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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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auf sie und sprach gegen ihn: "feuer' nur, hier ist
mein Leben!" -- Flamin schrie laut "du zuerst!" --
Viktor schoß, hob den Arm weit empor, um in die
Luft zu schießen und der zersplitterte Gipfel wurde
von seiner Kugel heruntergestürzt. -- Klotilde wachte
auf, -- Emanuel flog her, -- warf sich an seines
Schülers Herz, -- seiner seit Jahren zum erstenmale
von Leidenschaft auseinandergerissenen Brust quoll das
sieche Blut aus, -- Flamin schleuderte stolz seine
Pistole weg und sagte zu Matthieu: komm! es ist
der Mühe nicht werth" und ging mit ihm davon.

Als Klotilde Emanuels Blut auf ihres Geliebten
Kleidern sah, hielt sie ihn für getroffen und legte
ihr Tuch auf das Blut und sagte: "ach das haben
Sie nicht um mich verdient." -- Emanuel athmete
wieder durch sein Blut hindurch, niemand konnte
weiter sprechen, niemand überlegen, jeder fürchtete
sich, zu trösten, die tödtlich zermalmten Herzen
schieden mit verbissenem Weh auseinander: blos
Viktor, den das gräßliche Wort "Schurke" bei
jeder Erinnerung wie ein Dolch durchstieß, sagte
noch zur Schwester: "ich lieb' ihn nicht mehr, aber
"er ist unglücklicher als wir, ach er hat alles verlo¬
"ren und nichts behalten als einen Teufel" --

Nämlich Matthieu. Dieser hatte heute die
Stimme Emanuels, die mit Julius gesprochen und
die Dahore für des Vaters seine gehalten, und

auf ſie und ſprach gegen ihn: »feuer' nur, hier iſt
mein Leben!» — Flamin ſchrie laut »du zuerſt!» —
Viktor ſchoß, hob den Arm weit empor, um in die
Luft zu ſchießen und der zerſplitterte Gipfel wurde
von ſeiner Kugel heruntergeſtuͤrzt. — Klotilde wachte
auf, — Emanuel flog her, — warf ſich an ſeines
Schuͤlers Herz, — ſeiner ſeit Jahren zum erſtenmale
von Leidenſchaft auseinandergeriſſenen Bruſt quoll das
ſieche Blut aus, — Flamin ſchleuderte ſtolz ſeine
Piſtole weg und ſagte zu Matthieu: komm! es iſt
der Muͤhe nicht werth» und ging mit ihm davon.

Als Klotilde Emanuels Blut auf ihres Geliebten
Kleidern ſah, hielt ſie ihn fuͤr getroffen und legte
ihr Tuch auf das Blut und ſagte: »ach das haben
Sie nicht um mich verdient.» — Emanuel athmete
wieder durch ſein Blut hindurch, niemand konnte
weiter ſprechen, niemand uͤberlegen, jeder fuͤrchtete
ſich, zu troͤſten, die toͤdtlich zermalmten Herzen
ſchieden mit verbiſſenem Weh auseinander: blos
Viktor, den das graͤßliche Wort »Schurke» bei
jeder Erinnerung wie ein Dolch durchſtieß, ſagte
noch zur Schweſter: »ich lieb' ihn nicht mehr, aber
»er iſt ungluͤcklicher als wir, ach er hat alles verlo¬
»ren und nichts behalten als einen Teufel» —

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[215/0225] auf ſie und ſprach gegen ihn: »feuer' nur, hier iſt mein Leben!» — Flamin ſchrie laut »du zuerſt!» — Viktor ſchoß, hob den Arm weit empor, um in die Luft zu ſchießen und der zerſplitterte Gipfel wurde von ſeiner Kugel heruntergeſtuͤrzt. — Klotilde wachte auf, — Emanuel flog her, — warf ſich an ſeines Schuͤlers Herz, — ſeiner ſeit Jahren zum erſtenmale von Leidenſchaft auseinandergeriſſenen Bruſt quoll das ſieche Blut aus, — Flamin ſchleuderte ſtolz ſeine Piſtole weg und ſagte zu Matthieu: komm! es iſt der Muͤhe nicht werth» und ging mit ihm davon. Als Klotilde Emanuels Blut auf ihres Geliebten Kleidern ſah, hielt ſie ihn fuͤr getroffen und legte ihr Tuch auf das Blut und ſagte: »ach das haben Sie nicht um mich verdient.» — Emanuel athmete wieder durch ſein Blut hindurch, niemand konnte weiter ſprechen, niemand uͤberlegen, jeder fuͤrchtete ſich, zu troͤſten, die toͤdtlich zermalmten Herzen ſchieden mit verbiſſenem Weh auseinander: blos Viktor, den das graͤßliche Wort »Schurke» bei jeder Erinnerung wie ein Dolch durchſtieß, ſagte noch zur Schweſter: »ich lieb' ihn nicht mehr, aber »er iſt ungluͤcklicher als wir, ach er hat alles verlo¬ »ren und nichts behalten als einen Teufel» — Naͤmlich Matthieu. Dieſer hatte heute die Stimme Emanuels, die mit Julius geſprochen und die Dahore fuͤr des Vaters ſeine gehalten, und

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/225>, abgerufen am 21.11.2024.