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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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sten besten Einfalls fort. "Tritt aber nicht,
kann eine Frau sagen, das Leichenbild meines
Schmerzes überall ungerufen mitten im Früh-
ling und im Garten desselben wie ein Geist,
aus der Luft, bald hier, bald da, und kann ich
der Geistererscheinung wehren?"

Wende das Auge von ihr, sag' ich, so ver-
schwindet sie und kommt zwar wieder, aber im-
mer kleiner; siehst du ihn hingegen lange an,
so vergrößert sie sich, und überdeckt dir Him-
mel und Erde. -- Nicht die Entstehung, son-
dern die Fortsetzung unserer Ideen unterschei-
det das Wahre vom Traume; im Wachen erzie-
hen wir den Fündling eines ersten Gedankens,
oder lassen ihn liegen, im Traume erzieht der
Fündling die Mutter, und zügelt sie an seinem
Laufzaume.

Um zum nahen Einschlafen wieder zu kom-
men, so bekenn' ich indeß, daß jenes gewaltsame
Abbestellen und Einstellen alles Denkens ohne
philosophische Uebung wohl wenigen gelingen
wird; nur der Philosoph kann sagen: ich will
jetzt bloß mein Gehirn walten lassen ohne Ich.

ſten beſten Einfalls fort. „Tritt aber nicht,
kann eine Frau ſagen, das Leichenbild meines
Schmerzes uͤberall ungerufen mitten im Fruͤh-
ling und im Garten deſſelben wie ein Geiſt,
aus der Luft, bald hier, bald da, und kann ich
der Geiſtererſcheinung wehren?“

Wende das Auge von ihr, ſag’ ich, ſo ver-
ſchwindet ſie und kommt zwar wieder, aber im-
mer kleiner; ſiehſt du ihn hingegen lange an,
ſo vergroͤßert ſie ſich, und uͤberdeckt dir Him-
mel und Erde. — Nicht die Entſtehung, ſon-
dern die Fortſetzung unſerer Ideen unterſchei-
det das Wahre vom Traume; im Wachen erzie-
hen wir den Fuͤndling eines erſten Gedankens,
oder laſſen ihn liegen, im Traume erzieht der
Fuͤndling die Mutter, und zuͤgelt ſie an ſeinem
Laufzaume.

Um zum nahen Einſchlafen wieder zu kom-
men, ſo bekenn’ ich indeß, daß jenes gewaltſame
Abbeſtellen und Einſtellen alles Denkens ohne
philoſophiſche Uebung wohl wenigen gelingen
wird; nur der Philoſoph kann ſagen: ich will
jetzt bloß mein Gehirn walten laſſen ohne Ich.

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[220/0238] ſten beſten Einfalls fort. „Tritt aber nicht, kann eine Frau ſagen, das Leichenbild meines Schmerzes uͤberall ungerufen mitten im Fruͤh- ling und im Garten deſſelben wie ein Geiſt, aus der Luft, bald hier, bald da, und kann ich der Geiſtererſcheinung wehren?“ Wende das Auge von ihr, ſag’ ich, ſo ver- ſchwindet ſie und kommt zwar wieder, aber im- mer kleiner; ſiehſt du ihn hingegen lange an, ſo vergroͤßert ſie ſich, und uͤberdeckt dir Him- mel und Erde. — Nicht die Entſtehung, ſon- dern die Fortſetzung unſerer Ideen unterſchei- det das Wahre vom Traume; im Wachen erzie- hen wir den Fuͤndling eines erſten Gedankens, oder laſſen ihn liegen, im Traume erzieht der Fuͤndling die Mutter, und zuͤgelt ſie an ſeinem Laufzaume. Um zum nahen Einſchlafen wieder zu kom- men, ſo bekenn’ ich indeß, daß jenes gewaltſame Abbeſtellen und Einſtellen alles Denkens ohne philoſophiſche Uebung wohl wenigen gelingen wird; nur der Philoſoph kann ſagen: ich will jetzt bloß mein Gehirn walten laſſen ohne Ich.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/238>, abgerufen am 24.11.2024.