die lichte gereinigte Ebene. . . . Aber über ihm, hinter dem weggerissenen Vorhang glänzte das Al¬ lerheiligste, die Sternennacht. --
Wie eine Sonne ging der größte Gedanke des Menschen am Himmel auf -- meine Seele wurde eingedrückt, wenn ich gen Himmel sah -- sie wurde aufgehoben, wenn ich auf die Erde sah --
Denn der Unendliche hat in den Himmel seinen Namen in glühenden Sternen gesäet, aber auf die Erde hat er seinen Namen in sanften Blumen gesäet.
"O Julius, sagt ich, bist du heute gut gewesen?" -- Er antwortete: "Ich habe nichts gethan außer "Weinen."
"Julius knie nieder und entferne jeden bösen Gedanken -- höre meine Stimme beben, fühle meine Hand zittern -- ich knie neben dir.
"Wir knien hier auf dieser kleinen Erde vor der Unendlichkeit, vor der unermeßlichen über uns schwe¬ benden Welt, vor dem leuchtenden Umkreis des Raums. Erhebe deinen Geist und denke was ich sehe. Du hörst den Sturmwind, der die Wolken um die Erde treibt -- aber du hörst den Sturm¬ wind nicht, der die Erden um die Sonne treibt, und den größten nicht, der hinter den Sonnen weht und sie um ein verhülltes Universum führt, das mit Sonnenflammen im Abgrund liegt. -- Trete von
die lichte gereinigte Ebene. . . . Aber uͤber ihm, hinter dem weggeriſſenen Vorhang glaͤnzte das Al¬ lerheiligſte, die Sternennacht. —
Wie eine Sonne ging der groͤßte Gedanke des Menſchen am Himmel auf — meine Seele wurde eingedruͤckt, wenn ich gen Himmel ſah — ſie wurde aufgehoben, wenn ich auf die Erde ſah —
Denn der Unendliche hat in den Himmel ſeinen Namen in gluͤhenden Sternen geſaͤet, aber auf die Erde hat er ſeinen Namen in ſanften Blumen geſaͤet.
»O Julius, ſagt ich, biſt du heute gut geweſen?« — Er antwortete: »Ich habe nichts gethan außer »Weinen.«
»Julius knie nieder und entferne jeden boͤſen Gedanken — hoͤre meine Stimme beben, fuͤhle meine Hand zittern — ich knie neben dir.
»Wir knien hier auf dieſer kleinen Erde vor der Unendlichkeit, vor der unermeßlichen uͤber uns ſchwe¬ benden Welt, vor dem leuchtenden Umkreis des Raums. Erhebe deinen Geiſt und denke was ich ſehe. Du hoͤrſt den Sturmwind, der die Wolken um die Erde treibt — aber du hoͤrſt den Sturm¬ wind nicht, der die Erden um die Sonne treibt, und den groͤßten nicht, der hinter den Sonnen weht und ſie um ein verhuͤlltes Univerſum fuͤhrt, das mit Sonnenflammen im Abgrund liegt. — Trete von
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die lichte gereinigte Ebene. . . . Aber uͤber ihm,
hinter dem weggeriſſenen Vorhang glaͤnzte das Al¬
lerheiligſte, die Sternennacht. —
Wie eine Sonne ging der groͤßte Gedanke des
Menſchen am Himmel auf — meine Seele wurde
eingedruͤckt, wenn ich gen Himmel ſah — ſie wurde
aufgehoben, wenn ich auf die Erde ſah —
Denn der Unendliche hat in den Himmel ſeinen
Namen in gluͤhenden Sternen geſaͤet, aber auf die
Erde hat er ſeinen Namen in ſanften Blumen
geſaͤet.
»O Julius, ſagt ich, biſt du heute gut geweſen?«
— Er antwortete: »Ich habe nichts gethan außer
»Weinen.«
»Julius knie nieder und entferne jeden boͤſen
Gedanken — hoͤre meine Stimme beben, fuͤhle meine
Hand zittern — ich knie neben dir.
»Wir knien hier auf dieſer kleinen Erde vor der
Unendlichkeit, vor der unermeßlichen uͤber uns ſchwe¬
benden Welt, vor dem leuchtenden Umkreis des
Raums. Erhebe deinen Geiſt und denke was ich
ſehe. Du hoͤrſt den Sturmwind, der die Wolken
um die Erde treibt — aber du hoͤrſt den Sturm¬
wind nicht, der die Erden um die Sonne treibt,
und den groͤßten nicht, der hinter den Sonnen weht
und ſie um ein verhuͤlltes Univerſum fuͤhrt, das mit
Sonnenflammen im Abgrund liegt. — Trete von
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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