Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.Im Fugnitzer Wirthshaus gerieth er mit Im Fugnitzer Wirthshaus gerieth er mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0128" n="110"/> <p>Im Fugnitzer Wirthshaus gerieth er mit<lb/> ſich in folgendes Selbſtgeſpraͤch: „Ja, ich wag’<lb/> es heute, und ſag’ Ihr alles, mein Herz und<lb/> mein Gluͤck. — Blickt ſie neben mir allein in<lb/> den ſtillen Mond und auf die Graͤber, und in<lb/> die Bluͤten: ſo wird ſie das Wort meiner Liebe<lb/> beſſer verſtehen; o dann ſoll das reine Gemuͤth<lb/> den Lohn empfangen und der geliebte Dichter<lb/> ſich ihm nennen. Wenn ſie aber Nein ſagte?<lb/> Kann ſie es denn? Geb’ ich ihr nicht meinen<lb/> Stand und alles und mein Herz? Und biſt<lb/> du denn unwerth, du armes Herz? Schlaͤgſt<lb/> du nicht fuͤr fremde Freuden und Leiden ſtark?<lb/> Und noch niemand hab’ ich ungluͤcklich machen<lb/> wollen. Nicht ſtark genug iſt mein unſchuldiges<lb/> Herz, aber ich haſſe doch jede Schwaͤche und<lb/> liebe jede Kraft. O waͤren <choice><sic>uur</sic><corr>nur</corr></choice> meine <hi rendition="#g">Ver-<lb/> hältniſſe</hi> anders und haͤtt’ ich meine See-<lb/> lenzwecke erreicht; ich wollte leicht trotzen und<lb/> ſterben. Woraus ſchoͤpft ich denn meinen „Rit-<lb/> ter groͤßerer Zeit“ als aus meiner Bruſt? Mei-<lb/> netwegen! ſagt ſie doch Nein und verkennt mich<lb/> und liebt nur den Autor, nicht den Menſchen:<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0128]
Im Fugnitzer Wirthshaus gerieth er mit
ſich in folgendes Selbſtgeſpraͤch: „Ja, ich wag’
es heute, und ſag’ Ihr alles, mein Herz und
mein Gluͤck. — Blickt ſie neben mir allein in
den ſtillen Mond und auf die Graͤber, und in
die Bluͤten: ſo wird ſie das Wort meiner Liebe
beſſer verſtehen; o dann ſoll das reine Gemuͤth
den Lohn empfangen und der geliebte Dichter
ſich ihm nennen. Wenn ſie aber Nein ſagte?
Kann ſie es denn? Geb’ ich ihr nicht meinen
Stand und alles und mein Herz? Und biſt
du denn unwerth, du armes Herz? Schlaͤgſt
du nicht fuͤr fremde Freuden und Leiden ſtark?
Und noch niemand hab’ ich ungluͤcklich machen
wollen. Nicht ſtark genug iſt mein unſchuldiges
Herz, aber ich haſſe doch jede Schwaͤche und
liebe jede Kraft. O waͤren nur meine Ver-
hältniſſe anders und haͤtt’ ich meine See-
lenzwecke erreicht; ich wollte leicht trotzen und
ſterben. Woraus ſchoͤpft ich denn meinen „Rit-
ter groͤßerer Zeit“ als aus meiner Bruſt? Mei-
netwegen! ſagt ſie doch Nein und verkennt mich
und liebt nur den Autor, nicht den Menſchen:
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