Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.pfindung, die du darin hast, wie in Brauhäusern Klotilde entfernte sich jetzt von der männlichen pfindung, die du darin haſt, wie in Brauhaͤuſern Klotilde entfernte ſich jetzt von der maͤnnlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0354" n="344"/> pfindung, die du darin haſt, wie in Brauhaͤuſern<lb/> die Lichter wegen des Dunſtes in einem farbigen<lb/> Kreiſe brennen. Das Glas mit ſeinem heißen Ne¬<lb/> bel iſt eine Pavinianiſche Maſchine des haͤrteſten<lb/> Herzens und mazerirt die ganze Seele: der Trunk<lb/> macht jeden zugleich weicher und kuͤhner. Ein wei¬<lb/> ches Herz war von jeher neben einer tapfern gehaͤr¬<lb/> teten Fauſt. Da es noch fortſchneiete; ſo bot er<lb/> Klotilden auf Morgen ſeinen Muſchel-Schlitten und<lb/> ſich (da er ohnehin zum Balle geladen war) zum<lb/> fahrenden Ritter an — wodurch er den Evangeliſten<lb/> noͤthigte, ſich als Schlitten-Vetturin und Gondeli¬<lb/> rer der Stief-Mutter anzutragen.</p><lb/> <p>Klotilde entfernte ſich jetzt von der maͤnnlichen<lb/> luſtigen Geſellſchaft ins Nebenzimmer, wo ihre Aga¬<lb/> the und alles war — es geſchah nicht aus Mißbil¬<lb/> ligung der anſtaͤndigen maͤnnlichen Froͤhlichkeit —<lb/> noch weniger aus Verlegenheit, da es uͤberhaupt ih¬<lb/> rem Geſchlechte leichter iſt und leichter gemacht wird,<lb/> ſich unter vierzig Augen unbefangen zu benehmen als<lb/> unter vier — noch weniger aus Unvermoͤgen der<lb/> Verſtellung ihrer Schweſterliebe gegen Flamin; denn<lb/> ihre fliegende Seele hatte laͤngſt die Fluͤgel zuſam¬<lb/> menzulegen, die Thraͤnen und Wuͤnſche zu verhuͤllen<lb/> gelernt, unter <hi rendition="#g">Fremden</hi> erwachſen, in ſchwierigen<lb/> Verhaͤltniſſen <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> unter uneinigen Eltern erzogen —<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [344/0354]
pfindung, die du darin haſt, wie in Brauhaͤuſern
die Lichter wegen des Dunſtes in einem farbigen
Kreiſe brennen. Das Glas mit ſeinem heißen Ne¬
bel iſt eine Pavinianiſche Maſchine des haͤrteſten
Herzens und mazerirt die ganze Seele: der Trunk
macht jeden zugleich weicher und kuͤhner. Ein wei¬
ches Herz war von jeher neben einer tapfern gehaͤr¬
teten Fauſt. Da es noch fortſchneiete; ſo bot er
Klotilden auf Morgen ſeinen Muſchel-Schlitten und
ſich (da er ohnehin zum Balle geladen war) zum
fahrenden Ritter an — wodurch er den Evangeliſten
noͤthigte, ſich als Schlitten-Vetturin und Gondeli¬
rer der Stief-Mutter anzutragen.
Klotilde entfernte ſich jetzt von der maͤnnlichen
luſtigen Geſellſchaft ins Nebenzimmer, wo ihre Aga¬
the und alles war — es geſchah nicht aus Mißbil¬
ligung der anſtaͤndigen maͤnnlichen Froͤhlichkeit —
noch weniger aus Verlegenheit, da es uͤberhaupt ih¬
rem Geſchlechte leichter iſt und leichter gemacht wird,
ſich unter vierzig Augen unbefangen zu benehmen als
unter vier — noch weniger aus Unvermoͤgen der
Verſtellung ihrer Schweſterliebe gegen Flamin; denn
ihre fliegende Seele hatte laͤngſt die Fluͤgel zuſam¬
menzulegen, die Thraͤnen und Wuͤnſche zu verhuͤllen
gelernt, unter Fremden erwachſen, in ſchwierigen
Verhaͤltniſſen und unter uneinigen Eltern erzogen —
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