Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.sie thats blos wie die Pfarrerin, weils brittische Da sie aus Viktors Augen war -- und da er ſie thats blos wie die Pfarrerin, weils brittiſche Da ſie aus Viktors Augen war — und da er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0355" n="345"/> ſie thats blos wie die Pfarrerin, weils <hi rendition="#g">brittiſche</hi><lb/> Sitte iſt, daß ſich die Damen von Maͤnnern und<lb/> ihrem Punſch-Weihkeſſel wegbegeben. —</p><lb/> <p>Da ſie aus Viktors Augen war — und da er<lb/> aus ihrem <hi rendition="#g">jetzigen noch bleichern</hi> Ausſehen den<lb/> Schluß zog, daß ihr das Thal Emanuels ſchwerlich<lb/> die Fruͤhlingsfarben wiedergeben werde; weil die<lb/> Ausſicht der Abreiſe nichts geheilet habe, und da<lb/> ihn dieſe <hi rendition="#g">kleine Abweſenheit</hi> gleichſam in ei¬<lb/> nem Taſchenſpiegel die Todtenerſcheinung einer <hi rendition="#g">ewi¬<lb/> gen</hi> vorhielt — und da das ſchwellende Herz doch<lb/> endlich den Damm der Verſtellung uͤberwaͤltigt —:<lb/> ſo eilte er in den Winter hinaus — deckte die ent¬<lb/> zuͤndete Bruſt den kuͤhlenden Flocken auf — und riß<lb/> den Spalt weiter, in den das Schickſal ſeine<lb/> Schmerzen impfte — und lief durch die weiſſe Nacht<lb/> auf den Wartthurm hinauf; — und hier, uͤbergoßen<lb/> von der ſtill aus dem Himmel ſteigenden Schneela¬<lb/> vine, ſah er in die graue, wuͤhlende, zitternde, fla¬<lb/> ckernde Landſchaft hinaus und in die weite von<lb/> Schnee durchbrochne Nacht — und alle Thraͤnen<lb/> ſeines Herzens fielen und alle Gedanken ſeiner Seele<lb/> riefen: »ſo ſieht die Zukunft aus! — So ſchim¬<lb/> »mernd ſinken die Freuden des Menſchen vom Him¬<lb/> »mel und zerfließen ſchon unter dem Sinken! — So<lb/> »rinnt alles dahin! — Ach welche Luftſchloͤßer ſah<lb/> »ich von dieſer Hoͤhe um mich glaͤnzen und das<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [345/0355]
ſie thats blos wie die Pfarrerin, weils brittiſche
Sitte iſt, daß ſich die Damen von Maͤnnern und
ihrem Punſch-Weihkeſſel wegbegeben. —
Da ſie aus Viktors Augen war — und da er
aus ihrem jetzigen noch bleichern Ausſehen den
Schluß zog, daß ihr das Thal Emanuels ſchwerlich
die Fruͤhlingsfarben wiedergeben werde; weil die
Ausſicht der Abreiſe nichts geheilet habe, und da
ihn dieſe kleine Abweſenheit gleichſam in ei¬
nem Taſchenſpiegel die Todtenerſcheinung einer ewi¬
gen vorhielt — und da das ſchwellende Herz doch
endlich den Damm der Verſtellung uͤberwaͤltigt —:
ſo eilte er in den Winter hinaus — deckte die ent¬
zuͤndete Bruſt den kuͤhlenden Flocken auf — und riß
den Spalt weiter, in den das Schickſal ſeine
Schmerzen impfte — und lief durch die weiſſe Nacht
auf den Wartthurm hinauf; — und hier, uͤbergoßen
von der ſtill aus dem Himmel ſteigenden Schneela¬
vine, ſah er in die graue, wuͤhlende, zitternde, fla¬
ckernde Landſchaft hinaus und in die weite von
Schnee durchbrochne Nacht — und alle Thraͤnen
ſeines Herzens fielen und alle Gedanken ſeiner Seele
riefen: »ſo ſieht die Zukunft aus! — So ſchim¬
»mernd ſinken die Freuden des Menſchen vom Him¬
»mel und zerfließen ſchon unter dem Sinken! — So
»rinnt alles dahin! — Ach welche Luftſchloͤßer ſah
»ich von dieſer Hoͤhe um mich glaͤnzen und das
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