiſtoriograph
hab' nichts davon als ein Paar ſchwere Szenen mehr,
die ich jedoch aus wahrer Liebe gegen den Leſer gern
verfertige — Billionen wollt' ich deren ihm zu Ge¬
fallen komponiren. Nur thut es meiner ganzen
Biographie ſchaden, daß die Perſonen, die ich hier
in Aktion ſetze, zugleich mich in Aktion ſetzen und
daß der Geſchicht- oder Protokollſchreiber ſelber
unter die Helden und Partheien gehoͤrt. Ich
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/305>, abgerufen am 18.05.2024.
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