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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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"und das Band der Freundschaft würde sich auf
"einmal um vier Personen in verschiedenen Schleifen
"wickeln. Diese vierfache Verkettung riße dann kei¬
"ner mehr auseinander und alles ginge zum Teufel.
"Der einzige Maschinengott, der die Knüpfung die¬
"ses Knoten noch verhüten könnte, sey der -- H.
"Hofmedikus. Ihm versage H. le Baut vielleicht
"die Tochter nicht, da er ihr zum Hofdamenamt
"verholfen -- ""welches damals, da ich mich Ih¬
""nen nicht deutlich erklären durfte, gerade meine
""wahre Absicht war, die Sie eben so gut erriethen
""als ausführten."" -- "und da das Schick¬
"sal des Sohns (Flamins, der nach der allgemeinen
"Meynung noch verschollen war) ja in den Händen
"Gr. Herrlichkeit stehe. Auch zweifle er am Ge¬
"winnen der Fürstin nicht, da er (der Doktor) bis¬
"her ihre Gunst besessen und sie ihn dem D. Kuhl¬
"pepper vorgezogen hätte. Durch den Verlust Klo¬
"tildens und Agnola's waren den Schleunesschen
"die Flügel beschnitten." . . . .

Schurke! hätte hier Flamin geflucht; aber Vik¬
tor, der glaubte, diesen moralischen Staubbesen
verdiene nur ein ganzes Leben, nie Eine Handlung
und der mit der größten Intoleranz der Laster eine
zu große Toleranz der Lasterhaften verband, dieser
sagte, aber mit mehr Hitze als man nun vermuthen
wird: "o du gute Fürstin! die deutschen Skor¬

»und das Band der Freundſchaft wuͤrde ſich auf
»einmal um vier Perſonen in verſchiedenen Schleifen
»wickeln. Dieſe vierfache Verkettung riße dann kei¬
»ner mehr auseinander und alles ginge zum Teufel.
»Der einzige Maſchinengott, der die Knuͤpfung die¬
»ſes Knoten noch verhuͤten koͤnnte, ſey der — H.
»Hofmedikus. Ihm verſage H. le Baut vielleicht
»die Tochter nicht, da er ihr zum Hofdamenamt
»verholfen — »»welches damals, da ich mich Ih¬
»»nen nicht deutlich erklaͤren durfte, gerade meine
»»wahre Abſicht war, die Sie eben ſo gut erriethen
»»als ausfuͤhrten.«« — »und da das Schick¬
»ſal des Sohns (Flamins, der nach der allgemeinen
»Meynung noch verſchollen war) ja in den Haͤnden
»Gr. Herrlichkeit ſtehe. Auch zweifle er am Ge¬
»winnen der Fuͤrſtin nicht, da er (der Doktor) bis¬
»her ihre Gunſt beſeſſen und ſie ihn dem D. Kuhl¬
»pepper vorgezogen haͤtte. Durch den Verluſt Klo¬
»tildens und Agnola's waren den Schleunesſchen
»die Fluͤgel beſchnitten.» . . . .

Schurke! haͤtte hier Flamin geflucht; aber Vik¬
tor, der glaubte, dieſen moraliſchen Staubbeſen
verdiene nur ein ganzes Leben, nie Eine Handlung
und der mit der groͤßten Intoleranz der Laſter eine
zu große Toleranz der Laſterhaften verband, dieſer
ſagte, aber mit mehr Hitze als man nun vermuthen
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[300/0310] »und das Band der Freundſchaft wuͤrde ſich auf »einmal um vier Perſonen in verſchiedenen Schleifen »wickeln. Dieſe vierfache Verkettung riße dann kei¬ »ner mehr auseinander und alles ginge zum Teufel. »Der einzige Maſchinengott, der die Knuͤpfung die¬ »ſes Knoten noch verhuͤten koͤnnte, ſey der — H. »Hofmedikus. Ihm verſage H. le Baut vielleicht »die Tochter nicht, da er ihr zum Hofdamenamt »verholfen — »»welches damals, da ich mich Ih¬ »»nen nicht deutlich erklaͤren durfte, gerade meine »»wahre Abſicht war, die Sie eben ſo gut erriethen »»als ausfuͤhrten.«« — »und da das Schick¬ »ſal des Sohns (Flamins, der nach der allgemeinen »Meynung noch verſchollen war) ja in den Haͤnden »Gr. Herrlichkeit ſtehe. Auch zweifle er am Ge¬ »winnen der Fuͤrſtin nicht, da er (der Doktor) bis¬ »her ihre Gunſt beſeſſen und ſie ihn dem D. Kuhl¬ »pepper vorgezogen haͤtte. Durch den Verluſt Klo¬ »tildens und Agnola's waren den Schleunesſchen »die Fluͤgel beſchnitten.» . . . . Schurke! haͤtte hier Flamin geflucht; aber Vik¬ tor, der glaubte, dieſen moraliſchen Staubbeſen verdiene nur ein ganzes Leben, nie Eine Handlung und der mit der groͤßten Intoleranz der Laſter eine zu große Toleranz der Laſterhaften verband, dieſer ſagte, aber mit mehr Hitze als man nun vermuthen wird: »o du gute Fuͤrſtin! die deutſchen Skor¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/310>, abgerufen am 19.05.2024.