Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Hofmedikus zuschrieben -- die eiserne Birn des
Eides aus ihrem Munde genommen und sie waren
freudig über diese Bresche und ofne Jubeljahrsthür
des Gefängnisses ihres Geliebten.

3) Viktor bekannte sich ruhig und gern zum Ver¬
fasser des Hirten- oder Schäferbriefes in der
Uhr.

4) Alle Sünden-Kerbhölzer in Kusseviz und über¬
all griffen in einander ein; sogar aus Viktors vori¬
gem Mittleramt, das er sonst beim Fürsten für Ag¬
nola versah, aus seinen kleinen Unbesonnenheiten,
aus seinen Satiren, aus seiner Hosen-Einkleidung
der Soldatenjungen, aus seiner Reise mit dem Für¬
sten wurde nun lauter Zugwerk und Grundstriche ei¬
ner gegen den Thron entworfnen Schlachtordnung
zusammenbuchstabiert. Ueberhaupt war's nothwendig,
Jenner muste, je mehrere Sehröhre er auf dieses Me¬
teor der Lüge richtete, es nur desto größer er¬
blicken. --

Ich habe die Fürstin vergessen, die sich bei Jen¬
ner sehr beleidigt und unwissend anstellte und kaum
mit der Strafe zufrieden war, daß dem Helden der
Hundsposttage der Hof verboten wurde -- Der Hof,
dir guter Viktor! der du bald die Erde dir verbie¬
ten willst!

Jenner übersah leicht vergangne Beleidigungen,
aber er rügte streng zukünftige. Und da noch

dem Hofmedikus zuſchrieben — die eiſerne Birn des
Eides aus ihrem Munde genommen und ſie waren
freudig uͤber dieſe Breſche und ofne Jubeljahrsthuͤr
des Gefaͤngniſſes ihres Geliebten.

3) Viktor bekannte ſich ruhig und gern zum Ver¬
faſſer des Hirten- oder Schaͤferbriefes in der
Uhr.

4) Alle Suͤnden-Kerbhoͤlzer in Kuſſeviz und uͤber¬
all griffen in einander ein; ſogar aus Viktors vori¬
gem Mittleramt, das er ſonſt beim Fuͤrſten fuͤr Ag¬
nola verſah, aus ſeinen kleinen Unbeſonnenheiten,
aus ſeinen Satiren, aus ſeiner Hoſen-Einkleidung
der Soldatenjungen, aus ſeiner Reiſe mit dem Fuͤr¬
ſten wurde nun lauter Zugwerk und Grundſtriche ei¬
ner gegen den Thron entworfnen Schlachtordnung
zuſammenbuchſtabiert. Ueberhaupt war's nothwendig,
Jenner muſte, je mehrere Sehroͤhre er auf dieſes Me¬
teor der Luͤge richtete, es nur deſto groͤßer er¬
blicken. —

Ich habe die Fuͤrſtin vergeſſen, die ſich bei Jen¬
ner ſehr beleidigt und unwiſſend anſtellte und kaum
mit der Strafe zufrieden war, daß dem Helden der
Hundspoſttage der Hof verboten wurde — Der Hof,
dir guter Viktor! der du bald die Erde dir verbie¬
ten willſt!

Jenner uͤberſah leicht vergangne Beleidigungen,
aber er ruͤgte ſtreng zukuͤnftige. Und da noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0396" n="386"/>
dem Hofmedikus zu&#x017F;chrieben &#x2014; die ei&#x017F;erne Birn des<lb/>
Eides aus ihrem Munde genommen und &#x017F;ie waren<lb/>
freudig u&#x0364;ber die&#x017F;e Bre&#x017F;che und ofne Jubeljahrsthu&#x0364;r<lb/>
des Gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;es ihres Geliebten.</p><lb/>
          <p>3) Viktor bekannte &#x017F;ich ruhig und gern zum Ver¬<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;er des Hirten- oder Scha&#x0364;ferbriefes in der<lb/>
Uhr.</p><lb/>
          <p>4) Alle Su&#x0364;nden-Kerbho&#x0364;lzer in Ku&#x017F;&#x017F;eviz und u&#x0364;ber¬<lb/>
all griffen in einander ein; &#x017F;ogar aus Viktors vori¬<lb/>
gem Mittleramt, das er &#x017F;on&#x017F;t beim Fu&#x0364;r&#x017F;ten fu&#x0364;r Ag¬<lb/>
nola ver&#x017F;ah, aus &#x017F;einen kleinen Unbe&#x017F;onnenheiten,<lb/>
aus &#x017F;einen Satiren, aus &#x017F;einer Ho&#x017F;en-Einkleidung<lb/>
der Soldatenjungen, aus &#x017F;einer Rei&#x017F;e mit dem Fu&#x0364;<lb/>
&#x017F;ten wurde nun lauter Zugwerk und Grund&#x017F;triche ei¬<lb/>
ner gegen den Thron entworfnen Schlachtordnung<lb/>
zu&#x017F;ammenbuch&#x017F;tabiert. Ueberhaupt war's nothwendig,<lb/>
Jenner mu&#x017F;te, je mehrere Sehro&#x0364;hre er auf die&#x017F;es Me¬<lb/>
teor der Lu&#x0364;ge richtete, es nur de&#x017F;to gro&#x0364;ßer er¬<lb/>
blicken. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ich habe die Fu&#x0364;r&#x017F;tin verge&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ich bei Jen¬<lb/>
ner &#x017F;ehr beleidigt und unwi&#x017F;&#x017F;end an&#x017F;tellte und kaum<lb/>
mit der Strafe zufrieden war, daß dem Helden der<lb/>
Hundspo&#x017F;ttage der Hof verboten wurde &#x2014; Der Hof,<lb/>
dir guter Viktor! der du bald die Erde dir verbie¬<lb/>
ten will&#x017F;t!</p><lb/>
          <p>Jenner u&#x0364;ber&#x017F;ah leicht <hi rendition="#g">vergangne</hi> Beleidigungen,<lb/>
aber er ru&#x0364;gte &#x017F;treng <hi rendition="#g">zuku&#x0364;nftige</hi>. Und da noch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[386/0396] dem Hofmedikus zuſchrieben — die eiſerne Birn des Eides aus ihrem Munde genommen und ſie waren freudig uͤber dieſe Breſche und ofne Jubeljahrsthuͤr des Gefaͤngniſſes ihres Geliebten. 3) Viktor bekannte ſich ruhig und gern zum Ver¬ faſſer des Hirten- oder Schaͤferbriefes in der Uhr. 4) Alle Suͤnden-Kerbhoͤlzer in Kuſſeviz und uͤber¬ all griffen in einander ein; ſogar aus Viktors vori¬ gem Mittleramt, das er ſonſt beim Fuͤrſten fuͤr Ag¬ nola verſah, aus ſeinen kleinen Unbeſonnenheiten, aus ſeinen Satiren, aus ſeiner Hoſen-Einkleidung der Soldatenjungen, aus ſeiner Reiſe mit dem Fuͤr¬ ſten wurde nun lauter Zugwerk und Grundſtriche ei¬ ner gegen den Thron entworfnen Schlachtordnung zuſammenbuchſtabiert. Ueberhaupt war's nothwendig, Jenner muſte, je mehrere Sehroͤhre er auf dieſes Me¬ teor der Luͤge richtete, es nur deſto groͤßer er¬ blicken. — Ich habe die Fuͤrſtin vergeſſen, die ſich bei Jen¬ ner ſehr beleidigt und unwiſſend anſtellte und kaum mit der Strafe zufrieden war, daß dem Helden der Hundspoſttage der Hof verboten wurde — Der Hof, dir guter Viktor! der du bald die Erde dir verbie¬ ten willſt! Jenner uͤberſah leicht vergangne Beleidigungen, aber er ruͤgte ſtreng zukuͤnftige. Und da noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/396
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/396>, abgerufen am 23.11.2024.