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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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grosso treiben. Ich sagte eben etwas von einer Spi¬
rallinie, weil ich einen Einfall im Kopfe hatte,
der so heisset: daß Weiber von Welt und die Son¬
ne, die Planeten unter dem Schein, sie in einem
Kreise um ihre Stralen herum zu lenken, in der
That in einer feinen Spirallinie zu ihrer bren¬
nenden Oberfläche heranreissen.

Mitten im Probe-Drama, gerade als Gustav
oder Henri der Marie das leere Papier als ein Di¬
plom hinreichte, das ihre Verwandschaft für null
erklärte, fiel ihm das als Henri ein was einem an¬
dern längst als Gustav eingefallen wäre, daß auf
dem leeren Papier etwas könnte geschrieben stehen
und zwar das beste Etwas, sein Liebesbrief, den
wir schon längst gelesen haben. Kurz er nahm sich
vor, seinen Brief in der Gestalt jenes Diploms ihr
im Drama zuzustecken, wenns nicht anders zu ma¬
chen wäre. Sogar das Romantische seine theatra¬
lische Rolle in seine wirkliche hinein zu ziehen und
so vielen Zuschauern eine andre Illusion zu machen
als eine poetische, hielt ihn nicht ab sondern trieb
ihn an. Ich will es nur gestehen, lieber Gustav --
und fiele mein Geständniß selber in deine Hände, --
auf deine himmlische Bescheidenheit war der Honig¬

groſſo treiben. Ich ſagte eben etwas von einer Spi¬
rallinie, weil ich einen Einfall im Kopfe hatte,
der ſo heiſſet: daß Weiber von Welt und die Son¬
ne, die Planeten unter dem Schein, ſie in einem
Kreiſe um ihre Stralen herum zu lenken, in der
That in einer feinen Spirallinie zu ihrer bren¬
nenden Oberflaͤche heranreiſſen.

Mitten im Probe-Drama, gerade als Guſtav
oder Henri der Marie das leere Papier als ein Di¬
plom hinreichte, das ihre Verwandſchaft fuͤr null
erklaͤrte, fiel ihm das als Henri ein was einem an¬
dern laͤngſt als Guſtav eingefallen waͤre, daß auf
dem leeren Papier etwas koͤnnte geſchrieben ſtehen
und zwar das beſte Etwas, ſein Liebesbrief, den
wir ſchon laͤngſt geleſen haben. Kurz er nahm ſich
vor, ſeinen Brief in der Geſtalt jenes Diploms ihr
im Drama zuzuſtecken, wenns nicht anders zu ma¬
chen waͤre. Sogar das Romantiſche ſeine theatra¬
liſche Rolle in ſeine wirkliche hinein zu ziehen und
ſo vielen Zuſchauern eine andre Illuſion zu machen
als eine poetiſche, hielt ihn nicht ab ſondern trieb
ihn an. Ich will es nur geſtehen, lieber Guſtav —
und fiele mein Geſtaͤndniß ſelber in deine Haͤnde, —
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[199/0209] groſſo treiben. Ich ſagte eben etwas von einer Spi¬ rallinie, weil ich einen Einfall im Kopfe hatte, der ſo heiſſet: daß Weiber von Welt und die Son¬ ne, die Planeten unter dem Schein, ſie in einem Kreiſe um ihre Stralen herum zu lenken, in der That in einer feinen Spirallinie zu ihrer bren¬ nenden Oberflaͤche heranreiſſen. Mitten im Probe-Drama, gerade als Guſtav oder Henri der Marie das leere Papier als ein Di¬ plom hinreichte, das ihre Verwandſchaft fuͤr null erklaͤrte, fiel ihm das als Henri ein was einem an¬ dern laͤngſt als Guſtav eingefallen waͤre, daß auf dem leeren Papier etwas koͤnnte geſchrieben ſtehen und zwar das beſte Etwas, ſein Liebesbrief, den wir ſchon laͤngſt geleſen haben. Kurz er nahm ſich vor, ſeinen Brief in der Geſtalt jenes Diploms ihr im Drama zuzuſtecken, wenns nicht anders zu ma¬ chen waͤre. Sogar das Romantiſche ſeine theatra¬ liſche Rolle in ſeine wirkliche hinein zu ziehen und ſo vielen Zuſchauern eine andre Illuſion zu machen als eine poetiſche, hielt ihn nicht ab ſondern trieb ihn an. Ich will es nur geſtehen, lieber Guſtav — und fiele mein Geſtaͤndniß ſelber in deine Haͤnde, — auf deine himmliſche Beſcheidenheit war der Honig¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/209>, abgerufen am 24.11.2024.