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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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ihre Mägde tausche: mithin braucht er auf nichts
zu passen. Nov. 22. c. 25 reicht ihm das Recht
der Ehescheidung schon, wenn sie auf eine Nacht
von ihm gelaufen; hier aber ist die Konsistorialrä¬
thin gar auf immer weg gedünstet und repetirt
noch dazu in jedem Triennio diese Wegdünstung,
-- sie die doch nach "Langens geistlichen Recht"
mit dem Konsistorialrath, der's selber in seiner Bü¬
chersammlung hat, ziehen müßte, wenn er Landes¬
verwiesen würde, gesetzt sogar, in den Ehepakten
hätte sie sich ausbedungen, zu Hause zu bleiben.
So redet Lange mit den Männern aus der Sa¬
che. In der großen Welt, wo ächte Keuschheit und
Polyhistorie und also auch Physiologie zu Hause ist,
traktirte man den Punkt längst mit Anstand und
Verstand und trieb Gewissenhaftigkeit weit. Denn
da ein Mann allda an seiner Gemahlin 3 Jahre
nach dem Vermählungsfest nicht ein Apothekerloth
Blut, nicht eine dünne Vene, worin's ist, mehr
von der alten auszuspüren hofft, da er mithin die
weggewanderten Theile seiner guten Gemahlin an
jeder andern eher und sicherer wiederzufinden glaubt
als an ihr selbst, da er also vielmehr Liebe zur an¬
kopulirten für eigentlichen Ehebruch an ihr und

ihre Maͤgde tauſche: mithin braucht er auf nichts
zu paſſen. Nov. 22. c. 25 reicht ihm das Recht
der Eheſcheidung ſchon, wenn ſie auf eine Nacht
von ihm gelaufen; hier aber iſt die Konſiſtorialraͤ¬
thin gar auf immer weg geduͤnſtet und repetirt
noch dazu in jedem Triennio dieſe Wegduͤnſtung,
— ſie die doch nach „Langens geiſtlichen Recht“
mit dem Konſiſtorialrath, der's ſelber in ſeiner Buͤ¬
cherſammlung hat, ziehen muͤßte, wenn er Landes¬
verwieſen wuͤrde, geſetzt ſogar, in den Ehepakten
haͤtte ſie ſich ausbedungen, zu Hauſe zu bleiben.
So redet Lange mit den Maͤnnern aus der Sa¬
che. In der großen Welt, wo aͤchte Keuſchheit und
Polyhiſtorie und alſo auch Phyſiologie zu Hauſe iſt,
traktirte man den Punkt laͤngſt mit Anſtand und
Verſtand und trieb Gewiſſenhaftigkeit weit. Denn
da ein Mann allda an ſeiner Gemahlin 3 Jahre
nach dem Vermaͤhlungsfeſt nicht ein Apothekerloth
Blut, nicht eine duͤnne Vene, worin's iſt, mehr
von der alten auszuſpuͤren hofft, da er mithin die
weggewanderten Theile ſeiner guten Gemahlin an
jeder andern eher und ſicherer wiederzufinden glaubt
als an ihr ſelbſt, da er alſo vielmehr Liebe zur an¬
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[78/0114] ihre Maͤgde tauſche: mithin braucht er auf nichts zu paſſen. Nov. 22. c. 25 reicht ihm das Recht der Eheſcheidung ſchon, wenn ſie auf eine Nacht von ihm gelaufen; hier aber iſt die Konſiſtorialraͤ¬ thin gar auf immer weg geduͤnſtet und repetirt noch dazu in jedem Triennio dieſe Wegduͤnſtung, — ſie die doch nach „Langens geiſtlichen Recht“ mit dem Konſiſtorialrath, der's ſelber in ſeiner Buͤ¬ cherſammlung hat, ziehen muͤßte, wenn er Landes¬ verwieſen wuͤrde, geſetzt ſogar, in den Ehepakten haͤtte ſie ſich ausbedungen, zu Hauſe zu bleiben. So redet Lange mit den Maͤnnern aus der Sa¬ che. In der großen Welt, wo aͤchte Keuſchheit und Polyhiſtorie und alſo auch Phyſiologie zu Hauſe iſt, traktirte man den Punkt laͤngſt mit Anſtand und Verſtand und trieb Gewiſſenhaftigkeit weit. Denn da ein Mann allda an ſeiner Gemahlin 3 Jahre nach dem Vermaͤhlungsfeſt nicht ein Apothekerloth Blut, nicht eine duͤnne Vene, worin's iſt, mehr von der alten auszuſpuͤren hofft, da er mithin die weggewanderten Theile ſeiner guten Gemahlin an jeder andern eher und ſicherer wiederzufinden glaubt als an ihr ſelbſt, da er alſo vielmehr Liebe zur an¬ kopulirten fuͤr eigentlichen Ehebruch an ihr und

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/114>, abgerufen am 21.11.2024.