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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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Lesers das Bild des alten lustigen Viktors ein we¬
nig auf, den er sich kaum mehr wird denken können.
Es ist ein ungemein glücklicher Zufall, daß mir der
Hund am dritten Hundsposttage eines und das an¬
dre Faktum eingeliefert, das ich damals gar ausge¬
lassen habe. Deswegen kann ichs jetzt unvermuthet
rapportieren. Es muß ordentlich mir und dem Le¬
ser das gröste Vergnügen machen, wenn meine
Schilderei -- sie war damals schon ganz fertig --
hier auf diesem Blatte aufgehangen wird.

Der Hiatus des dritten Kapitels, morin ich Vik¬
tors Ankunft aus Göttingen im Pfarrhaus male,
lautet vollgemacht also:

"Der Kaplan hatte das Eigne mancher Leute
daß er mitten im Freuden- und Visiten-Choc an
seine winzigsten Funkzionen dachte, z. B. am Hoch¬
zeittage an seine Maulwurfsfallen. Heute schnitt er
in der Gesindestube -- während der Lord dem Hof¬
medikus die geheime Instrukzion ertheilte -- die
Säe-Kartoffeln entzwei. Er konnte die Sekzion
dieser Früchte wenigen anvertrauen, weil er wuste,
wie selten ein Mensch Stereometrie des Auges ge¬
nug besas, um eine Kartoffel in zwei gleiche Kegel-
oder Kugelschnitte zu zerfällen. Er hätte lieber die
Säezeit versessen, als einen Keimglobus in ungleiche
Sektores zerlegt und sagte: "nur Ordnung will ich
haben." -- Es kann meinen Helden verschatten,

Hesperus. III. Th. D

Leſers das Bild des alten luſtigen Viktors ein we¬
nig auf, den er ſich kaum mehr wird denken koͤnnen.
Es iſt ein ungemein gluͤcklicher Zufall, daß mir der
Hund am dritten Hundspoſttage eines und das an¬
dre Faktum eingeliefert, das ich damals gar ausge¬
laſſen habe. Deswegen kann ichs jetzt unvermuthet
rapportieren. Es muß ordentlich mir und dem Le¬
ſer das groͤſte Vergnuͤgen machen, wenn meine
Schilderei — ſie war damals ſchon ganz fertig —
hier auf dieſem Blatte aufgehangen wird.

Der Hiatus des dritten Kapitels, morin ich Vik¬
tors Ankunft aus Goͤttingen im Pfarrhaus male,
lautet vollgemacht alſo:

»Der Kaplan hatte das Eigne mancher Leute
daß er mitten im Freuden- und Viſiten-Choc an
ſeine winzigſten Funkzionen dachte, z. B. am Hoch¬
zeittage an ſeine Maulwurfsfallen. Heute ſchnitt er
in der Geſindeſtube — waͤhrend der Lord dem Hof¬
medikus die geheime Inſtrukzion ertheilte — die
Saͤe-Kartoffeln entzwei. Er konnte die Sekzion
dieſer Fruͤchte wenigen anvertrauen, weil er wuſte,
wie ſelten ein Menſch Stereometrie des Auges ge¬
nug beſas, um eine Kartoffel in zwei gleiche Kegel-
oder Kugelſchnitte zu zerfaͤllen. Er haͤtte lieber die
Saͤezeit verſeſſen, als einen Keimglobus in ungleiche
Sektores zerlegt und ſagte: »nur Ordnung will ich
haben.» — Es kann meinen Helden verſchatten,

Heſperus. III. Th. D
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[337/0347] Leſers das Bild des alten luſtigen Viktors ein we¬ nig auf, den er ſich kaum mehr wird denken koͤnnen. Es iſt ein ungemein gluͤcklicher Zufall, daß mir der Hund am dritten Hundspoſttage eines und das an¬ dre Faktum eingeliefert, das ich damals gar ausge¬ laſſen habe. Deswegen kann ichs jetzt unvermuthet rapportieren. Es muß ordentlich mir und dem Le¬ ſer das groͤſte Vergnuͤgen machen, wenn meine Schilderei — ſie war damals ſchon ganz fertig — hier auf dieſem Blatte aufgehangen wird. Der Hiatus des dritten Kapitels, morin ich Vik¬ tors Ankunft aus Goͤttingen im Pfarrhaus male, lautet vollgemacht alſo: »Der Kaplan hatte das Eigne mancher Leute daß er mitten im Freuden- und Viſiten-Choc an ſeine winzigſten Funkzionen dachte, z. B. am Hoch¬ zeittage an ſeine Maulwurfsfallen. Heute ſchnitt er in der Geſindeſtube — waͤhrend der Lord dem Hof¬ medikus die geheime Inſtrukzion ertheilte — die Saͤe-Kartoffeln entzwei. Er konnte die Sekzion dieſer Fruͤchte wenigen anvertrauen, weil er wuſte, wie ſelten ein Menſch Stereometrie des Auges ge¬ nug beſas, um eine Kartoffel in zwei gleiche Kegel- oder Kugelſchnitte zu zerfaͤllen. Er haͤtte lieber die Saͤezeit verſeſſen, als einen Keimglobus in ungleiche Sektores zerlegt und ſagte: »nur Ordnung will ich haben.» — Es kann meinen Helden verſchatten, Heſperus. III. Th. D

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/347>, abgerufen am 23.11.2024.