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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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mehr unnütze als nütze Sachen in der Welt.
Nimmt man es scharf, so möchte man über
dergleichen Thränen vergießen -- und dabey
wünschen, daß letztere gleich den Hirschthränen
zu etwas brauchbarem würden, zum Bezoar,
und wenn das wenige Kochsalz (sammt dem
Natrum, phosphorsaurem Kalke und Kali),
was Scheidekünstler aus den Zähren ziehen,
in Betracht käme gegen die Meersalzlager an
Frankreichs Küsten, so würde mit Vergnügen
selber der kalte Holländer sowohl vor Schmer-
zen über gegebene Themen weinen, als vor
Lust.

Die deutsche wahre Achtung für Nutzen
(in Norden besteht er aus Pelz und Fraß)
verkenne man also auch im Vorschlag nicht,
Luthers Ehrenkirche noch, wie so immer den
Kirchen, ein Schulhaus anzuheften, wenns
geht. Ich glaube indeß, man wird -- weils
nicht geht wegen Schwäche der Sürpluskasse
-- vor der Hand die Kirche weglassen, und
sich auf das Schulhaus einschränken, dessen
Antlitzseite Luthern vorläufig zugeeignet werden

mehr unnuͤtze als nuͤtze Sachen in der Welt.
Nimmt man es ſcharf, ſo moͤchte man uͤber
dergleichen Thraͤnen vergießen — und dabey
wuͤnſchen, daß letztere gleich den Hirſchthraͤnen
zu etwas brauchbarem wuͤrden, zum Bezoar,
und wenn das wenige Kochſalz (ſammt dem
Natrum, phosphorſaurem Kalke und Kali),
was Scheidekuͤnſtler aus den Zaͤhren ziehen,
in Betracht kaͤme gegen die Meerſalzlager an
Frankreichs Kuͤſten, ſo wuͤrde mit Vergnuͤgen
ſelber der kalte Hollaͤnder ſowohl vor Schmer-
zen uͤber gegebene Themen weinen, als vor
Luſt.

Die deutſche wahre Achtung fuͤr Nutzen
(in Norden beſteht er aus Pelz und Fraß)
verkenne man alſo auch im Vorſchlag nicht,
Luthers Ehrenkirche noch, wie ſo immer den
Kirchen, ein Schulhaus anzuheften, wenns
geht. Ich glaube indeß, man wird — weils
nicht geht wegen Schwaͤche der Suͤrpluskaſſe
— vor der Hand die Kirche weglaſſen, und
ſich auf das Schulhaus einſchraͤnken, deſſen
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[162/0168] mehr unnuͤtze als nuͤtze Sachen in der Welt. Nimmt man es ſcharf, ſo moͤchte man uͤber dergleichen Thraͤnen vergießen — und dabey wuͤnſchen, daß letztere gleich den Hirſchthraͤnen zu etwas brauchbarem wuͤrden, zum Bezoar, und wenn das wenige Kochſalz (ſammt dem Natrum, phosphorſaurem Kalke und Kali), was Scheidekuͤnſtler aus den Zaͤhren ziehen, in Betracht kaͤme gegen die Meerſalzlager an Frankreichs Kuͤſten, ſo wuͤrde mit Vergnuͤgen ſelber der kalte Hollaͤnder ſowohl vor Schmer- zen uͤber gegebene Themen weinen, als vor Luſt. Die deutſche wahre Achtung fuͤr Nutzen (in Norden beſteht er aus Pelz und Fraß) verkenne man alſo auch im Vorſchlag nicht, Luthers Ehrenkirche noch, wie ſo immer den Kirchen, ein Schulhaus anzuheften, wenns geht. Ich glaube indeß, man wird — weils nicht geht wegen Schwaͤche der Suͤrpluskaſſe — vor der Hand die Kirche weglaſſen, und ſich auf das Schulhaus einſchraͤnken, deſſen Antlitzſeite Luthern vorlaͤufig zugeeignet werden

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/168>, abgerufen am 02.05.2024.