Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

stochen und die fremde Sache nehm' ich kühn
für eigne."

"Ich habe Dich Spitzbuben wirklich ruhig
ausgehört, blos nur um Dir vorläufig darzu-
thun, daß ich bey Gott! bey Verstand bin,
wie einer, und nach niemand frage -- Was
verschlagen alle Flaschen im Magen gegen
das Wenige, was aus ihm davon in den
Kopf steigt? Aber, wie gesagt, daß ist mein
Satz, oder ich weiß nicht, was wir sagen.
Und doch ein Spitzbube bist Du selber so
groß wie Semmelmann, weil Du ihm ähnelst
und beystehst. Denn, Du bist, nimm mirs
nicht übel, lieber Stryk -- von Hause aus --
ein milder Mann mit einem weichen Herzen
im Brustkästchen, und es ist Dir nachzusehen,
wenn Du aus verdammter verhaßter Liebe
Schubjacke und Stricke (ich rede gesetzt) ver-
fichst; denn Dein Angesicht ist ein sanfter
Oelgarten, wo man Blut schwitzt, und Du bist
am ganzen Leibe mit Selbst-Dämpfern wie
mit Blutigeln besetzt. Du weißt nur zu gut,
wer mich rezensiert hat; aber siehst ihn nur

ſtochen und die fremde Sache nehm’ ich kuͤhn
fuͤr eigne.”

„Ich habe Dich Spitzbuben wirklich ruhig
ausgehoͤrt, blos nur um Dir vorlaͤufig darzu-
thun, daß ich bey Gott! bey Verſtand bin,
wie einer, und nach niemand frage — Was
verſchlagen alle Flaſchen im Magen gegen
das Wenige, was aus ihm davon in den
Kopf ſteigt? Aber, wie geſagt, daß iſt mein
Satz, oder ich weiß nicht, was wir ſagen.
Und doch ein Spitzbube biſt Du ſelber ſo
groß wie Semmelmann, weil Du ihm aͤhnelſt
und beyſtehſt. Denn, Du biſt, nimm mirs
nicht uͤbel, lieber Stryk — von Hauſe aus —
ein milder Mann mit einem weichen Herzen
im Bruſtkaͤſtchen, und es iſt Dir nachzuſehen,
wenn Du aus verdammter verhaßter Liebe
Schubjacke und Stricke (ich rede geſetzt) ver-
fichſt; denn Dein Angeſicht iſt ein ſanfter
Oelgarten, wo man Blut ſchwitzt, und Du biſt
am ganzen Leibe mit Selbſt-Daͤmpfern wie
mit Blutigeln beſetzt. Du weißt nur zu gut,
wer mich rezenſiert hat; aber ſiehſt ihn nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0122" n="116"/>
&#x017F;tochen und die fremde Sache nehm&#x2019; ich ku&#x0364;hn<lb/>
fu&#x0364;r eigne.&#x201D;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Ich habe Dich Spitzbuben wirklich ruhig<lb/>
ausgeho&#x0364;rt, blos nur um Dir vorla&#x0364;ufig darzu-<lb/>
thun, daß ich bey Gott! bey Ver&#x017F;tand bin,<lb/>
wie einer, und nach niemand frage &#x2014; Was<lb/>
ver&#x017F;chlagen alle Fla&#x017F;chen im Magen gegen<lb/>
das Wenige, was aus ihm davon in den<lb/>
Kopf &#x017F;teigt? Aber, wie ge&#x017F;agt, daß i&#x017F;t mein<lb/>
Satz, oder ich weiß nicht, was wir &#x017F;agen.<lb/>
Und doch ein Spitzbube bi&#x017F;t Du &#x017F;elber &#x017F;o<lb/>
groß wie Semmelmann, weil Du ihm a&#x0364;hnel&#x017F;t<lb/>
und bey&#x017F;teh&#x017F;t. Denn, Du bi&#x017F;t, nimm mirs<lb/>
nicht u&#x0364;bel, lieber Stryk &#x2014; von Hau&#x017F;e aus &#x2014;<lb/>
ein milder Mann mit einem weichen Herzen<lb/>
im Bru&#x017F;tka&#x0364;&#x017F;tchen, und es i&#x017F;t Dir nachzu&#x017F;ehen,<lb/>
wenn Du aus verdammter verhaßter Liebe<lb/>
Schubjacke und Stricke (ich rede ge&#x017F;etzt) ver-<lb/>
fich&#x017F;t; denn Dein Ange&#x017F;icht i&#x017F;t ein &#x017F;anfter<lb/>
Oelgarten, wo man Blut &#x017F;chwitzt, und Du bi&#x017F;t<lb/>
am ganzen Leibe mit Selb&#x017F;t-Da&#x0364;mpfern wie<lb/>
mit Blutigeln be&#x017F;etzt. Du weißt nur zu gut,<lb/>
wer mich rezen&#x017F;iert hat; aber &#x017F;ieh&#x017F;t ihn nur<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0122] ſtochen und die fremde Sache nehm’ ich kuͤhn fuͤr eigne.” „Ich habe Dich Spitzbuben wirklich ruhig ausgehoͤrt, blos nur um Dir vorlaͤufig darzu- thun, daß ich bey Gott! bey Verſtand bin, wie einer, und nach niemand frage — Was verſchlagen alle Flaſchen im Magen gegen das Wenige, was aus ihm davon in den Kopf ſteigt? Aber, wie geſagt, daß iſt mein Satz, oder ich weiß nicht, was wir ſagen. Und doch ein Spitzbube biſt Du ſelber ſo groß wie Semmelmann, weil Du ihm aͤhnelſt und beyſtehſt. Denn, Du biſt, nimm mirs nicht uͤbel, lieber Stryk — von Hauſe aus — ein milder Mann mit einem weichen Herzen im Bruſtkaͤſtchen, und es iſt Dir nachzuſehen, wenn Du aus verdammter verhaßter Liebe Schubjacke und Stricke (ich rede geſetzt) ver- fichſt; denn Dein Angeſicht iſt ein ſanfter Oelgarten, wo man Blut ſchwitzt, und Du biſt am ganzen Leibe mit Selbſt-Daͤmpfern wie mit Blutigeln beſetzt. Du weißt nur zu gut, wer mich rezenſiert hat; aber ſiehſt ihn nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/122
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/122>, abgerufen am 22.11.2024.