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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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stensprache Julia heissen -- o weil der Gottesacker
herübersieht, dessen hohe wankende Grasblumen mit
ihren Wurzeln über zwei geliebten Augen stehen,
über den Augen der blassen Hyazinthe Giulia, die
das heutige Fest nicht erlebte. -- -- Aber Klotilde
verbarg sich, um nichts zu stören.

Das ausfunkelnde Gold der Wasser-Silberstange
und die zurückschlagende Abendlohe an allen Fenstern
zogen die Augen zur Sonne, die unter ihre Bühne
sank -- Aber ein rollendes Feuerrad des Allegro,
womit die Harmonisten auf der Wiese die weichende
Sonne begleiteten, nahm die Augen zu den Ohren
herab und unten auf der eingehüllten Wiese stieg ein
neues Theater der Freude mit neuen Schauspielern
empor. . . . Zwei Rosen waren in den Himmel ge¬
pflanzt, die rothe, die Sonne, die über der zweiten
Halbkugel ihre Blüten aufthat, und die weisse, der
Mond, der in unsere niederhing; aber Sonnengold
und Lunenssilber und Abendschlacken wurden noch
von einem rauchenden Zauberdufte eingesogen und
man konnte noch nicht die Schatten vom silbernen
Grunde des Mondlichts absondern und niederflattern¬
de Blüten wurden noch mit Nacht-Schmetterlingen
vermengt. -- --

Die Glücklichen gingen durch die Kastanienallee
hinab zu den jüngern Glücklichen, zu den Kindern,
die, kühner durch die Gegenwart ihrer Mutter, zwan¬

ſtenſprache Julia heiſſen — o weil der Gottesacker
heruͤberſieht, deſſen hohe wankende Grasblumen mit
ihren Wurzeln uͤber zwei geliebten Augen ſtehen,
uͤber den Augen der blaſſen Hyazinthe Giulia, die
das heutige Feſt nicht erlebte. — — Aber Klotilde
verbarg ſich, um nichts zu ſtoͤren.

Das ausfunkelnde Gold der Waſſer-Silberſtange
und die zuruͤckſchlagende Abendlohe an allen Fenſtern
zogen die Augen zur Sonne, die unter ihre Buͤhne
ſank — Aber ein rollendes Feuerrad des Allegro,
womit die Harmoniſten auf der Wieſe die weichende
Sonne begleiteten, nahm die Augen zu den Ohren
herab und unten auf der eingehuͤllten Wieſe ſtieg ein
neues Theater der Freude mit neuen Schauſpielern
empor. . . . Zwei Roſen waren in den Himmel ge¬
pflanzt, die rothe, die Sonne, die uͤber der zweiten
Halbkugel ihre Bluͤten aufthat, und die weiſſe, der
Mond, der in unſere niederhing; aber Sonnengold
und Lunensſilber und Abendſchlacken wurden noch
von einem rauchenden Zauberdufte eingeſogen und
man konnte noch nicht die Schatten vom ſilbernen
Grunde des Mondlichts abſondern und niederflattern¬
de Bluͤten wurden noch mit Nacht-Schmetterlingen
vermengt. — —

Die Gluͤcklichen gingen durch die Kaſtanienallee
hinab zu den juͤngern Gluͤcklichen, zu den Kindern,
die, kuͤhner durch die Gegenwart ihrer Mutter, zwan¬

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[181/0191] ſtenſprache Julia heiſſen — o weil der Gottesacker heruͤberſieht, deſſen hohe wankende Grasblumen mit ihren Wurzeln uͤber zwei geliebten Augen ſtehen, uͤber den Augen der blaſſen Hyazinthe Giulia, die das heutige Feſt nicht erlebte. — — Aber Klotilde verbarg ſich, um nichts zu ſtoͤren. Das ausfunkelnde Gold der Waſſer-Silberſtange und die zuruͤckſchlagende Abendlohe an allen Fenſtern zogen die Augen zur Sonne, die unter ihre Buͤhne ſank — Aber ein rollendes Feuerrad des Allegro, womit die Harmoniſten auf der Wieſe die weichende Sonne begleiteten, nahm die Augen zu den Ohren herab und unten auf der eingehuͤllten Wieſe ſtieg ein neues Theater der Freude mit neuen Schauſpielern empor. . . . Zwei Roſen waren in den Himmel ge¬ pflanzt, die rothe, die Sonne, die uͤber der zweiten Halbkugel ihre Bluͤten aufthat, und die weiſſe, der Mond, der in unſere niederhing; aber Sonnengold und Lunensſilber und Abendſchlacken wurden noch von einem rauchenden Zauberdufte eingeſogen und man konnte noch nicht die Schatten vom ſilbernen Grunde des Mondlichts abſondern und niederflattern¬ de Bluͤten wurden noch mit Nacht-Schmetterlingen vermengt. — — Die Gluͤcklichen gingen durch die Kaſtanienallee hinab zu den juͤngern Gluͤcklichen, zu den Kindern, die, kuͤhner durch die Gegenwart ihrer Mutter, zwan¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/191>, abgerufen am 02.05.2024.