Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.nen und mit dem ganzen Gedränge der Schöpfung. In zwölf Stunden steht er drinnen; aber ich nen und mit dem ganzen Gedraͤnge der Schoͤpfung. In zwoͤlf Stunden ſteht er drinnen; aber ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="55"/> nen und mit dem ganzen Gedraͤnge der Schoͤpfung.<lb/> — Er ſagte hernach, dieſes Nachtſtuͤck ſei noch<lb/> jezt in ſeiner Seele wie eine im Meere unterge¬<lb/> ſunkne gruͤne Inſel hinter tiefen Schatten gelagert<lb/> und ſehe ihn ſehnend an wie eine laͤngſt vergangne<lb/> frohe Ewigkeit. . . . Allein in wenig Minuten<lb/> ſchloß der Genius ihn an ſich und verhuͤllte die ſu¬<lb/> chenden Augen mit ſeinem Buſen und unvermerkt<lb/> liefen die Himmelsthuͤren wieder zu und nahmen<lb/> ihm den Fruͤhling.</p><lb/> <p>In zwoͤlf Stunden ſteht er drinnen; aber ich<lb/> werde ordentlich beklemmt, je naͤher ich mich zu<lb/> dieſer großen Auferſtehungsſzene bringe. Es ruͤhrt<lb/> nicht blos daher, daß ich nur ein einzigesmal in<lb/> meinem Leben einen ſolchen, des Himmels werthen<lb/> Geburtstag wie Guſtavs ſeinen, in meinem Kopfe<lb/> auf- und untergehen laſſen kann, einen Tag, deſ¬<lb/> ſen Feuer ich an meinem Pulſe fuͤhle und von dem<lb/> nur der Widerſchein aufs Papier herfaͤllt — auch<lb/> nicht blos daher koͤmmts, daß nachher der ſchoͤne<lb/> Genius ungekannt von Autor und Leſer wegziehet —<lb/> ſondern daher am meiſten, daß ich meinen Guſtav<lb/> aus der ſtillen Demantgrube, wo ſich der Demant<lb/> ſeines Herzens ſo durchſichtig und ſo ſtrahlend und ſo<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0091]
nen und mit dem ganzen Gedraͤnge der Schoͤpfung.
— Er ſagte hernach, dieſes Nachtſtuͤck ſei noch
jezt in ſeiner Seele wie eine im Meere unterge¬
ſunkne gruͤne Inſel hinter tiefen Schatten gelagert
und ſehe ihn ſehnend an wie eine laͤngſt vergangne
frohe Ewigkeit. . . . Allein in wenig Minuten
ſchloß der Genius ihn an ſich und verhuͤllte die ſu¬
chenden Augen mit ſeinem Buſen und unvermerkt
liefen die Himmelsthuͤren wieder zu und nahmen
ihm den Fruͤhling.
In zwoͤlf Stunden ſteht er drinnen; aber ich
werde ordentlich beklemmt, je naͤher ich mich zu
dieſer großen Auferſtehungsſzene bringe. Es ruͤhrt
nicht blos daher, daß ich nur ein einzigesmal in
meinem Leben einen ſolchen, des Himmels werthen
Geburtstag wie Guſtavs ſeinen, in meinem Kopfe
auf- und untergehen laſſen kann, einen Tag, deſ¬
ſen Feuer ich an meinem Pulſe fuͤhle und von dem
nur der Widerſchein aufs Papier herfaͤllt — auch
nicht blos daher koͤmmts, daß nachher der ſchoͤne
Genius ungekannt von Autor und Leſer wegziehet —
ſondern daher am meiſten, daß ich meinen Guſtav
aus der ſtillen Demantgrube, wo ſich der Demant
ſeines Herzens ſo durchſichtig und ſo ſtrahlend und ſo
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