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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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ganzen Körpers, oder der Muskeln u. s. w. als
des Denkorgans, des Gehirns, daher durch
lange Entziehung desselben nichts am Körper er-
krankt als das Gehirn, nemlich zum Wahnwitz.
Wird es bey dem Thiere durch kein Empfinden,
beym Menschen durch kein Denken mehr gereizt:
so zittert dieses willkührliche Bewegungsorgan
endlich aus. So bald der Mensch sagt: ich will
keine einzige Vorstellung, die mir aufstößt, mehr
verfolgen, sondern kommen und laufen lassen,
was will: so fällt er in Schlaf; nachdem vor-
her noch einzelne Bilder ohne Band und Reihe,
wie aus einer Bilderuhr, vor ihm aufgesprun-
gen waren, bloße Nachzuckungen des gereizten
Denkorgans, denen der Muskelfasern eines ge-
tödteten Thieres ähnlich. Das Erwachen dage-
gen beginnt das gestärkte und nun reitzende Or-
gan, wie das Einschlafen der nachlassende
Geist.

Die göttliche Herrschaft des Menschen über
sein inneres Thier- und Pflanzenreich wird zu
wenig anerkannt, und eingeübt, zumal von
Frauen; ohne sie schleppt uns die Kette des er-

ganzen Koͤrpers, oder der Muſkeln u. ſ. w. als
des Denkorgans, des Gehirns, daher durch
lange Entziehung deſſelben nichts am Koͤrper er-
krankt als das Gehirn, nemlich zum Wahnwitz.
Wird es bey dem Thiere durch kein Empfinden,
beym Menſchen durch kein Denken mehr gereizt:
ſo zittert dieſes willkuͤhrliche Bewegungsorgan
endlich aus. So bald der Menſch ſagt: ich will
keine einzige Vorſtellung, die mir aufſtößt, mehr
verfolgen, ſondern kommen und laufen laſſen,
was will: ſo faͤllt er in Schlaf; nachdem vor-
her noch einzelne Bilder ohne Band und Reihe,
wie aus einer Bilderuhr, vor ihm aufgeſprun-
gen waren, bloße Nachzuckungen des gereizten
Denkorgans, denen der Muskelfaſern eines ge-
toͤdteten Thieres aͤhnlich. Das Erwachen dage-
gen beginnt das geſtaͤrkte und nun reitzende Or-
gan, wie das Einſchlafen der nachlaſſende
Geiſt.

Die goͤttliche Herrſchaft des Menſchen uͤber
ſein inneres Thier- und Pflanzenreich wird zu
wenig anerkannt, und eingeuͤbt, zumal von
Frauen; ohne ſie ſchleppt uns die Kette des er-

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[219/0237] ganzen Koͤrpers, oder der Muſkeln u. ſ. w. als des Denkorgans, des Gehirns, daher durch lange Entziehung deſſelben nichts am Koͤrper er- krankt als das Gehirn, nemlich zum Wahnwitz. Wird es bey dem Thiere durch kein Empfinden, beym Menſchen durch kein Denken mehr gereizt: ſo zittert dieſes willkuͤhrliche Bewegungsorgan endlich aus. So bald der Menſch ſagt: ich will keine einzige Vorſtellung, die mir aufſtößt, mehr verfolgen, ſondern kommen und laufen laſſen, was will: ſo faͤllt er in Schlaf; nachdem vor- her noch einzelne Bilder ohne Band und Reihe, wie aus einer Bilderuhr, vor ihm aufgeſprun- gen waren, bloße Nachzuckungen des gereizten Denkorgans, denen der Muskelfaſern eines ge- toͤdteten Thieres aͤhnlich. Das Erwachen dage- gen beginnt das geſtaͤrkte und nun reitzende Or- gan, wie das Einſchlafen der nachlaſſende Geiſt. Die goͤttliche Herrſchaft des Menſchen uͤber ſein inneres Thier- und Pflanzenreich wird zu wenig anerkannt, und eingeuͤbt, zumal von Frauen; ohne ſie ſchleppt uns die Kette des er-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/237>, abgerufen am 27.11.2024.