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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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von innen aus Freigemachter bey ihnen unter
die Freiherrn und Freifrauen tritt, d. h. un-
ter ihres Gleichen -- weil die Sache ohne
Folgen (gute ausgenommen) ist -- weil die
Fürsten gern alles thun aber nur Einmal, auch
das Beste -- weil die ganze Sache kurz abge-
than, und lang abgesprochen wird -- weil sie
einmal in Erstaunen ihrer Herablassung setzen
wollen, welches bey Unterthanen sie zu viel
kosten würde -- weil sie vom Manne später
an der Tafel etwas sagen wollen, und ihn also
vorher etwas sagen lassen müssen -- und weil
sie eben dasselbe ohne alle Gründe thäten, um
so mehr da sie den besagten Mann schon halb
vergessen, wenn er noch da steht und sich nach
Jahren kaum erinnern, wer der Mensch ge-
wesen.

Doch aber auch einheimische Gelehrte könn-
ten dieß benutzen; da die Fürsten oft den Sul-
tanen gleichen, welche auf einem verschnittenen
Zwerge sich in den Sattel schwingen. Es
bleibt daher unbegreiflich, warum bisher die
Aerzte und die Rechtsgelehrten gegen die hö-

von innen aus Freigemachter bey ihnen unter
die Freiherrn und Freifrauen tritt, d. h. un-
ter ihres Gleichen — weil die Sache ohne
Folgen (gute ausgenommen) iſt — weil die
Fuͤrſten gern alles thun aber nur Einmal, auch
das Beſte — weil die ganze Sache kurz abge-
than, und lang abgeſprochen wird — weil ſie
einmal in Erſtaunen ihrer Herablaſſung ſetzen
wollen, welches bey Unterthanen ſie zu viel
koſten wuͤrde — weil ſie vom Manne ſpaͤter
an der Tafel etwas ſagen wollen, und ihn alſo
vorher etwas ſagen laſſen muͤſſen — und weil
ſie eben daſſelbe ohne alle Gruͤnde thäten, um
ſo mehr da ſie den beſagten Mann ſchon halb
vergeſſen, wenn er noch da ſteht und ſich nach
Jahren kaum erinnern, wer der Menſch ge-
weſen.

Doch aber auch einheimiſche Gelehrte könn-
ten dieß benutzen; da die Fuͤrſten oft den Sul-
tanen gleichen, welche auf einem verſchnittenen
Zwerge ſich in den Sattel ſchwingen. Es
bleibt daher unbegreiflich, warum bisher die
Aerzte und die Rechtsgelehrten gegen die hoͤ-

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[68/0074] von innen aus Freigemachter bey ihnen unter die Freiherrn und Freifrauen tritt, d. h. un- ter ihres Gleichen — weil die Sache ohne Folgen (gute ausgenommen) iſt — weil die Fuͤrſten gern alles thun aber nur Einmal, auch das Beſte — weil die ganze Sache kurz abge- than, und lang abgeſprochen wird — weil ſie einmal in Erſtaunen ihrer Herablaſſung ſetzen wollen, welches bey Unterthanen ſie zu viel koſten wuͤrde — weil ſie vom Manne ſpaͤter an der Tafel etwas ſagen wollen, und ihn alſo vorher etwas ſagen laſſen muͤſſen — und weil ſie eben daſſelbe ohne alle Gruͤnde thäten, um ſo mehr da ſie den beſagten Mann ſchon halb vergeſſen, wenn er noch da ſteht und ſich nach Jahren kaum erinnern, wer der Menſch ge- weſen. Doch aber auch einheimiſche Gelehrte könn- ten dieß benutzen; da die Fuͤrſten oft den Sul- tanen gleichen, welche auf einem verſchnittenen Zwerge ſich in den Sattel ſchwingen. Es bleibt daher unbegreiflich, warum bisher die Aerzte und die Rechtsgelehrten gegen die hoͤ-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/74>, abgerufen am 27.04.2024.