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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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Jenner fing die Münzprobazionstage des Mat¬
thäischen Evangeliums an.

1) Der Pfarrer wurde zitirt, um in Gegenwart
der landesherrlichen Hoheit zu bekennen, was er für
Zusammenrottungen im Priesterhause geduldet. Der
schlug in Oemlers Pastoraltheologie nach, um zu er¬
sehen, wie sich ein Pfarrer zu benehmen habe, der
gehenkt werden soll. Ohne Murren legte er jetzt
den Hals vor kleinern mäßigen Unglücksfällen auf
den Block und unter das Beil, vor dem Rattenkö¬
nig, der durch seine Behausung sausete, vor dem
Strumpfband, das unter dem Gehen langsam über
die Kniescheibe abglit und vertauschte die Aengst¬
lichkeit
des Glücklichen gegen die Angst des Un¬
glücklichen. Im Verhöre sagt' er, er habe an heili¬
ger Stätte und an anderer auf die Klubs so gut
als einer geschmählet und sich deswegen den Girtan¬
ner gekauft. Auf die Frage: ob Flamin sein Sohn
sei? versetzte er traurig: er hoffe, seine Frau breche
seine und ihre Ehe nicht. -- Als er wieder nach
Hause kam, nahm er, um nur nicht in der Angst
der Verhaftung zu seyn, einen Bündel alter Predigt-
Manuskripte in einen Steinbruch hinein und memo¬
rirte sie da auf drei, vier Sonntage voraus.

2) Klotilde und die Lady sagten alles schriftlich
so aus, wie Maz versprochen: denn jetzt war durch
die Entdeckung von Flamins Abkunft, -- die sie

Hesperus. III. Th. B b

Jenner fing die Muͤnzprobazionstage des Mat¬
thaͤiſchen Evangeliums an.

1) Der Pfarrer wurde zitirt, um in Gegenwart
der landesherrlichen Hoheit zu bekennen, was er fuͤr
Zuſammenrottungen im Prieſterhauſe geduldet. Der
ſchlug in Oemlers Paſtoraltheologie nach, um zu er¬
ſehen, wie ſich ein Pfarrer zu benehmen habe, der
gehenkt werden ſoll. Ohne Murren legte er jetzt
den Hals vor kleinern maͤßigen Ungluͤcksfaͤllen auf
den Block und unter das Beil, vor dem Rattenkoͤ¬
nig, der durch ſeine Behauſung ſauſete, vor dem
Strumpfband, das unter dem Gehen langſam uͤber
die Knieſcheibe abglit und vertauſchte die Aengſt¬
lichkeit
des Gluͤcklichen gegen die Angſt des Un¬
gluͤcklichen. Im Verhoͤre ſagt' er, er habe an heili¬
ger Staͤtte und an anderer auf die Klubs ſo gut
als einer geſchmaͤhlet und ſich deswegen den Girtan¬
ner gekauft. Auf die Frage: ob Flamin ſein Sohn
ſei? verſetzte er traurig: er hoffe, ſeine Frau breche
ſeine und ihre Ehe nicht. — Als er wieder nach
Hauſe kam, nahm er, um nur nicht in der Angſt
der Verhaftung zu ſeyn, einen Buͤndel alter Predigt-
Manuſkripte in einen Steinbruch hinein und memo¬
rirte ſie da auf drei, vier Sonntage voraus.

2) Klotilde und die Lady ſagten alles ſchriftlich
ſo aus, wie Maz verſprochen: denn jetzt war durch
die Entdeckung von Flamins Abkunft, — die ſie

Heſperus. III. Th. B b
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[385/0395] Jenner fing die Muͤnzprobazionstage des Mat¬ thaͤiſchen Evangeliums an. 1) Der Pfarrer wurde zitirt, um in Gegenwart der landesherrlichen Hoheit zu bekennen, was er fuͤr Zuſammenrottungen im Prieſterhauſe geduldet. Der ſchlug in Oemlers Paſtoraltheologie nach, um zu er¬ ſehen, wie ſich ein Pfarrer zu benehmen habe, der gehenkt werden ſoll. Ohne Murren legte er jetzt den Hals vor kleinern maͤßigen Ungluͤcksfaͤllen auf den Block und unter das Beil, vor dem Rattenkoͤ¬ nig, der durch ſeine Behauſung ſauſete, vor dem Strumpfband, das unter dem Gehen langſam uͤber die Knieſcheibe abglit und vertauſchte die Aengſt¬ lichkeit des Gluͤcklichen gegen die Angſt des Un¬ gluͤcklichen. Im Verhoͤre ſagt' er, er habe an heili¬ ger Staͤtte und an anderer auf die Klubs ſo gut als einer geſchmaͤhlet und ſich deswegen den Girtan¬ ner gekauft. Auf die Frage: ob Flamin ſein Sohn ſei? verſetzte er traurig: er hoffe, ſeine Frau breche ſeine und ihre Ehe nicht. — Als er wieder nach Hauſe kam, nahm er, um nur nicht in der Angſt der Verhaftung zu ſeyn, einen Buͤndel alter Predigt- Manuſkripte in einen Steinbruch hinein und memo¬ rirte ſie da auf drei, vier Sonntage voraus. 2) Klotilde und die Lady ſagten alles ſchriftlich ſo aus, wie Maz verſprochen: denn jetzt war durch die Entdeckung von Flamins Abkunft, — die ſie Heſperus. III. Th. B b

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/395>, abgerufen am 23.11.2024.