Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.wankenden Erde und gute Menschen steigen hinter Unten an der Treppe der casa santa der Versöh¬ Hesperus. III. Th. Cc
wankenden Erde und gute Menſchen ſteigen hinter Unten an der Treppe der casa santa der Verſoͤh¬ Heſperus. III. Th. Cc
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0411" n="401"/> wankenden Erde und gute Menſchen ſteigen hinter<lb/> einander hinauf! —</p><lb/> <p>Unten an der Treppe der <hi rendition="#aq">casa santa</hi> der Verſoͤh¬<lb/> nung arbeitete Viktors Herz gewaltſam im heiſſen<lb/> durchwuͤhlten Blute. Flamin ſah ihn langſam hin¬<lb/> aufſteigen; aber er kam ihm nicht entgegen, weil<lb/> es ungewiß war, komme Viktor zuͤrnend oder ver¬<lb/> gebend. Als dieſer endlich oben war: ſo ſtuͤzte Fla¬<lb/> min ſein abgekehrtes Geſicht beſchaͤmt in das Ge¬<lb/> zweig; denn er konnte dem ſo ſehr gemißhandelten<lb/> Geliebten nicht ins Auge blicken, bis er wußte, daß<lb/> er ihm verziehen habe. Sie ſchwiegen ſchauerlich<lb/> neben einander unter dem rieſelnden Lindengipfel —<lb/> ſie erriethen einander nicht ganz und das machte das<lb/> Schweigen fuͤrchterlicher und das Verſoͤhnen zweifel¬<lb/> haft. Endlich reichte ihm Flamin, heftig athmend<lb/> und mit dem ins Laub gelegten Geſicht die zuckende<lb/> Hand entgegen. Da Viktor dieſe ſtumme um Ver¬<lb/> ſoͤhnung flehende Hand zittern ſah: ſo tropften ſie¬<lb/> dende Thraͤnen durch ſein Herz und zertrennten es<lb/> und nur aus Wehmuth und liebender Schonung<lb/> verſchob er es, die demuͤthige Hand zu nehmen.<lb/> Aber hier kehrte ſich Flamin (im falſchen Argwohn)<lb/> ſtolz, erroͤthend und voll Thraͤnen und voll alter Liebe<lb/> um und ſagte: »ich bitte dich recht gern um Verge¬<lb/> »bung, daß ich gegen dich Engel ein Teufel war;<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Heſperus. <hi rendition="#aq">III</hi>. Th. Cc<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [401/0411]
wankenden Erde und gute Menſchen ſteigen hinter
einander hinauf! —
Unten an der Treppe der casa santa der Verſoͤh¬
nung arbeitete Viktors Herz gewaltſam im heiſſen
durchwuͤhlten Blute. Flamin ſah ihn langſam hin¬
aufſteigen; aber er kam ihm nicht entgegen, weil
es ungewiß war, komme Viktor zuͤrnend oder ver¬
gebend. Als dieſer endlich oben war: ſo ſtuͤzte Fla¬
min ſein abgekehrtes Geſicht beſchaͤmt in das Ge¬
zweig; denn er konnte dem ſo ſehr gemißhandelten
Geliebten nicht ins Auge blicken, bis er wußte, daß
er ihm verziehen habe. Sie ſchwiegen ſchauerlich
neben einander unter dem rieſelnden Lindengipfel —
ſie erriethen einander nicht ganz und das machte das
Schweigen fuͤrchterlicher und das Verſoͤhnen zweifel¬
haft. Endlich reichte ihm Flamin, heftig athmend
und mit dem ins Laub gelegten Geſicht die zuckende
Hand entgegen. Da Viktor dieſe ſtumme um Ver¬
ſoͤhnung flehende Hand zittern ſah: ſo tropften ſie¬
dende Thraͤnen durch ſein Herz und zertrennten es
und nur aus Wehmuth und liebender Schonung
verſchob er es, die demuͤthige Hand zu nehmen.
Aber hier kehrte ſich Flamin (im falſchen Argwohn)
ſtolz, erroͤthend und voll Thraͤnen und voll alter Liebe
um und ſagte: »ich bitte dich recht gern um Verge¬
»bung, daß ich gegen dich Engel ein Teufel war;
Heſperus. III. Th. Cc
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