Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.ich nachfärben wollte und sank Gott und der Göt¬ Ich stand auf mit gelähmter Hand und über¬ ich nachfaͤrben wollte und ſank Gott und der Goͤt¬ Ich ſtand auf mit gelaͤhmter Hand und uͤber¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0018" n="8"/> ich nachfaͤrben wollte und ſank Gott und der Goͤt¬<lb/> tin zu Fuͤßen . . . .</p><lb/> <p>Ich ſtand auf mit gelaͤhmter Hand und uͤber¬<lb/> gab mich dem ſteigenden Meere, das mich hob. —<lb/> Ich gieng jetzt an alle Ecken der großen Tafel mit<lb/> Millionen Gedecken fuͤr koloſſaliſche Gaͤſte und fuͤr<lb/> unſichtbare: denn meine Bruſt war noch nicht<lb/> voll und ich ließ die Wellen, die hineinſchlugen,<lb/> leidend in mir ſteigen. — Ich draͤngte mich in den<lb/> tiefſten Schatten der Schattenwelt, in den die in<lb/> einen Stern zergangne Sonne entlegner ſchimmer¬<lb/> te. — Ich gieng im Fichtenwald vor dem Gezaͤnk<lb/> der Kohlmeiſe und dem einſamen Wuͤſtenlaut der<lb/> Droſſel voruͤber unter die ſingende Lerche heraus —<lb/> Ich gieng im langen Abendthal an dem bewohnten<lb/> Bach hinauf und ein entzuͤcktes Weſenchor gieng<lb/> mit mir, die hineingetauchte Sonne und die<lb/> Muͤcke mit ihrem Schrittſchuh-Fuͤßen liefen neben<lb/> mir auf dem Waſſer weiter, die großaͤugige Waſ¬<lb/> ſerlibelle floß auf einem Weidenblatte dahin, ich<lb/> watete durch gruͤnes aus- und einathmendes Leben,<lb/> umflogen, umſungen, umhuͤpfet, umkrochen von<lb/> freudigen Kindern kurzer warmer Augenblicke. —<lb/> Ich gieng auf den Eremitenberg und meine Bruſt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
ich nachfaͤrben wollte und ſank Gott und der Goͤt¬
tin zu Fuͤßen . . . .
Ich ſtand auf mit gelaͤhmter Hand und uͤber¬
gab mich dem ſteigenden Meere, das mich hob. —
Ich gieng jetzt an alle Ecken der großen Tafel mit
Millionen Gedecken fuͤr koloſſaliſche Gaͤſte und fuͤr
unſichtbare: denn meine Bruſt war noch nicht
voll und ich ließ die Wellen, die hineinſchlugen,
leidend in mir ſteigen. — Ich draͤngte mich in den
tiefſten Schatten der Schattenwelt, in den die in
einen Stern zergangne Sonne entlegner ſchimmer¬
te. — Ich gieng im Fichtenwald vor dem Gezaͤnk
der Kohlmeiſe und dem einſamen Wuͤſtenlaut der
Droſſel voruͤber unter die ſingende Lerche heraus —
Ich gieng im langen Abendthal an dem bewohnten
Bach hinauf und ein entzuͤcktes Weſenchor gieng
mit mir, die hineingetauchte Sonne und die
Muͤcke mit ihrem Schrittſchuh-Fuͤßen liefen neben
mir auf dem Waſſer weiter, die großaͤugige Waſ¬
ſerlibelle floß auf einem Weidenblatte dahin, ich
watete durch gruͤnes aus- und einathmendes Leben,
umflogen, umſungen, umhuͤpfet, umkrochen von
freudigen Kindern kurzer warmer Augenblicke. —
Ich gieng auf den Eremitenberg und meine Bruſt
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/18>, abgerufen am 23.07.2024. |