nicht gern erschlagen. Ein Knicker ist Sem- melmann auch, und nichts hass' ich mehr als so einen geitzigen Hund, der mir nichts her- schenkt, der selber seinem Hund nichts zu fres- sen gibt, als Gras, das dem Thier nur schmeckt, wenn sich das Wetter ändert. -- Hat er nicht bloß aus Geizhalsigkeit meine Praxis beneidet obwol außer Lands und mei- nen Ehrensold und die wenigen Ehrenpforten und Ehrenlegionen, die ich mir etwan er- schrieben?" --
"Ist der Leibmedikus nicht der größte Schmeichler des Hofs, und denkt bey dem Fürsten, weil ich bey Gelegenheit der Häma- tosen und Misgeburten, nichts von den mine- ralischen Bestandtheilen des Landes-Bades an- gebracht, Ehre einzulegen, wenn er mir eine größere nimmt als er hat? Die Sache ist, seine Zunge gleicht der Bienenzunge, welche einem Fuchsschwanz ähnlich ist und die für sich Honig saugt, und für andere Gift. Wie ge- sagt Bruder! -- Ich erhebe Dich vielleicht
nicht gern erſchlagen. Ein Knicker iſt Sem- melmann auch, und nichts haſſ’ ich mehr als ſo einen geitzigen Hund, der mir nichts her- ſchenkt, der ſelber ſeinem Hund nichts zu freſ- ſen gibt, als Gras, das dem Thier nur ſchmeckt, wenn ſich das Wetter aͤndert. — Hat er nicht bloß aus Geizhalſigkeit meine Praxis beneidet obwol außer Lands und mei- nen Ehrenſold und die wenigen Ehrenpforten und Ehrenlegionen, die ich mir etwan er- ſchrieben?” —
„Iſt der Leibmedikus nicht der größte Schmeichler des Hofs, und denkt bey dem Fuͤrſten, weil ich bey Gelegenheit der Haͤma- toſen und Misgeburten, nichts von den mine- raliſchen Beſtandtheilen des Landes-Bades an- gebracht, Ehre einzulegen, wenn er mir eine groͤßere nimmt als er hat? Die Sache iſt, ſeine Zunge gleicht der Bienenzunge, welche einem Fuchsſchwanz aͤhnlich iſt und die fuͤr ſich Honig ſaugt, und fuͤr andere Gift. Wie ge- ſagt Bruder! — Ich erhebe Dich vielleicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0123"n="117"/>
nicht gern erſchlagen. Ein Knicker iſt Sem-<lb/>
melmann auch, und nichts haſſ’ ich mehr als<lb/>ſo einen geitzigen Hund, der mir nichts her-<lb/>ſchenkt, der ſelber ſeinem Hund nichts zu freſ-<lb/>ſen gibt, als Gras, das dem Thier nur<lb/>ſchmeckt, wenn ſich das Wetter aͤndert. —<lb/>
Hat er nicht bloß aus Geizhalſigkeit meine<lb/>
Praxis beneidet obwol außer Lands und mei-<lb/>
nen Ehrenſold und die wenigen Ehrenpforten<lb/>
und Ehrenlegionen, die ich mir etwan er-<lb/>ſchrieben?”—</p><lb/><p>„Iſt der Leibmedikus nicht der größte<lb/>
Schmeichler des Hofs, und denkt bey dem<lb/>
Fuͤrſten, weil ich bey Gelegenheit der Haͤma-<lb/>
toſen und Misgeburten, nichts von den mine-<lb/>
raliſchen Beſtandtheilen des Landes-Bades an-<lb/>
gebracht, Ehre einzulegen, wenn er mir eine<lb/>
groͤßere nimmt als er hat? Die Sache iſt,<lb/>ſeine Zunge gleicht der Bienenzunge, welche<lb/>
einem Fuchsſchwanz aͤhnlich iſt und die fuͤr ſich<lb/>
Honig ſaugt, und fuͤr andere Gift. Wie ge-<lb/>ſagt Bruder! — Ich erhebe Dich vielleicht<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[117/0123]
nicht gern erſchlagen. Ein Knicker iſt Sem-
melmann auch, und nichts haſſ’ ich mehr als
ſo einen geitzigen Hund, der mir nichts her-
ſchenkt, der ſelber ſeinem Hund nichts zu freſ-
ſen gibt, als Gras, das dem Thier nur
ſchmeckt, wenn ſich das Wetter aͤndert. —
Hat er nicht bloß aus Geizhalſigkeit meine
Praxis beneidet obwol außer Lands und mei-
nen Ehrenſold und die wenigen Ehrenpforten
und Ehrenlegionen, die ich mir etwan er-
ſchrieben?” —
„Iſt der Leibmedikus nicht der größte
Schmeichler des Hofs, und denkt bey dem
Fuͤrſten, weil ich bey Gelegenheit der Haͤma-
toſen und Misgeburten, nichts von den mine-
raliſchen Beſtandtheilen des Landes-Bades an-
gebracht, Ehre einzulegen, wenn er mir eine
groͤßere nimmt als er hat? Die Sache iſt,
ſeine Zunge gleicht der Bienenzunge, welche
einem Fuchsſchwanz aͤhnlich iſt und die fuͤr ſich
Honig ſaugt, und fuͤr andere Gift. Wie ge-
ſagt Bruder! — Ich erhebe Dich vielleicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/123>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.