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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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"dem Engel für eine Bewandniß habe." -- Guter
Held! du vermengst jeden Engel mit deinem und ich
wüßte nicht, warum nicht! . . .

Jetzt lief ein Wolkenschatten über sie, gleichsam
als Vorläufer eines dunklern, der ihre Seelen suchte.
Denn Viktor, der vor einem schönen Herzen niemals
seines versperren konnte, der in der Heiligung der
Liebe alle Verstellung verschmähte, erzählte Klotil¬
den mit jener Herzlichkeit, die sich so leicht mit
Feinheit vermählen läßt, die Ursachen von Mat¬
thieus Reise, nämlich seine eigne kleine Thorheit in
Kussewiz, wo er der Fürstin das geschriebene billet¬
doux
mitgab. Er hätt' ihr auch ohnedas diese Er¬
öfnung machen müssen, um der fremden eines An¬
klägers vorzubauen. Aber er setzte bei Klotilde vor¬
eilig die Chronologie seiner kleinen Annalen voraus
und merkte nicht an, daß er das Billet geschrieben,
eh' er wußte, daß Klotilde noch frei und nur Fla¬
mins Schwester sey*). Sie schwieg lange. Er be¬
fürchtete diese Pantomime des Zürnens; und wagt' es
nicht, sich davon zu überzeugen durch einen Blick in ihr
Angesicht. Endlich bat sie ihn an ihrem Lieblings-bow¬
ling green
, wo in der größten Vertiefung des Thals

grüner
*) Denn erst als er Kussewiz zurück kam, erfuhr er auf
der Insel von seinem Vater die Verwandschaft Klotildens.

»dem Engel fuͤr eine Bewandniß habe.» — Guter
Held! du vermengſt jeden Engel mit deinem und ich
wuͤßte nicht, warum nicht! . . .

Jetzt lief ein Wolkenſchatten uͤber ſie, gleichſam
als Vorlaͤufer eines dunklern, der ihre Seelen ſuchte.
Denn Viktor, der vor einem ſchoͤnen Herzen niemals
ſeines verſperren konnte, der in der Heiligung der
Liebe alle Verſtellung verſchmaͤhte, erzaͤhlte Klotil¬
den mit jener Herzlichkeit, die ſich ſo leicht mit
Feinheit vermaͤhlen laͤßt, die Urſachen von Mat¬
thieus Reiſe, naͤmlich ſeine eigne kleine Thorheit in
Kuſſewiz, wo er der Fuͤrſtin das geſchriebene billet¬
doux
mitgab. Er haͤtt' ihr auch ohnedas dieſe Er¬
oͤfnung machen muͤſſen, um der fremden eines An¬
klaͤgers vorzubauen. Aber er ſetzte bei Klotilde vor¬
eilig die Chronologie ſeiner kleinen Annalen voraus
und merkte nicht an, daß er das Billet geſchrieben,
eh' er wußte, daß Klotilde noch frei und nur Fla¬
mins Schweſter ſey*). Sie ſchwieg lange. Er be¬
fuͤrchtete dieſe Pantomime des Zuͤrnens; und wagt' es
nicht, ſich davon zu uͤberzeugen durch einen Blick in ihr
Angeſicht. Endlich bat ſie ihn an ihrem Lieblings-bow¬
ling green
, wo in der groͤßten Vertiefung des Thals

gruͤner
*) Denn erſt als er Kuſſewiz zurück kam, erfuhr er auf
der Inſel von ſeinem Vater die Verwandſchaft Klotildens.
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[160/0170] »dem Engel fuͤr eine Bewandniß habe.» — Guter Held! du vermengſt jeden Engel mit deinem und ich wuͤßte nicht, warum nicht! . . . Jetzt lief ein Wolkenſchatten uͤber ſie, gleichſam als Vorlaͤufer eines dunklern, der ihre Seelen ſuchte. Denn Viktor, der vor einem ſchoͤnen Herzen niemals ſeines verſperren konnte, der in der Heiligung der Liebe alle Verſtellung verſchmaͤhte, erzaͤhlte Klotil¬ den mit jener Herzlichkeit, die ſich ſo leicht mit Feinheit vermaͤhlen laͤßt, die Urſachen von Mat¬ thieus Reiſe, naͤmlich ſeine eigne kleine Thorheit in Kuſſewiz, wo er der Fuͤrſtin das geſchriebene billet¬ doux mitgab. Er haͤtt' ihr auch ohnedas dieſe Er¬ oͤfnung machen muͤſſen, um der fremden eines An¬ klaͤgers vorzubauen. Aber er ſetzte bei Klotilde vor¬ eilig die Chronologie ſeiner kleinen Annalen voraus und merkte nicht an, daß er das Billet geſchrieben, eh' er wußte, daß Klotilde noch frei und nur Fla¬ mins Schweſter ſey *). Sie ſchwieg lange. Er be¬ fuͤrchtete dieſe Pantomime des Zuͤrnens; und wagt' es nicht, ſich davon zu uͤberzeugen durch einen Blick in ihr Angeſicht. Endlich bat ſie ihn an ihrem Lieblings-bow¬ ling green, wo in der groͤßten Vertiefung des Thals gruͤner *) Denn erſt als er Kuſſewiz zurück kam, erfuhr er auf der Inſel von ſeinem Vater die Verwandſchaft Klotildens.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/170>, abgerufen am 21.11.2024.