Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795."pionen sitzen um dein Herz und stechen es zur Das höfische und triumphirende Lächeln Zeusels Er ging mit durchschnittenem Herzen weg -- der »pionen ſitzen um dein Herz und ſtechen es zur Das hoͤfiſche und triumphirende Laͤcheln Zeuſels Er ging mit durchſchnittenem Herzen weg — der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0311" n="301"/> »pionen ſitzen um dein Herz und ſtechen es zur<lb/> »Wunde und gießen als Balſam Gift in die Wun¬<lb/> »de, damit ſie niemals heile! — Abſcheuliche, ab¬<lb/> »ſcheuliche Verlaͤumdung!» Viktor lobte und ver¬<lb/> focht gern ſeine Freunde zu lebhaft — und zwar<lb/> aus Neigung zum Gegentheil: denn da er bei ſeiner<lb/><hi rendition="#g">eignen</hi> Ehre die Belobungsbriefe ſeines Gewiſſens<lb/> den Schandgemaͤhlden der Welt ruhig und ſtumm ent¬<lb/> gegenſetzte, ſo waͤr's ſeine Neigung geweſen, die Eh¬<lb/> re ſeiner Freunde ſo kalt zu vertheidigen wie ſeine<lb/> eigne, aber es war Gehorſam gegen ſein Gewiſſen,<lb/> es (trotz dem Gefuͤhle der Entbehrlichkeit) mit der<lb/> groͤßten Waͤrme zu thun.</p><lb/> <p>Das hoͤfiſche und triumphirende Laͤcheln Zeuſels<lb/> war eine zweite Verlaͤumdung: der Tropf hielt mei¬<lb/> nen Viktor fuͤr ein Zifferblatts- oder Stundenrad bei<lb/> der Affaire und ſich fuͤr den Perpendickel. Daher<lb/> ſagte Viktor mit einem aus <hi rendition="#g">Wehmuth</hi> und Stolz<lb/> gemiſchten Unwillen: »meine Seele erhebt ſich zu<lb/> »weit uͤber eure Hof-Kleinigkeiten, uͤber eure<lb/> »Hof-Spitzbuͤbereien, mich eckelt euer Kram un¬<lb/> »ausſprechlich. — O du edler großer Geiſt in Mai¬<lb/> »enthal! — —«</p><lb/> <p>Er ging mit durchſchnittenem Herzen weg — der<lb/> Nachtwaͤchter, der fuͤr ihn allemal ein transzendenter<lb/> war, rief ſeines Lehrers Geſtalt vor ſeine weinende<lb/> Seele — und Klotilde mit ihren blaſſen Mienen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [301/0311]
»pionen ſitzen um dein Herz und ſtechen es zur
»Wunde und gießen als Balſam Gift in die Wun¬
»de, damit ſie niemals heile! — Abſcheuliche, ab¬
»ſcheuliche Verlaͤumdung!» Viktor lobte und ver¬
focht gern ſeine Freunde zu lebhaft — und zwar
aus Neigung zum Gegentheil: denn da er bei ſeiner
eignen Ehre die Belobungsbriefe ſeines Gewiſſens
den Schandgemaͤhlden der Welt ruhig und ſtumm ent¬
gegenſetzte, ſo waͤr's ſeine Neigung geweſen, die Eh¬
re ſeiner Freunde ſo kalt zu vertheidigen wie ſeine
eigne, aber es war Gehorſam gegen ſein Gewiſſen,
es (trotz dem Gefuͤhle der Entbehrlichkeit) mit der
groͤßten Waͤrme zu thun.
Das hoͤfiſche und triumphirende Laͤcheln Zeuſels
war eine zweite Verlaͤumdung: der Tropf hielt mei¬
nen Viktor fuͤr ein Zifferblatts- oder Stundenrad bei
der Affaire und ſich fuͤr den Perpendickel. Daher
ſagte Viktor mit einem aus Wehmuth und Stolz
gemiſchten Unwillen: »meine Seele erhebt ſich zu
»weit uͤber eure Hof-Kleinigkeiten, uͤber eure
»Hof-Spitzbuͤbereien, mich eckelt euer Kram un¬
»ausſprechlich. — O du edler großer Geiſt in Mai¬
»enthal! — —«
Er ging mit durchſchnittenem Herzen weg — der
Nachtwaͤchter, der fuͤr ihn allemal ein transzendenter
war, rief ſeines Lehrers Geſtalt vor ſeine weinende
Seele — und Klotilde mit ihren blaſſen Mienen
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