le Baut versprochen, die nämliche Stelle Klotilden zu verschaffen -- er bat also meinen Helden, der wie er sehe Mazens Freund sey, ihm die Verlegen¬ heit zu ersparen und den Fürsten zu bewegen (wel¬ ches nur ein Wort wäre) daß der bei der Fürstin die Bitte um Joachime einlege -- die Fürstin, die ohnehin den Minister protegire, würd' es aus mehr als einem Grunde mit Freuden thun und der Minister könnte dann nichts dafür, wenn der Kam¬ merherr, der Feind des Lords, leer ausginge . . . .
Der Tropf, sieht man, hatte blos aus den zwei eingefangnen Nachrichten der zwei Amts-Prätenden¬ tinnen den ganzen übrigen Rechtsgang errathen und selber der Umstand den ihm Maz entdeckte, daß der Minister einen Viertels-Flügel seines Pallastes für eine Freundin seiner verstorbnen Tochter Giulia räu¬ me, befestigte ihn nur mehr. So sehr ersetzt Bos¬ heit nicht nur Jahre, sondern auch Scharfsinn und Nachrichten.
Mein Held konnte ihm nichts sagen als, er glau¬ be nichts davon. Aber in drei einsamen Minuten glaubte er alles -- deswegen mußte die liebe Klotil¬ de gerade bei der Erscheinung der Fürstin aus dem Stifte zurück -- deswegen wurde der Ministers Sohn von le Baut mit soviel Rauch- und Dankopfer-Al¬ tären umbauet -- deswegen brachte die alte (im sechzehnten Hundsposttage) dem Hofleben solche
le Baut verſprochen, die naͤmliche Stelle Klotilden zu verſchaffen — er bat alſo meinen Helden, der wie er ſehe Mazens Freund ſey, ihm die Verlegen¬ heit zu erſparen und den Fuͤrſten zu bewegen (wel¬ ches nur ein Wort waͤre) daß der bei der Fuͤrſtin die Bitte um Joachime einlege — die Fuͤrſtin, die ohnehin den Miniſter protegire, wuͤrd' es aus mehr als einem Grunde mit Freuden thun und der Miniſter koͤnnte dann nichts dafuͤr, wenn der Kam¬ merherr, der Feind des Lords, leer ausginge . . . .
Der Tropf, ſieht man, hatte blos aus den zwei eingefangnen Nachrichten der zwei Amts-Praͤtenden¬ tinnen den ganzen uͤbrigen Rechtsgang errathen und ſelber der Umſtand den ihm Maz entdeckte, daß der Miniſter einen Viertels-Fluͤgel ſeines Pallaſtes fuͤr eine Freundin ſeiner verſtorbnen Tochter Giulia raͤu¬ me, befeſtigte ihn nur mehr. So ſehr erſetzt Bos¬ heit nicht nur Jahre, ſondern auch Scharfſinn und Nachrichten.
Mein Held konnte ihm nichts ſagen als, er glau¬ be nichts davon. Aber in drei einſamen Minuten glaubte er alles — deswegen mußte die liebe Klotil¬ de gerade bei der Erſcheinung der Fuͤrſtin aus dem Stifte zuruͤck — deswegen wurde der Miniſters Sohn von le Baut mit ſoviel Rauch- und Dankopfer-Al¬ taͤren umbauet — deswegen brachte die alte (im ſechzehnten Hundspoſttage) dem Hofleben ſolche
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le Baut verſprochen, die naͤmliche Stelle Klotilden
zu verſchaffen — er bat alſo meinen Helden, der
wie er ſehe Mazens Freund ſey, ihm die Verlegen¬
heit zu erſparen und den Fuͤrſten zu bewegen (wel¬
ches nur ein Wort waͤre) daß der bei der Fuͤrſtin
die Bitte um Joachime einlege — die Fuͤrſtin,
die ohnehin den Miniſter protegire, wuͤrd' es aus
mehr als einem Grunde mit Freuden thun und der
Miniſter koͤnnte dann nichts dafuͤr, wenn der Kam¬
merherr, der Feind des Lords, leer ausginge . . . .
Der Tropf, ſieht man, hatte blos aus den zwei
eingefangnen Nachrichten der zwei Amts-Praͤtenden¬
tinnen den ganzen uͤbrigen Rechtsgang errathen und
ſelber der Umſtand den ihm Maz entdeckte, daß der
Miniſter einen Viertels-Fluͤgel ſeines Pallaſtes fuͤr
eine Freundin ſeiner verſtorbnen Tochter Giulia raͤu¬
me, befeſtigte ihn nur mehr. So ſehr erſetzt Bos¬
heit nicht nur Jahre, ſondern auch Scharfſinn und
Nachrichten.
Mein Held konnte ihm nichts ſagen als, er glau¬
be nichts davon. Aber in drei einſamen Minuten
glaubte er alles — deswegen mußte die liebe Klotil¬
de gerade bei der Erſcheinung der Fuͤrſtin aus dem
Stifte zuruͤck — deswegen wurde der Miniſters Sohn
von le Baut mit ſoviel Rauch- und Dankopfer-Al¬
taͤren umbauet — deswegen brachte die alte (im
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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