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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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und statt der bisherigen Mücken-Kotterien hab'
ich bloß den guten giftigen Schwiegervater zu be¬
köstigen, der mit ihnen auf den Fuß eines Mük¬
ken-Freund Hains umgeht. Nun sollen es die
Rezensenten selber entscheiden, ob man einem
Schwiegervater von so vielem Werth und Gift
zu viel schmeichelt, wenn man ihm die Fleuret¬
te sagt, er gleiche ihnen, und wenn man ihn
bei der Hand anfaßt und zum Grassiren an¬
feuert durch alles und durch die Frage: "ob er
"nicht sähe, daß er nicht zu verachten wäre,
"sondern daß er als ein Mann, der mit seinen
"Lungenflügeln das feinste Miasma unter die
"Fliegen wehte, im Sommerhalbjahre dasselbe
"edle Glied in der naturhistorischen Welt vor¬
"stellte, das ein guter Rezensent in der littera¬
"rischen macht, der gleichfals in der ganzen Ge¬
"lehrtenrepublik herumschliche und tranßendente
"Mücken mit seinem ätzenden Athem so geschickt
"anhauchte, daß sie ärger krepirten als Heu¬
"schrecken -- und ob er nicht hofte, wollte man
"ihn hiemit gefragt haben, daß der Vorredner

und ſtatt der bisherigen Muͤcken-Kotterien hab'
ich bloß den guten giftigen Schwiegervater zu be¬
koͤſtigen, der mit ihnen auf den Fuß eines Muͤk¬
ken-Freund Hains umgeht. Nun ſollen es die
Rezenſenten ſelber entſcheiden, ob man einem
Schwiegervater von ſo vielem Werth und Gift
zu viel ſchmeichelt, wenn man ihm die Fleuret¬
te ſagt, er gleiche ihnen, und wenn man ihn
bei der Hand anfaßt und zum Graſſiren an¬
feuert durch alles und durch die Frage: »ob er
»nicht ſaͤhe, daß er nicht zu verachten waͤre,
»ſondern daß er als ein Mann, der mit ſeinen
»Lungenfluͤgeln das feinſte Miaſma unter die
»Fliegen wehte, im Sommerhalbjahre daſſelbe
»edle Glied in der naturhiſtoriſchen Welt vor¬
»ſtellte, das ein guter Rezenſent in der littera¬
»riſchen macht, der gleichfals in der ganzen Ge¬
»lehrtenrepublik herumſchliche und tranſzendente
»Muͤcken mit ſeinem aͤtzenden Athem ſo geſchickt
»anhauchte, daß ſie aͤrger krepirten als Heu¬
»ſchrecken — und ob er nicht hofte, wollte man
»ihn hiemit gefragt haben, daß der Vorredner

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[VI/0018] und ſtatt der bisherigen Muͤcken-Kotterien hab' ich bloß den guten giftigen Schwiegervater zu be¬ koͤſtigen, der mit ihnen auf den Fuß eines Muͤk¬ ken-Freund Hains umgeht. Nun ſollen es die Rezenſenten ſelber entſcheiden, ob man einem Schwiegervater von ſo vielem Werth und Gift zu viel ſchmeichelt, wenn man ihm die Fleuret¬ te ſagt, er gleiche ihnen, und wenn man ihn bei der Hand anfaßt und zum Graſſiren an¬ feuert durch alles und durch die Frage: »ob er »nicht ſaͤhe, daß er nicht zu verachten waͤre, »ſondern daß er als ein Mann, der mit ſeinen »Lungenfluͤgeln das feinſte Miaſma unter die »Fliegen wehte, im Sommerhalbjahre daſſelbe »edle Glied in der naturhiſtoriſchen Welt vor¬ »ſtellte, das ein guter Rezenſent in der littera¬ »riſchen macht, der gleichfals in der ganzen Ge¬ »lehrtenrepublik herumſchliche und tranſzendente »Muͤcken mit ſeinem aͤtzenden Athem ſo geſchickt »anhauchte, daß ſie aͤrger krepirten als Heu¬ »ſchrecken — und ob er nicht hofte, wollte man »ihn hiemit gefragt haben, daß der Vorredner

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/18>, abgerufen am 28.03.2024.