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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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ist ungemein verdrüßlich, besonders wenn man
keine Mittel dagegen weiß.

Ich weiß und gebe sie aber; sämmtlich lau-
fen sie in der Kunst zusammen, sich selber Lang-
weile zu machen, eine Kunst, die bey gedachten
logischen Köpfen auf die unlogische Kunst, nicht
zu denken, hinaus kommt.

Wir wollen indeß einen weitern Anlauf zur
Sache nehmen. Es wird allgemein von Philo-
sophen und Festungskommendanten angenommen,
daß ein Mensch, z. B. eine Schildwache, im
Stande sey, schläfrig und wach zu bleiben. Ja
ein Philosoph kann sich zu Bette legen, Augen
und Ohren verschließen, und doch die Wette aus-
bieten und gewinnen, die ganze Nacht zu ver-
wachen bloß durch ein geistiges Mittel, durch
Denken; -- folglich, setzt diese Willkühr die an-
dere voraus, einzuschlafen, sobald man das
Mittel der Wette nicht anwendet, wie wir
Abends ja an ganzen Völkern sehen, wenn sie
zu Bette gehen.

Der Schlaf ist, wie ich im Hesperus bewei-
sen, das stärkende Ausruhen nicht so wohl des

iſt ungemein verdruͤßlich, beſonders wenn man
keine Mittel dagegen weiß.

Ich weiß und gebe ſie aber; ſaͤmmtlich lau-
fen ſie in der Kunſt zuſammen, ſich ſelber Lang-
weile zu machen, eine Kunſt, die bey gedachten
logiſchen Koͤpfen auf die unlogiſche Kunſt, nicht
zu denken, hinaus kommt.

Wir wollen indeß einen weitern Anlauf zur
Sache nehmen. Es wird allgemein von Philo-
ſophen und Feſtungskommendanten angenommen,
daß ein Menſch, z. B. eine Schildwache, im
Stande ſey, ſchlaͤfrig und wach zu bleiben. Ja
ein Philoſoph kann ſich zu Bette legen, Augen
und Ohren verſchließen, und doch die Wette aus-
bieten und gewinnen, die ganze Nacht zu ver-
wachen bloß durch ein geiſtiges Mittel, durch
Denken; — folglich, ſetzt dieſe Willkuͤhr die an-
dere voraus, einzuſchlafen, ſobald man das
Mittel der Wette nicht anwendet, wie wir
Abends ja an ganzen Voͤlkern ſehen, wenn ſie
zu Bette gehen.

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ſen, das ſtaͤrkende Ausruhen nicht ſo wohl des

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[218/0236] iſt ungemein verdruͤßlich, beſonders wenn man keine Mittel dagegen weiß. Ich weiß und gebe ſie aber; ſaͤmmtlich lau- fen ſie in der Kunſt zuſammen, ſich ſelber Lang- weile zu machen, eine Kunſt, die bey gedachten logiſchen Koͤpfen auf die unlogiſche Kunſt, nicht zu denken, hinaus kommt. Wir wollen indeß einen weitern Anlauf zur Sache nehmen. Es wird allgemein von Philo- ſophen und Feſtungskommendanten angenommen, daß ein Menſch, z. B. eine Schildwache, im Stande ſey, ſchlaͤfrig und wach zu bleiben. Ja ein Philoſoph kann ſich zu Bette legen, Augen und Ohren verſchließen, und doch die Wette aus- bieten und gewinnen, die ganze Nacht zu ver- wachen bloß durch ein geiſtiges Mittel, durch Denken; — folglich, ſetzt dieſe Willkuͤhr die an- dere voraus, einzuſchlafen, ſobald man das Mittel der Wette nicht anwendet, wie wir Abends ja an ganzen Voͤlkern ſehen, wenn ſie zu Bette gehen. Der Schlaf iſt, wie ich im Hesperus bewei- ſen, das ſtaͤrkende Ausruhen nicht ſo wohl des

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/236>, abgerufen am 24.11.2024.