Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.kam mit und sagte: "siehst du noch nicht ein, warum Der Leser kann sich leicht denken, daß Viktor kam mit und ſagte: »ſiehſt du noch nicht ein, warum Der Leſer kann ſich leicht denken, daß Viktor <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0312" n="302"/> kam mit und ſagte: »ſiehſt du noch nicht ein, warum<lb/> »ich ſo bleiche Wangen habe und ſo ſchnell in das<lb/> »fromme Thal Emanuels ziehe?» — und Joachime<lb/> tanzte voruͤber und ſagte: ich lache Sie aus, <hi rendition="#aq">mon<lb/> cher</hi>! — und die Fuͤrſtin verhuͤllte ihr unſchuldiges<lb/> Geſicht und ſagte aus Stolz: vertheidige mich<lb/> nicht! — —</p><lb/> <p>Der Leſer kann ſich leicht denken, daß Viktor<lb/> den Namen Klotilde fuͤr zu groß hielt, um ihn nur<lb/> in einer ſolchen Nachbarſchaft in den Mund zu neh¬<lb/> men — wie die Juden den Namen Jehova nur in<lb/> der heiligen Stadt, nicht in den Provinzen auf die<lb/> Zunge nahmen. Seine Seele heftete ſich nun an<lb/> den Nachflor ſeiner Liebe, an die von Zeuſeln be¬<lb/> ſpruͤtzte Agnola. Es war ihm erwuͤnſcht, daß gera¬<lb/> de jetzt der Kaufmann Toſtato aus Kuſſeviz ankom¬<lb/> men muſte, um ſeine katholiſche Oſterbeichte in der<lb/> Stadt abzuthun: er konnte bei ihm doch auf Ver¬<lb/> ſchwiegenheit uͤber die Maskopei-Rolle in der Bude<lb/> bringen, damit er der gemißhandelten Fuͤrſtin we¬<lb/> nigſtens den Schmerz uͤber eine gutgemeinte Belei¬<lb/> digung, uͤber die in die Uhr inhaftirte Liebeserklaͤ¬<lb/> rung erſparte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [302/0312]
kam mit und ſagte: »ſiehſt du noch nicht ein, warum
»ich ſo bleiche Wangen habe und ſo ſchnell in das
»fromme Thal Emanuels ziehe?» — und Joachime
tanzte voruͤber und ſagte: ich lache Sie aus, mon
cher! — und die Fuͤrſtin verhuͤllte ihr unſchuldiges
Geſicht und ſagte aus Stolz: vertheidige mich
nicht! — —
Der Leſer kann ſich leicht denken, daß Viktor
den Namen Klotilde fuͤr zu groß hielt, um ihn nur
in einer ſolchen Nachbarſchaft in den Mund zu neh¬
men — wie die Juden den Namen Jehova nur in
der heiligen Stadt, nicht in den Provinzen auf die
Zunge nahmen. Seine Seele heftete ſich nun an
den Nachflor ſeiner Liebe, an die von Zeuſeln be¬
ſpruͤtzte Agnola. Es war ihm erwuͤnſcht, daß gera¬
de jetzt der Kaufmann Toſtato aus Kuſſeviz ankom¬
men muſte, um ſeine katholiſche Oſterbeichte in der
Stadt abzuthun: er konnte bei ihm doch auf Ver¬
ſchwiegenheit uͤber die Maskopei-Rolle in der Bude
bringen, damit er der gemißhandelten Fuͤrſtin we¬
nigſtens den Schmerz uͤber eine gutgemeinte Belei¬
digung, uͤber die in die Uhr inhaftirte Liebeserklaͤ¬
rung erſparte.
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