richtigsten Wünsche brachtest und da du erst am Halse deiner Mutter, die euch beide mit Blicken der Liebe überschüttete, dein Herz in ein näheres übergossest . . . .
Erst jetzt kömmt die versprochne Hauptsache -- nämlich mein Gustav. Ich wollt', er wär' ausge¬ blieben. Er ritt vor zwei Husaren voraus, die ei¬ nen Kornwagen eskortirten. Der Wagen wollte sich über der Gränze -- das Fürstenthum Scheerau stößet wie der menschliche Verstand überall auf Grän¬ zen -- abladen; die zwei Husaren wollten sich be¬ stechen lassen, es war alles gut: aber Gustav war's nicht; der Kondukteur, der Pachter hatte die Kon¬ trebande für Röperisches Gut ausgegeben -- und von Röper sträubte sich der ganze Gustav vom Va¬ ter her zurück; zweitens lebte er jetzt mit der Tu¬ gend im Brautstand, und in den Flitterwochen, wo man gute Werke und moralische hors d'oeuvre für einerlei nimmt und wo zugleich der Styl und die Tugend zuviel Feuer hat. Kurz der Pachter und Wagen mußten zurück; und der Kadet war ins Geburtstagszimmer getreten, um es mit über¬ wallendem Hasse gegen Röperische Betrügereien an¬ zusagen. -- Aber konnt' ers, als er mich nach vie¬
richtigſten Wuͤnſche brachteſt und da du erſt am Halſe deiner Mutter, die euch beide mit Blicken der Liebe uͤberſchuͤttete, dein Herz in ein naͤheres uͤbergoſſeſt . . . .
Erſt jetzt koͤmmt die verſprochne Hauptſache — naͤmlich mein Guſtav. Ich wollt', er waͤr' ausge¬ blieben. Er ritt vor zwei Huſaren voraus, die ei¬ nen Kornwagen eſkortirten. Der Wagen wollte ſich uͤber der Graͤnze — das Fuͤrſtenthum Scheerau ſtoͤßet wie der menſchliche Verſtand uͤberall auf Graͤn¬ zen — abladen; die zwei Huſaren wollten ſich be¬ ſtechen laſſen, es war alles gut: aber Guſtav war's nicht; der Kondukteur, der Pachter hatte die Kon¬ trebande fuͤr Roͤperiſches Gut ausgegeben — und von Roͤper ſtraͤubte ſich der ganze Guſtav vom Va¬ ter her zuruͤck; zweitens lebte er jetzt mit der Tu¬ gend im Brautſtand, und in den Flitterwochen, wo man gute Werke und moraliſche hors d'oeuvre fuͤr einerlei nimmt und wo zugleich der Styl und die Tugend zuviel Feuer hat. Kurz der Pachter und Wagen mußten zuruͤck; und der Kadet war ins Geburtstagszimmer getreten, um es mit uͤber¬ wallendem Haſſe gegen Roͤperiſche Betruͤgereien an¬ zuſagen. — Aber konnt' ers, als er mich nach vie¬
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richtigſten Wuͤnſche brachteſt und da du erſt am
Halſe deiner Mutter, die euch beide mit Blicken
der Liebe uͤberſchuͤttete, dein Herz in ein naͤheres
uͤbergoſſeſt . . . .
Erſt jetzt koͤmmt die verſprochne Hauptſache —
naͤmlich mein Guſtav. Ich wollt', er waͤr' ausge¬
blieben. Er ritt vor zwei Huſaren voraus, die ei¬
nen Kornwagen eſkortirten. Der Wagen wollte
ſich uͤber der Graͤnze — das Fuͤrſtenthum Scheerau
ſtoͤßet wie der menſchliche Verſtand uͤberall auf Graͤn¬
zen — abladen; die zwei Huſaren wollten ſich be¬
ſtechen laſſen, es war alles gut: aber Guſtav war's
nicht; der Kondukteur, der Pachter hatte die Kon¬
trebande fuͤr Roͤperiſches Gut ausgegeben — und
von Roͤper ſtraͤubte ſich der ganze Guſtav vom Va¬
ter her zuruͤck; zweitens lebte er jetzt mit der Tu¬
gend im Brautſtand, und in den Flitterwochen,
wo man gute Werke und moraliſche hors d'oeuvre
fuͤr einerlei nimmt und wo zugleich der Styl und
die Tugend zuviel Feuer hat. Kurz der Pachter
und Wagen mußten zuruͤck; und der Kadet war
ins Geburtstagszimmer getreten, um es mit uͤber¬
wallendem Haſſe gegen Roͤperiſche Betruͤgereien an¬
zuſagen. — Aber konnt' ers, als er mich nach vie¬
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/347>, abgerufen am 13.05.2024.
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