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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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des Lebens zwischen zwey festen und reinen
Herzen geschlossen.

Aber sie faßte sich in ihrer Trunkenheit
zuerst und nahm seine Hand, um wieder in
die weite Mitte des schimmernden Himmelsge-
wölbes vor die Zuschauer zu gehen. -- Als
jetzt dem Musikchore ein zweytes, in tiefe Ferne
gelegt, antwortete als ein Echo: -- so hielten
beyde Glückliche das leisere Tönen noch für das
alte laute, weil die Saiten ihres Herzens
darein mitklangen. Und als Theoda heraus-
trat vor den Glanz des brennenden Gewölbes,
wie anders erschien es ihr jetzt! Eine Unter-
welt lag vor ihr, aber die elysische; unter der
weiten Beleuchtung flimmerten selber die Was-
serfälle in den Grotten und die Wassersprünge
in den Seen -- überall auf den Hügeln, in
den Gängen wandelten seelige Schatten, und
auf den fernen Wiederklängen schienen die
fernen Gestalten zu schweben -- alle Menschen
schienen einander wiederzufinden, und die Töne
sprachen das aus, was sie entzückte -- das

des Lebens zwiſchen zwey feſten und reinen
Herzen geſchloſſen.

Aber ſie faßte ſich in ihrer Trunkenheit
zuerſt und nahm ſeine Hand, um wieder in
die weite Mitte des ſchimmernden Himmelsge-
woͤlbes vor die Zuſchauer zu gehen. — Als
jetzt dem Muſikchore ein zweytes, in tiefe Ferne
gelegt, antwortete als ein Echo: — ſo hielten
beyde Gluͤckliche das leiſere Tönen noch fuͤr das
alte laute, weil die Saiten ihres Herzens
darein mitklangen. Und als Theoda heraus-
trat vor den Glanz des brennenden Gewölbes,
wie anders erſchien es ihr jetzt! Eine Unter-
welt lag vor ihr, aber die elyſiſche; unter der
weiten Beleuchtung flimmerten ſelber die Waſ-
ſerfaͤlle in den Grotten und die Waſſerſpruͤnge
in den Seen — uͤberall auf den Huͤgeln, in
den Gaͤngen wandelten ſeelige Schatten, und
auf den fernen Wiederklaͤngen ſchienen die
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ſchienen einander wiederzufinden, und die Toͤne
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[87/0093] des Lebens zwiſchen zwey feſten und reinen Herzen geſchloſſen. Aber ſie faßte ſich in ihrer Trunkenheit zuerſt und nahm ſeine Hand, um wieder in die weite Mitte des ſchimmernden Himmelsge- woͤlbes vor die Zuſchauer zu gehen. — Als jetzt dem Muſikchore ein zweytes, in tiefe Ferne gelegt, antwortete als ein Echo: — ſo hielten beyde Gluͤckliche das leiſere Tönen noch fuͤr das alte laute, weil die Saiten ihres Herzens darein mitklangen. Und als Theoda heraus- trat vor den Glanz des brennenden Gewölbes, wie anders erſchien es ihr jetzt! Eine Unter- welt lag vor ihr, aber die elyſiſche; unter der weiten Beleuchtung flimmerten ſelber die Waſ- ſerfaͤlle in den Grotten und die Waſſerſpruͤnge in den Seen — uͤberall auf den Huͤgeln, in den Gaͤngen wandelten ſeelige Schatten, und auf den fernen Wiederklaͤngen ſchienen die fernen Geſtalten zu ſchweben — alle Menſchen ſchienen einander wiederzufinden, und die Toͤne ſprachen das aus, was ſie entzuͤckte — das

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/93>, abgerufen am 28.04.2024.